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Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Titel: Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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ganz zufrieden damit, tot zu sein. Es war so ... behaglich. Und mein Leben schien mir in letzter Zeit alles andere als behaglich gewesen zu sein. Als ich also spürte, wie mein Körper von rauen Händen aus dem kleinen hölzernen Sarg des Etagenbetts gehievt wurde, rebellierte ich. Beziehungsweise tat ich das Einzige, wozu mein Körper noch in der Lage war: Ich stöhnte.
    »Er lebt. Hol die Sanis. Gott, wie der stinkt!«
    Was erwarteten sie? Von irgendwo tauchte ein Fragment meines zersplitterten Gedächtnisses auf, und ich erinnerte mich daran, wie meine Quartiergenossen gemuffelt hatten, als ich hier ankam. Dann verschwand der Gestank. Es gab andere Dinge, um die man sich sorgen musste. Etwa die Schläge. Ich weiß nicht mehr viel von den Leuten, die sie austeilten – sie sahen alle aus wie Wölfe –, aber ich weiß, dass sie mir galten. Ich schätze, es tat weh, als die Amerikaner mich dort herauszogen, aber auch daran erinnerte ich mich nicht mehr. Später kehrten die Schmerzen zurück. Zusammen mit dem Licht.
    Ich versuchte, das alles meiner Mutter zu erklären, als sie mich in diesem Krankenhaus in Hatfield besuchte, 400 Meilen von zu Hause entfernt und das erste Mal, dass sie sich südlich der Grenze aufhielt. Sie sah alt und verunsichert aus, als sie durch die Tür der Station hereinkam. Sie war schon immer klein gewesen, doch jetzt schlotterte ihr bester Mantel wie ein nasser Sack an ihrem winzigen Körper. Viel zu lang, viel zu weit. Außerdem fielen mir ihr ergrautes Haar und ihre zerfurchte Haut auf. Das Make-up konnte daran auch nichts ändern. Früher hatte sie sich nie geschminkt. Sie sah mit dem Chemiebaukasten im Gesicht aus wie meine Tante Jeannie, die zuletzt in ihrer gefütterten Kiste den Balsamierungskünsten des Bestatters zum Opfer gefallen war.
    Mum stand wie angewurzelt da und knetete nervös den Griff ihrer Handtasche. Sie suchte die Betten nach meinem Gesicht ab. Ihr angstvoller Blick glitt über mich hinweg, nicht nur einmal, sondern zweimal. Die Verbände um meinen Kopf waren nicht gerade hilfreich, ebenso wenig meine eingefallenen Wangen und das eingefrorene Grinsen, die meinem kraftlosen Versuch entsprangen, sie anzulächeln. Dann entdeckte sie mich schließlich, und nach der Begrüßung – kein englisches Wort besitzt so viel Ausdruckskraft wie ein von Herzen kommendes Schluchzen – berichtete sie mir vom Schicksal meiner Freunde und was ich für ein unverschämtes Glück gehabt hatte.
    Big Tam hatte es nicht geschafft. Er starb bei der Landung am Gold Beach mit der Hälfte seines Regiments. Und Archie galt als vermisst und tot, wie es im Telegramm an seine Mutter hieß. Irgendwo über Deutschland war sein Flugzeug aus dem Himmel in das flammende Inferno gestürzt, das die Bomber angerichtet hatten. Ich fragte mich, wie man sich fühlen mochte, wenn die Luft über den Flugzeugrumpf kreischte und einem die Leuchtspurgeschosse entgegenkamen, während man in den selbst aufgeschichteten Scheiterhaufen knallte. Vielleicht so wie früher, als wir selbstmörderisch und laut kreischend mit unseren Rädern den 45-Grad-Abhang in Burns’ Park hinunterpesten? Archie und Tam und ich auf unseren Klapperkisten ohne Bremsen? Ruhm oder Untergang? Anscheinend hatte ich den Ruhm abbekommen, auch wenn mir gar nicht danach zumute war. Nicht mit einer Stahlplatte im Schädel.
    Und jetzt fürchtete ich mich davor, nach Schottland zurückzugehen. Fürchtete, was ich dort finden und wen ich nicht finden würde. Fürchtete mich vor den Blicken der fröhlichen Mädchen aus meiner unbeschwerten Jugend, wenn sie mich jetzt sahen. Fürchtete, in ihren Augen Dinge zu lesen, die mir meine eigenen nicht verraten wollen. Dass die Kopfverletzung tiefer ging. Dass ich nich’ ganz Klarschiff war, wie sie es nennen würden. Also blieb ich hier in London, schlich um meine letzten bekannten Aufenthaltsorte herum, suchte nach Hinweisen auf meine verlorene Zeit und löcherte die Leute mit Fragen, ob sie mich kannten. Und erspähte das Misstrauen der Gesunden gegenüber den Verrückten.
    »Ich glaube, ich habe einen Mann getötet.« Die Worte hingen zwischen uns wie eine frisch aufgedeckte Karte in einer Partie Poker. Mitgehen oder erhöhen. Doch die Blonde hatte es so beiläufig formuliert, als würde sie von einem abgebrochenen Fingernagel reden.
    Ich knöpfte den unteren Knopf meiner Strickjacke zu und schlenderte zum Kamin hinüber, stieß die ausglühenden Briketts mit der Schuhspitze an, um ihnen die verbleibende

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