MordLust
vom Musikzimmer abging. Um ihn herum waren Möbelstücke umgeworfen worden, und es lagen sicher etwa tausend Notenblätter auf dem Fußboden. »Beautiful Brown Eyes«. »Camping Tonight«. »Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini«. »Tammy«.
Erstaunlich, was für eine Menge Scheiß reiche Leute hatten, dachte Lucas.
Smith sah Lucas und hob eine Hand. Lucas nickte und streckte den Kopf in den Flur, wo ein Team der Spurensicherung aus St. Paul und zwei Männer von der Gerichtsmedizin die Leiche untersuchten
Es gab nicht viel zu sehen. Aus Lucas’ Blickwinkel war die Frau nur ein Haufen Klamotten. Einer der Gerichtsmediziner, ein Mann namens Ted, blickte auf und sagte: »Hey, Lucas.«
»Was ist passiert?«
»Jemand hat sie mit einem Rohr erschlagen. Oder vielleicht aber auch mit einer runden Eisenstange. Kein Hammer, nichts mit einer Kante. Hat ihr den Schädel zertrümmert, daran ist sie gestorben. Einige Schläge könnten postmortal erfolgt sein; wir haben nämlich diverse Verletzungen, aber wenig Blut. Bei Mrs. Bucher eine Etage höher ist es genauso. Schnell, effizient und tödlich.«
»Wann?«
Ted blickte auf und ließ sich auf die Fersen zurücksinken. »Johnny sagt, sie wären am Freitag am späten Nachmittag noch lebend gesehen worden, und zwar von einem Forscher der Historischen Gesellschaft, der an einem Buch über Häuser in der Summit Avenue schreibt. Er ist um halb fünf gegangen.
Keine der beiden Frauen ist am Sonntag in der Kirche gewesen. Mrs. Bucher ging manchmal nicht hin, Mrs. Peebles aber immer. Deshalb glaubt Johnny, dass es Freitag nach halb fünf und vor Sonntagmorgen passiert sein muss, und das scheint mir plausibel. Wir werden uns mit den Laborarbeiten beeilen …«
»Das da ist also Peebles«, sagte Lucas.
»Ja. Das ist Peebles.«
Smith beendete sein Handygespräch, und Lucas trat grinsend zu ihm. »Du wirst dich bei diesem Fall reichlich mit Ruhm bekleckern«, sagte er. »Tom Cruise wird vermutlich deine Rolle spielen. Ab sofort nur noch Sandwiches mit Brunnenkresse und Crème brûlée.«
»Mit irgendwas werd ich mich schon bekleckern«, erwiderte Smith. »Machst du mit?«
»Wenn’s für mich was zu tun gibt«, sagte Lucas.
»Du bist mehr als willkommen, Mann.«
»Danke. Ted sagt, irgendwann zwischen Freitagnacht und Sonntagmorgen?«
Smith stand auf und streckte sich gähnend. »Wahrscheinlich Freitagnacht. Ich hab überall in der Nachbarschaft Leute rumgeschickt, und wir können niemanden finden, der die beiden am Samstag gesehen hat. Normalerweise waren sie samstags nachmittags immer im Garten. Haben Rosen geköpft, hat jemand gesagt. Enthauptet man Rosen?«
»Kein Ahnung«, sagte Lucas. »Ich persönlich nicht.«
»Jedenfalls haben sie am Samstag vier Telefonanrufe bekommen und am Sonntag noch mal drei, und die sind alle zum Anrufbeantworter durchgestellt worden«, erklärte Smith. »Ich glaube, die waren schon tot, bevor die Anrufe kamen.«
»Freitagnacht war ein heftiger Sturm«, sagte Lucas.
»Hab ich auch schon dran gedacht. Es gab mehrere Stromausfälle, und es war stockfinster. Da hätte jemand den Hügel
raufsteigen und von hinten reingehen können, und niemand hätte ihn kommen oder gehen sehen.«
Lucas blickte zu Peebles’ Beinen hinüber. Von draußen konnte man sie nicht sehen. »Alarmanlage?«
»Ja, aber die war alt, und sie war ausgeschaltet. Sie hatten vor ein paar Jahren mehrmals Feueralarm, ein Systemfehler. Die Feuerwehrwagen kamen, und es war nichts. Schließlich haben sie die Anlage abgestellt, wollten sie reparieren lassen, haben sie aber nicht.«
»Hm. Wer hat sie gefunden?«
»Angestellte. Mrs. Bucher hatte ein Ehepaar, das für sie gearbeitet hat, Haushalt, Garten und was sonst noch so anfiel«, sagte Smith. »Sie sind montags bis freitags von halb acht bis drei hier, aber heute Morgen waren sie in einer Gärtnerei in Hastings, um ein paar Pflanzen zu kaufen, und kamen erst um eins. Sie haben sie gefunden und sofort 911 angerufen. Wir haben ihre Geschichte überprüft. Scheint zu stimmen. Sie waren völlig fertig. Und zwar wirklich.«
»Irgendwas gestohlen?«
»Ja, ganz bestimmt. Sie haben Schmuck mitgenommen, keine Ahnung, wie viel, aber im Schlafzimmer der alten Lady fehlt ein Schmuckkasten, und ein anderer wurde ausgekippt. Hab mit der Nichte von Mrs. Bucher in L.A. gesprochen, sie hat gesagt, dass ihre Tante ihren wichtigen Schmuck in einem Safe bei der Wells Fargo Bank aufbewahrt. Alle größeren Sachen, die sie
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