MORDMETHODEN
Wäsche ließ er waschen.
In geschlechtlicher Beziehung war zu ermitteln, dass er nie mit Mädchen verkehrt haben soll und als ausgesprochener Weiberfeind galt. Über homosexuelle Neigungen ist nichts bekannt. Dem Alkohol hatte er nicht in auffallender Weise gefrönt.
Die Obduktion der Leiche wurde von mir vorgenommen und hatte folgendes Ergebnis, das ich im Auszug wiedergebe:
164 cm großer, muskulöser Mann, mit genügendem Fettpolster und kräftigem Knochenbau. Kopf- und Barthaare grau. Männlicher Körperbau, männliche Behaarung des Körpers. Beide Hoden im Hodensack. Am Halse, dicht unterhalb des Schildknorpels, eine bis 0,3 cm breite, vertrocknete, einfache Strangmarke, die horizontal verläuft, rechts in die Höhe des unteren Ohransatzes reicht, links 2 cm über diesen hinausgeht.
Die harte Hirnhaut ist weder verdickt noch mit ihrer Umgebung verwachsen, glatt und spiegelnd. Die Gefäße der weichen Hirnhäute sind bis in ihre kleinsten Verzweigungen mit flüssigem Blute angefüllt. Die Hirnhäute selbst sind zart, glatt und glänzend. Am Gehirn ist kein krankhafter Befund festzustellen.
Die Pfeilnaht weicht hinten stark nach rechts ab, die Hinterhauptnaht verläuft rechts stärker gekrümmt als links. Hier ist sie ganz flach.
An den inneren Organen der Brust und des Bauches sind krankhafte Veränderungen nicht zu erheben. Die Wandung der großen Körperschlagader ist glatt. Im Magen 50 ccm grauer, breiiger, sauer reagierender Inhalt, in dem Fleischstückchen vorhanden sind. Beide Hoden sind walnussgroß und zeigen ebenso wie die Nebenhoden und die Nebennieren makroskopisch wie mikroskopisch keine krankhaften Veränderungen. Die Samenblasen sind prall, mit schleimigen Massen angefüllt, in denen sich wenige, normal aussehende Samentierchen finden. An den Organen sind keine Fehlbildungen oder Neubildungen festzustellen. Die Zunge ist grau-weiß belegt. Sie hat keine alten Narben. Dagegen ist vorn links, ein Zentimeter von der Spitze entfernt, in der Muskulatur, als blaurote Verfärbung an der Oberfläche erscheinend, ein erbsengroßer Erguss freien Blutes in das Gewebe festzustellen.
Die Frage nach dem Geisteszustand Denkes dürfte vor allem interessieren. So bequem wie bei Haarmann ist uns die Begutachtung nicht gemacht worden. Wenn wir aber an das Verhalten eines großen Teiles der Presse denken, werden wir es nur begrüßen können, dass Denke sich seinem irdischen Richter durch Selbstmord entzog und dass dadurch ein Gerichtsverfahren und eine regelrechte Begutachtung unmöglich wurde.
Die Aufgabe, ein Gutachten über den Geisteszustand lediglich nach den Akten abzugeben, ist häufig eine sehr undankbare. Die Taten allein besagen wenig oder gar nichts.Diese von vornherein als Ausfluss eines kranken Geistes anzusehen, nur weil wir ihre Motive nicht fassen, ist nicht angängig. Immer ist die Kenntnis der ganzen Persönlichkeit notwendig. Diese Kenntnis wird uns aber hier durch Personen vermittelt, die einfachen Standes sind und die infolge der Eigenart des Täters nur in oberflächliche Berührung mit ihm kamen.
Bei Berücksichtigung des Falls Haarmann liegt es zunächst nahe, in Karl Denke einen schweren, debilen Psychopathen zu sehen, bei dem etwas sexuell Perverses die Triebfeder seines Handelns war. Die Entwicklung wie der Lebensgang des Mannes geben uns Stützen für diese Annahme. Das Herauspräparieren des Afters, das Herausschneiden der Haut quer über den Brustwarzen und die Verarbeitung zu Gebrauchsgegenständen, das Flicken der Hosenträger mit Haut aus der Schamgegend scheinen in der Gesamtheit jedenfalls auf etwas Sexuelles zu weisen. Manches aber im Wesen des Mannes wird uns bei dieser Annahme nicht recht erklärlich. Näher liegt es, in Karl Denke einen Schizophrenen zu sehen.
Über irgendwelche erbliche Belastung war Bestimmtes nicht in Erfahrung zu bringen, doch sei die angebliche Pedanterie des Vaters genannt. Die Entwicklung vor der Pubertät ist sicher eine anormale. Abgesehen von dem späten Sprechenlernen und dem vorhandenen Schwachsinn – er wird von seinem Lehrer für einen Idioten gehalten –, fällt das Mürrische, Trotzige und Verschlossene an dem Knaben auf. Es hat den Anschein, als wären schon damals in dem Schwachsinn und in der Verschrobenheit einige Züge des Leidens vorhanden. Eine Verschlimmerung des Zustandes ist scheinbar in der Pubertät aufgetreten. Sein Bruder berichtet wenigstens, dass er in dieser Zeit den früher freundschaftlichen Verkehr mit ihm
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