Mord zur besten Sendezeit
Detective Chief Inspector Steve Doherty aufgetaucht. Und sie hatte sich entschieden.
»Trotzdem«, murmelte sie. »Nur weil man eine Diät macht, heißt das doch nicht, dass man nicht die Speisekarte lesen darf. Oder ab und zu ein bisschen was knabbern kann …«
Sie rief sich streng zur Ordnung.
»Nein. Das ist unartig«, tadelte sie sich, schüttelte den Kopf und ließ sich noch einmal das Wasser über den Schädel rinnen.
Dohertys Einladung zum gemeinsamen Bad, John Rees und der Gedanke an Sex im Allgemeinen hatten ihren Appetit angeregt. Als sie durch die Restaurantküche kam, schnappte siesich ein Würstchen, eine Scheibe Speck und ein Spiegelei und quetschte alles zusammen zwischen zwei Scheiben Brot.
Na gut, das war nicht gerade gesund, aber es war schnell zubereitet, und sie konnte es herunterschlingen, während Leute auscheckten und das Personal sich für die Tagesschicht anmeldete.
Im Empfangsbereich hatte sie nur mit Gästen gerechnet, die ihre Rechnungen bezahlten, nachdem sie ein ziemlich ungesundes volles englisches Frühstück verzehrt hatten. Stattdessen erwarteten sie dort auch wahre Berge von Toilettenpapier.
»Das ist gerade geliefert worden«, sagte Anna, ihre fleißige Mitarbeiterin aus Polen, die ohne größere Probleme ein Kind nach dem anderen bekam. »Ich glaube, es ist viel mehr als sonst. Es hat nicht alles ins Vorratslager gepasst.«
Honey stand mit weit offenem Mund da. Der Toilettenpapierberg bestand aus Paketen zu je zwölf Rollen und war eine ziemlich gute Annäherung an die Cheops-Pyramide.
»Ich kann es nicht glauben.«
»Stimmt aber!« Anna schien beinahe beleidigt zu sein. »Sehen Sie? Hier ist der Lieferschein, den Leski mir gegeben hat.«
Honey runzelte die Stirn. »Leski? Der Mann, der sonst hier liefert, heißt George.«
»George ist in Rente gegangen und angelt jetzt in Schottland. Nun haben wir Leski. Er ist Ungar, glaube ich. Oder Rumäne. Ich bin nicht sicher. Jedenfalls, er ist aus dem Ausland und spricht sehr schlecht Englisch.« Anna warf den Kopf in den Nacken und schaute verächtlich, weil da jemand die Sprache seiner Wahlheimat noch nicht meisterte. »Und ich glaube, er ist ein bisschen dumm.«
Honey las den Lieferschein gründlich durch. Die Gesamtmenge, die zu liefern war, stand da in gewöhnlichen, ganz alltäglichen Zahlen, die jeder verstehen konnte, egal aus welchem Land er stammte.
»Du hast recht«, sagte sie zu Anna. »Er ist ein bisschen dumm.Hier steht einhundert Pakete mit zwölf Rollen. Ich glaube, wir haben mindestens tausendzweihundert Pakete.«
Der Manager bei »Mister Mopps Einwegartikel« war ein Mann namens Bernie Maddox. Ehe er für die Firma arbeitete, war er selbständig gewesen. Honey kannte seine Vorgeschichte und war auf alle möglichen Ausflüchte vorbereitet, die er vorbringen würde.
Zunächst erklärte er Honey, der neue Fahrer hätte sich verirrt.
»In Bath? Könnten Sie mir das bitte näher erläutern?«
»Warum zum Teufel sollte ich das? Er hat sich verfahren. Das ist alles. In Ordnung?« Sein Tonfall war brüsk. An der Schulung zum Thema »Der Kunde hat immer recht« hatte er offensichtlich nicht teilgenommen.
»Bernie. Beruhigen Sie sich. Ich verlange ja nichts Unmögliches. Ich habe schließlich nicht um Dijon-Senf für meinen Hamburger gebeten. Ich möchte schlicht und einfach die Wahrheit hören.«
»Oh, Sie kennen die Geschichte?«
»Sie haben einem Kunden das Zeug zwischen die Augen gefeuert.«
»Das war nur Ketchup«, bellte er zurück, wenn er auch erstaunt schien, dass sie über den Skandal Bescheid wusste, den er bei seiner früheren Tätigkeit als Verkäufer von Hotdogs verursacht hatte.
Sein Hotdog-Stand hatte an einer Haltebucht an der A 46 gestanden. Es war mit dem Verkauf von Hotdogs, Beefburgern und Getränken nicht besonders erfolgreich gewesen, und das lag an seiner Einstellung zur Kundschaft. Bernie kam mit Menschen einfach nicht klar.
»Ich möchte Ihnen das nur wieder ins Gedächtnis rufen. Ich bin Honey Driver, Hotelbesitzerin. Ich weiß, wie sehr einem die Leute auf den Wecker gehen können.«
»Der Kunde hat nicht immer recht, das müssen Sie doch wissen!«
»Diese Kundin hat jedenfalls tatsächlich recht. Wissen Ihre gegenwärtigen Arbeitgeber eigentlich, dass Sie ab und zu auf Leute feuern?« Beschwerden waren bei Bernie an seinem Hotdog-Stand gar nicht gut angekommen.
»Aber ich habe doch nicht aus einer Pistole gefeuert!«
Das stimmte. Er hatte die Kunden nur mit Senf oder Ketchup
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