Mord zur besten Sendezeit
Pferd und ohne Bremse bergab rast.
»Ich lade meine Kinder zu einer Einweihungsfeier in die neue Wohnung ein.«
»Den Teufel wirst du tun!«
»Warum nicht? Es sind schließlich meine Kinder.«
»Es ist mein Zuhause. Nicht ihres.« Ihre Stimme war kalt, ihre Kiefer stahlhart.
»Es ist auch meines, und es sind meine Kinder.«
Sie schob die Unterlippe vor. Ihre Augen verengten sich bedrohlich.
Adam spürte, wie sich sein Magen vor Angst noch ein bisschen mehr verkrampfte.
»Wenn du darauf bestehst, Adam, dann gehe ich. Du hast die Wahl. Ich oder deine Brut.«
Seine Courage schien ihn völlig zu verlassen. Plötzlich sehnte er nur noch einen Kompromiss herbei. Er wollte sie glücklich machen, ihr versichern, dass alles so sein sollte, wie sie es wollte.
»Arabella, Schätzchen …«
Sie schüttelte die Hand ab, die er ihr zur Beruhigung auf den Arm gelegt hatte.
»Nimm deine schmierigen Pfoten weg.«
Er fuhr zurück, als hätte er sich die Fingerspitzen verbrannt.
»Das hast du früher nie gesagt.«
»Nun, dann sage ich es eben jetzt«, knurrte sie, und langsam stieg eine hässliche Röte von ihrem Hals zu ihren Wangen auf.»Ich habe keine Lust, deine widerwärtige Brut in unserem neuen Zuhause willkommen zu heißen. Und wenn du weißt, was gut für dich ist …«
Widerwärtige Brut …?
Die Worte brannten sich in sein Gehirn ein. Die ätzende Kritik, die er ständig zu hören bekam, schon all die Jahre lang, die er im Kielwasser dieser selbstsüchtigen Frau schwamm, schien er nun nicht mehr ertragen zu können. Er hörte kaum, was sie noch alles sagte, denn in ihm war etwas zerbrochen.
Plötzlich merkte er, dass Arabella japste und prustete. Er sah, dass er die Hände um ihren Hals gekrallt hatte, bemerkte, dass ihre Augen hervorquollen, sah die blitzenden Ringe an den Fingern, mit denen sie seinen Griff zu lockern versuchte.
Das Nächste, woran er sich erinnerte, war, dass er mit den Fäusten an die Tür eines guten Freundes hämmerte, dem er seine schreckliche Sünde beichten wollte.
Vier
Honey Driver öffnete blinzelnd die Augen und schaute zur Decke hinauf. Ein Nachtfalter flatterte immer wieder dagegen, ehe er sich in Richtung Fenster und Tageslicht stürzte.
Honeys Telefon klingelte, sie überprüfte die Nummer, sah, dass es Doherty war, und antwortete.
»Honey«, sagte er.
»Stevie. Irgendwelche Wehwehchen?«
»Hier und da und an ein paar sehr interessanten Stellen. Ich zeig’s dir später. Aua …«
Sie grinste. »Das hat wohl weh getan?«
»Ach was, nur ein kleines Ziepen.«
»Vielleicht bist du für Rugby doch nicht fit genug?«
»So würde ich das nicht formulieren. Wie war es gestern Abend auf der Party?«
»Okay.« Sie sagte das ganz leichthin, als wäre die Veranstaltung so lala gewesen.
John Rees erwähnte sie gar nicht. »Ich habe ein paar berühmte Leute gesehen.«
»Irgendwelche Profi-Rugbyspieler?«
»Möglicherweise.«
»Aber du hättest sie nicht bemerkt, selbst wenn du über einen gestolpert wärst. Stimmt’s?«
»Ich weiß schon, wie die aussehen – im Allgemeinen.«
Nachdem er zugegeben hatte, dass er sich gerade in einem warmen Bad räkelte, und sie eingeladen hatte, ihm dort Gesellschaft zu leisten, einigten sie sich darauf, sich so schnell wie möglich zu treffen.
»Ich habe gestern Abend gehört, wie eine Frau drohte, eine andere umzubringen«, erzählte Honey ihm.
Am anderen Ende der Leitung hörte sie wieder dieses leise, schmerzliche Aufstöhnen.
»Erzähl es mir später. Ich muss mich erst ein bisschen einreiben.«
»Ich wünschte, ich wäre da.«
»Ich auch.«
Nach zehn Minuten unter der warmen Dusche waren Honeys Gedanken ganz klar, und ihr Körper kribbelte angenehm. Verschiedenes ging ihr durch den Kopf, und beinahe alles hatte mit dem Vorabend zu tun.
John Rees führte diese Kolonne an, gefolgt von den berühmten und nicht ganz so berühmten VIPs des Abends, der Frau in Rosa und Weiß und der Morddrohung, die Honey auf der Damentoilette mit angehört hatte. Eine solche Morddrohung durfte man sicherlich nicht ganz ernst nehmen. Leute drohten einander ja andauernd, und meistens hatte es gar nichts zu bedeuten.
John Rees war reizend gewesen, wenn auch ein wenig zerstreut. Sie fragte sich, ob es eine neue Frau in seinem Leben gab. Nicht dass sie sich einbildete, die »alte Liebe« gewesen zu sein. Keineswegs. Na ja. Nicht unbedingt. Da war schon ein gewisses heißes Flirren zwischen ihnen, zumindest früher war es da gewesen. Doch dann war
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