Mord in Tarsis
dir die Welt an.«
Mißtrauisch schaute sie ein Pferd an. »Ich bin noch nie geritten.«
»Ich bringe es dir bei«, sagte Badar. »Reite eine Weile bei mir mit. Ich zeige dir, was du tun mußt.« Er streckte ihr seine Hand hinunter. Muschelring lächelte und schlug ein. Mit einem leichten Ruck zog er sie hinter sich in den Sattel.
»Das war eine leichte Sache«, sagte Nistur.
Eisenholz lachte herzlich. »Was sind wir für eine Gruppe! Seht uns nur an: ein überall abgelehnter Söldner, ein Assassine, der nicht mehr morden kann, ein Zauberer, der der Magie abgeschworen hat, eine Diebin und zwei ausgestoßene Barbaren!«
»Und doch hat das Schicksal uns zusammengeführt«, stellte Nistur fest.
»Richtig«, stimmte Stunbog zu. »Und ich kann mir nicht helfen; ich glaube, es hat einen Sinn.«
»Vielleicht haben wir die Welt vor einem Tyrannen bewahrt«, sagte Nistur.
Stunbog nickte. »Stimmt, aber vieles von der Gefahr haben wir selbst geschaffen. Ist euch nicht der Gedanke gekommen, daß wir vier – Nistur, Eisenholz, Muschelring und ich – uns sehr ähnlich sind? In der Vergangenheit hat bei jedem von uns das Leben eine böse Wendung genommen, und wir versuchten, über den einfachen Weg Wohlstand zu erlangen. Eigentlich dürfte ich Muschelring nicht mitzählen, denn ihr blieb keine andere Wahl, als das Leben einer Diebin zu ergreifen. Wir drei haben keine solche Entschuldigung. Ich denke, wir alle haben unsere Chance bekommen, unsere Sünden und das Böse, das wir in die Welt gebracht haben, wiedergutzumachen. Wir müssen diese Gelegenheit weise nutzen. Wir bekommen keine zweite, denn, wie wir gerade mit angesehen haben, es gibt noch wahre Gerechtigkeit auf Ansalon.«
Als sie auf ihren Pferden saßen und den schwarzen Rauch anstarrten, der sich nun über Tarsis erhob, dachten sie über diese ernüchternden Worte nach.
»Aber was sollen wir tun?« fragte Muschelring schließlich.
»Ist das nicht offensichtlich?« fragte Nistur. »Wir hatten den Auftrag, einen Mordfall zu lösen. Wenn ich so sagen darf, haben wir diese Aufgabe doch geradezu exzellent gelöst. Wenn der Fürst von Tarsis ein solches Problem hatte, warum dann nicht auch andere? Lassen wir uns doch als Verbrechensbekämpfer einstellen, als Jäger von Mördern und Helden der Gerechtigkeit! Glaubt ihr, die da«, seine ausholende Geste umfaßte die Stadt Tarsis, »wären eine Ausnahme? Natürlich nicht!«
»Wohin also sollen wir ziehen?« überlegte Eisenholz.
Nistur lehnte sich im Sattel vor. »Ach, meine Freunde, das ist das Schöne an dieser Laufbahn! Im Gegensatz zu Söldnern müssen wir keinen Krieg suchen. Im Gegensatz zu Kaufleuten müssen wir keinen Markt finden.« Er lehnte sich zurück und breitete weit die Arme aus. »Ganz gleich, wohin wir gehen, wir werden immer Verderbtheit finden! Und dort sind wir dann in unserem Element.«
Und damit wendeten sie ihre Pferde und ließen Tarsis, die Stolze, hinter sich.
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