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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Und auch das Omelett, zu dem er zwei weitere Kaisersemmeln verzehrte, war köstlich. Als er satt und zufrieden dasaß, an einem ›Goldblatt‹ nippte und mit Wohlgefallen feststellte, wie der Treberne seinem Magen die gierig runtergeschlungenen Speisen aufs Angenehmste verdauen half, erschien Nechyba. Müde und abgespannt ließ er sich vis-à-vis von Goldblatt auf die Sitzbank fallen. Der Redakteur, dem es nun wieder glänzend ging, konnte sich folgende Bemerkung nicht verkneifen:
    »Nechyba, wie schau’n Sie denn aus? Ist ein Konvoi von Fiakern über Sie drübergefahren?«
    »Ihre blöden Scherze können Sie sich sparen… Mein Tag war schlimm genug. Das vergönn’ ich meinem schlimmsten Feind nicht.«
    »Ich war vorher gerade bei meiner Mama. Das war auch nicht lustig…«
    Nechyba bestellte sich beim Ober einen großen Mokka und ein Stück Mohnstrudel, dann fragte er beiläufig:
    »Hat Sie Ihnen vorgeworfen, dass Sie sie viel zu selten besuchen?«
    »Das auch. Aber, Nechyba, viel schlimmer ist, dass sie meiner gesamten Verwandtschaft erzählt hat, ich sei Bettnässer.«
    Nechyba musste lachen.
    »Nicht bös’ sein, aber Ihre alte Dame hat schon Humor…«
    »Was heißt Humor? Die meint das ernst!«
    »Und?«
    »Und, was?«
    »Sind Sie Bettnässer?«
    »Natürlich nicht!«, murmelte Goldblatt. Er nippte an seinem Kaffee und starrte eine Zeit lang wortlos in seine nunmehr fast leere Schale. Schließlich sagte er leise und mit traurigem Gesicht:
    »Als Kind war ich tatsächlich Bettnässer. In meiner Schulklasse bin ich der Kleinste und Schwächste gewesen… Da haben sich alle anderen immer an mir abreagiert: Wenn’s schlechte Noten, ein Nachsitzen oder sonst eine Disziplinarmaßnahme gab… Immer musste ich die Wut meiner Mitschüler ausbaden. Oft hab’ ich mir am Morgen überlegt, ob ich überhaupt noch in die Schule gehen soll. Manchmal bin ich dann lieber zur Ferdinandsbrücke gegangen… Dort bin ich dann g’standen und hab mir überlegt, runterzuspringen in die kalten, braunen Fluten des Donaukanals. Damit ich endlich a Ruh’ hab…«
    Nechyba war plötzlich ernst. Leise sagte er:
    »Hören Sie, Goldblatt: Ich wollt Ihnen nicht zu nahe treten. Meine blöden Bemerkungen tun mir leid.«
    Und nach einiger Zeit des gemeinsamen Schweigens fügte er hinzu:
    »Von Ihrer Frau Mama ist das übrigens auch nicht nett, dass sie bei Ihnen alte Wunden aufreißt…«
    Goldblatt seufzte:
    »Ja, ja,… die Mama…«
    Goldblatt betrachtete, ganz in sich versunken, wie Nechyba seinen Mohnstrudel aß. Dann räusperte sich sein Gegenüber und wechselte das Thema:
    »Ich hab’ heute ein paar Sachen herausgefunden, die werden Sie interessieren.«
    Goldblatt wachte aus seiner Lethargie auf und fragte interessiert:
    »Betrifft das den Budka?«
    »Nicht nur. Aber alles der Reihe nach…«
    Nechyba bestellte sich ebenfalls einen ›Goldblatt‹ und begann von seinen Ermittlungen im Hotel Hungaria und dem Gespräch mit Schottek zu erzählen. Dann schilderte er dem Redakteur, dass er sich nachmittags ins Verschleißmagazin des Ersten Wiener Consum-Vereins in der Pilgramgasse begeben hatte. Nun zündete sich Nechyba mit Bedacht eine Virginier an. Goldblatt drängte:
    »Und was haben Sie dort über die Friederike Nemec herausgefunden?«
    »Eine ganze Menge… Zum Beispiel, dass sie zwei Pantscherln 143 gehabt hat…«
    »Gleichzeitig?«
    »Ja, gleichzeitig. Das erste war so ein klassisches ›Süßes Mädel-Verhältnis‹ mit dem Herrn Direktor Hubendorfer!«
    »Der, den man in einem Stiegenhaus beim Nordbahnhof erschlagen aufgefunden hat? Und mit dessen Frau Sie dann…?«
    »Pssst! Goldblatt, ich will nichts davon hören! Das hab ich Ihnen in einem schwachen Moment erzählt!«
    »T’schuldigung. Ich möchte nur die Zusammenhänge richtig verstehen.«
    Nechyba holte tief Luft:
    »Ja, mit dem! Und außerdem, Sie werden es nicht glauben, mit dem Budka. Das hat allerdings erst heuer im März ang’fangen. Die Nemec war richtig verliebt in den. Das hat mir eine ihrer Kolleginnen erzählt, bei der die Fritzi Nemec immer ihr Herz ausgeschüttet hat. Dem Hubendorfer konnte sie nicht den Weisel 144 geben, weil der sie finanziell unterstützt hat und weil er außerdem ein hohes Tier im Ersten Wiener Consum-Verein war. Aber den Budka, den hat’s richtig gern g’habt.«
    »Na, das ist ja pikant… was ist eigentlich mit der Fritzi Nemec geworden? Lebt die noch?«
    »Geh, wo denn! Das ist ja das Merkwürdige an der ganzen G’schicht. Eine

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