Mord zur besten Sendezeit
betätigt hatte, war alles da draußen vorbei.
Die Tür, die von den Toiletten auf den steingepflasterten Gang und zur Party zurück führte, fiel krachend hinter den beiden zu. Keine der beiden Frauen wollte erkannt werden. Die eine Dame war eindeutig Arabella Rolfe gewesen. Von der anderen wusste Honey nur, dass sie Arabella am liebsten umbringen würde.
Drei
Adam Rolfe schaute von seiner unberührten Tasse Kaffee zu seinem ältesten Sohn Dominic hinüber und spürte nichts als großes Bedauern.
»Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht für dich da war …«
»Ach, was du nicht sagst.«
Dominics Stimme war voller Sarkasmus. Sein Haar war zu lang. Selbst nachdem er das Haar aus dem Gesicht geschüttelt hatte, konnte sein langer seidenglatter Pony, der an den Enden nach oben gebogen war, die Verachtung in seinen Augen nicht verbergen.
Adam war völlig entnervt. Er starrte in seinen inzwischen kalt gewordenen Kaffee und auf sein Essen, das er nicht einmal angerührt hatte. Ringsum war der Lärm des Café Rouge in der Milsom Street. Leute plauderten bei einem Glas Wein, beim Essen oder beim Kaffee. Kellner flitzten zwischen den Tischen hin und her, kritzelten Bestellungen auf kleine Blocks, lächelten freundlich.
Obwohl Adam Rolfe von all dieser Geschäftigkeit, all diesen Menschen und all diesem Lärm umgeben war, fühlte er sich schrecklich einsam und hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen.
Sein ältester Sohn war achtzehn Jahre alt. Ihn hatte es wahrscheinlich am härtesten getroffen, als sein Vater seine Mutter wegen der schicken, glamourösen Arabella verlassen hatte.
Adams schlechtes Gewissen war in letzter Zeit noch schlechter geworden, wahrscheinlich weil die Flammen der Leidenschaft zwischen ihm und seiner zweiten Frau nicht mehr ganz so heiß loderten wie einst. Denn im Grunde war sie eine egoistische Zicke.
Adam liebte seinen Sohn von ganzem Herzen und wollteunbedingt noch einmal versuchen, ihn wieder für sich zu gewinnen.
Er rang sich ein strahlendes Lächeln ab. »Aber ich kann dich an der Uni besuchen, wenn du das möchtest.«
Selbst in seinen Ohren klang dieses Angebot jämmerlich und so, als hinge es davon ab, wie sehr Arabella ihm Druck machte, sobald sie Wind von Adams Plänen bekam. Arabella mochte es gar nicht, dass er irgendwo ohne sie hinging – besonders wenn es Familientreffen waren. Die versuchte sie ihm gewöhnlich auszureden. Wenn sie irgendwo nicht hingehen konnte oder wollte, dann durfte er das auch nicht. Dominic schaute seinen Vater mit dunklen Augen an, in denen mehr Vorwurf und Reife lagen, als Adam je bemerkt hatte.
»Wenn sie es erlaubt. Gib’s zu, Dad, sie hat bei euch die Hosen an. Sie kann es nicht leiden, wenn wir zu Besuch sind. Wenn ›Ihre Majestät‹ uns, selten genug, gnädigst erlaubt, euch zu besuchen, dann nur, wenn wir Wochen im Voraus einen Termin ausgemacht haben. Kannst du dich überhaupt noch erinnern, wann wir zum letzten Mal zusammen Weihnachten gefeiert haben?«
Adam zuckte zusammen. Die dunklen Augen in dem bleichen Gesicht erinnerten ihn daran, wie Susan ihn angeschaut hatte, als er ihr mitgeteilt hatte, er würde sie und die Kinder wegen der Glamour-Frau aus dem Fernsehen verlassen.
Man hatte Arabella gewarnt, ihre Karriere könnte unter dieser Affäre leiden, ihr Image vom zuckersüßen netten Mädchen von nebenan wäre dann für immer angekratzt. Arabella hörte nicht einmal hin. Sie war überzeugt, dass sie alles haben konnte – alles, was sie wollte, und dazu gehörte eben auch er. Damals hatte er sich geschmeichelt gefühlt, dass sie für ihre Liebe – und für ihn – alles aufs Spiel setzte.
Als die Nachricht über ihre Affäre an die Öffentlichkeit drang, verlangte der Fernsehsender, dass Arabella sie beendete, und zwar pronto. Doch Arabella war sich ihrer eigenen Bedeutung so sicher gewesen, dass sie sich wieder geweigert hatte, aufgute Ratschläge zu hören, und nur auf ihre Einschaltquoten und die wöchentlich eintreffenden Säcke voller Fanpost verwiesen hatte.
Adam war ihr völlig verfallen, hatte Frau und Kinder im Stich gelassen und sich scheiden lassen. Die Hochzeitsfotos von Adam und Arabella hatten zwei ganze Seiten einer Klatschzeitung eingenommen. Die beiden hatten eine stattliche Summe dafür eingestrichen, zum einen von der Zeitschrift selbst, zum anderen von den Herstellern einer Gourmet-Eiskrem.
Die Doppelseite in dem Klatschblatt war der Höhepunkt ihrer Beziehung gewesen. Das hatte damals allerdings keiner
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