Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
Vom Netzwerk:
gekümmert. Und dann hat der plötzlich auch a Bankl g’rissen 145 . Nur Pech hat’s g’habt…unsere Kleine… nur Pech…«
    »Ein Vetter war bei ihr? Wie hat denn der ausg’schaut?«
    Die Hausmeisterin zuckte mit den Schultern.
    »Na, ganz normal. A junger Mensch, so wie Sie. Net ganz so kräftig wie Sie und etwas kleiner. Braune Haare hat er g’habt, breite Schultern und a markant g’schnittenes G’sicht…«
    Nechyba zuckte zusammen. Konnte das möglich sein? Er zog eine Photographie heraus, die er vom toten Budka in der Pathologie hatte machen lassen, und zeigte sie der Hausmeisterin. Die schaute sich das Bild genau an und nickte dann.
    »Ja, das is er. Beziehungsweise das war er. Der liebe Vetter Franz…«
     
     
     

XV/2.
    Obwohl es Sonntag war , stand er früh auf. Er ging hinaus in die Küche und entfachte die Glut im Herd, die zum Glück nicht ausgegangen war, zu einem knisternden Feuer. Dann begann er, mit der Kaffeemühle Bohnen zu mahlen. Schließlich griff er zu dem Kupferkännchen, gab den gemahlenen Kaffee und etwas Zucker hinein und stellte es auf die mittlerweile heiß gewordene Herdplatte. Mit einem Löffel rührte er das Kaffee-Zucker-Gemisch mehrmals um und goss dann langsam immer wieder ein bisschen Wasser drauf. Bis schließlich ein heißes, dickes Gebräu in dem Kännchen blubberte. Nun schnappte sich Nechyba ein Küchentuch, denn der Stil des Kupferkännchens war ziemlich heiß und goss die Hälfte des Kaffees in eine große Schale. Die zweite Hälfte samt Kaffeesud goss er in eine kleinere Schale. Noch ein bisschen tramhapert tapste Nechyba zu dem Eck in der Küche, wo er sich vor Jahren ein gemauertes Vorratsregal, das mit dicken Holztüren verschlossen wurde, hatte machen lassen. Hier, es war ein kühles Eck, in das sich nie ein Sonnenstrahl verirrte, wurden die verderblichen Lebensmittel aufbewahrt. Liebevoll nannte er es seine Speisekammer. Ihr entnahm er eine halbvolle Flasche Milch und schwenkte diese gegen das Morgenlicht. Die Milch sah noch gut aus, keinerlei Bröckerln oder Klumpen. Vorsichtig setzte er die Flasche an die Lippen und kostete einen kleinen Schluck. Nein, sie säuerte noch nicht. Geschmacksmäßig war sie in Ordnung. Also füllte er die große Schale mit Milch auf. Dann nahm er mit Genuss einen ersten Schluck von seiner kleinen Schale. Heiß rann das koffeinhaltige Elixier seinen Schlund hinunter und bahnte sich über die Magenschleimhäute den Weg in Nechybas Blutkreislauf, den es alsbald aufs Angenehmste belebte. Den Milchkaffee brachte er seiner Frau ans Bett. Zärtlich weckte er sie und reichte ihr die Schale. Sie stopfte sich seinen Polster zusätzlich zu ihrem eigenen in den Rücken, setzte sich auf, blinzelte verschlafen und lächelte:
    »Nechyba, du verwöhnst mich…«
    Er lächelte verlegen, streichelte über ihr zerrauftes Haar und ging zurück in die Küche. Dort schnitt er drei Scheiben Brot ab und strich Butter drauf. Nachdem er seiner Frau ein Butterbrot ans Bett gebracht hatte, belegte er die beiden anderen mit Käse und dicken Scheiben ungarischer Salami, die er unter einiger Mühe mit dem nicht allzu scharfen Küchenmesser von der Salamistange herunterschnitt. Während er kaute und Kaffee schlürfte, ging ihm der Aufwand durch den Kopf, der heute auf Befehl des Ministerpräsidenten in Wien betrieben werden würde: Weit über 1000 Beamte der Sicherheitswache, über 200 berittene Polizisten, über 100Polizeiagenten und dazu als Reserve einige Infanteriebataillons und Kavallerieeskadrons standen bereit. Denn die Regierung fürchtete, dass die heute stattfindende Teuerungsdemonstration außer Kontrolle geraten könnte. Mit Genugtuung erinnerte er sich an seine letzte Besprechung mit Zentralinspector Dr. Pamer, bei der ihn dieser ausdrücklich gelobt hatte.
    »Sie sind ja doch ein guter Kriminalist, Nechyba. Respekt, wie sie den Raubmord an dem Direktor Hubendorfer aufgeklärt haben. Und dass Sie nachgewiesen haben, dass das eigentlich gar kein Raubmord, sondern ein brutales Eifersuchtsdrama war… Ich will Ihnen aber auch meine Anerkennung dafür aussprechen, dass Sie den Oprschalek g’funden haben. Ein offener Fall, der nun geklärt ist und den wir nun zu den Akten legen können. Wer hätte gedacht, dass dieser Spitzbube zu solchen Maskeraden fähig ist? Wichtig war auch, dass Sie die Pension im ersten Bezirk gefunden haben, wo der Oprschalek am Ende logiert hat. Mit dem dort gefundenen Geld, der Aktentasche und dem gestohlenen Anzug hamma

Weitere Kostenlose Bücher