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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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Das Schweigen der Lämmer aus dem Jahr 1991 war vor allem der kaum zwei Jahre alte Film Der Totmacher im Gedächtnis der Menschen. Darin stellt Götz George eineinhalb Stunden lang den Serienmörder Fritz Haarmann dar, wortgetreu nach den Originalprotokollen der gerichtspsychiatrischen Begutachtung aus den 1920er-Jahren. Die weiche, egozentrische Figur des lange unerkannt gebliebenen Täters hatte den Deutschen seither Angst gemacht. Durch den Film hatte der Täter sein längst vergessenes Gesicht wiederbekommen, und es war in jedem deutschsprachigen Fernsehsender sowie allen Zeitungen und Magazinen zu sehen gewesen. Die Zeit war also reif für einen weiteren Killer von Haarmann’schem Format.
    Derweil entfernten sich die Kölner Ermittler aber vom ohnehin durch nichts außer Vermutungen begründeten Verdacht einer Serientat. In der zerschnittenen Hose der Leiche hatten sie nämlich zur Verblüffung aller im Sektionssaal Anwesendenunter anderem einen Kontoauszug gefunden. Dem ersten Anschein nach stand darauf der Name des Besitzers der Hose und damit wohl der Leiche.
    Die Erleichterung war riesig, denn ohne Hände und Kopf hätte die Identifizierung des Opfers von Knochenbrüchen abgehangen, die sich vielleicht auf alten Röntgenbildern zum Vergleich wiedergefunden hätten. Doch welches Krankenhaus und welcher Arzt hätte bei einem Mann ungewissen Alters und unbekannter Herkunft nach solchen Aufnahmen befragt werden sollen? Ausnahmsweise spielte das Glück mit, und statt langwieriger Recherchearbeit gab es einen handfesten Hinweis.
    Auf andere Fragen gab es allerdings noch keine Antwort: Was hatte es mit den aus dem Körper entnommenen Organen auf sich? Und warum war die Leiche zerteilt?
    Die Mitglieder der Mordkommission des Kölner Kriminalkommissariats 11 gaben sich erst einmal bedeckt. »Es müssen noch mehrere Überprüfungen und Adressen zu der Person abgeklopft werden, bevor wir etwas sagen können«, erklärte einer der Polizisten kryptisch und ohne zu verraten, welche Person er meinte. Dabei musste sich der Ermittler wohl fest auf die Zunge beißen, denn kaum stand der Name des Toten fest, hatten die Ermittler schon bei seinen Verwandten geklingelt.
    Einige von ihnen wohnten in Köln-Kalk, keine 500 Meter von zwei der Leichenfundorte entfernt. Als Mieter dieser Wohnung wurden Mohammed Rhafes, der Halbbruder des nur 31 Jahre alt gewordenen Vermissten Hassan, Mohammeds Ehefrau Aziza sowie deren 22-jährige Tochter Saliha festgestellt. Bei der Vernehmung erklärte Mohammed Rhafes, ihm sei die Sache unbegreiflich. Er habe zur Tatzeit eine Nachtschicht bei der Bahn im gut eine halbe Stunde entfernten Düsseldorf abgearbeitet.
    Seine Tochter wusste mehr. »Hassan«, ihr nun toter Onkel, »war an diesem Tag eine Stunde bei uns. Dann ging er.«
    Salihas Mutter erinnerte sich hingegen nur daran, dass der Schwager »etwa fünf Minuten« in der Wohnung war. Die unterschiedlichen Zeitangaben machten die Kriminalisten stutzig. Bevor die beiden Verteidiger der Familie ein Redeverbot auferlegten, gestand Saliha noch, dass »in der Wohnung etwas passiert« sei.
    Das stellte sich als untertrieben heraus. In den Beinkleidern der Mutter fand sich ein Säckchen mit menschlicher Asche, und im Badezimmerofen der Wohnung lagen Reste von Schädel und Händen ihres Schwagers. Als sich dann noch winzige biologische Spuren in der ansonsten einwandfrei aufgeräumten Wohnung als Blut des Toten erwiesen, erließ der Staatsanwalt Haftbefehl – gegen die beiden Frauen. »Eine Tatbeteiligung des Mohammed Rhafes«, sagte der Jurist in schönstem Behördendeutsch, »kann nicht nachgewiesen werden. Er ist auf freiem Fuß, aber noch Beschuldigter.«
    Die Sache wurde verzwickt. Wie konnten die beiden Frauen einen kräftigen Mann ohne jede Hilfe, und vor allem ohne Zeugen zu alarmieren, töten, zerstückeln, verpacken und in den Kalker Straßen verteilen? Und warum gab es außer den wenigen, kaum sichtbaren Spuren keine größeren Blutanhaftungen in Ecken und Kanten der Wohnung oder, noch viel wahrscheinlicher, auf dem Fußboden?
    Die Antwort darauf fand sich nicht durch Nachdenken, sondern durch Nachschauen in der Wohnung: Die Kühltruhe der Familie war bis zum Rand gefüllt mit einzeln abgepackten Hammelfleisch-Stücken. Es gab also wirklich einen »Schlächter«, allerdings nicht im übertragenen, sondern im direkten Sinn. Mohammed Rhafes hatte die Tötung vielleicht nicht begangen, den Körper wahrscheinlich aber fachgerecht zerlegt. Doch

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