MORDrhein-Westfalen (Vier Krimis mit Tatorten in NRW - Münsterland, Sauerland, Niederrhein) (German Edition)
fragte ich mich, welche Karte ich in diesem Spiel wohl noch ausspielen könne, wollte ich endlich einen Schritt weiterkommen.
Ich konnte schließlich nicht darauf vertrauen, dass mir Grossmann und sein Spießgeselle nochmals über den Weg laufen würden. Gut möglich, dass sie eingesehen hatten, bei mir an der falschen Adresse zu sein.
Und dann fiel mir die Nummer des schwarzen Mitsubishi ein, die ich mir gemerkt hatte.
Ich fuhr zur nächsten Telefonzelle, aber die war kaputt. Ein paar Irre hatten sich einen Spaß daraus gemacht, alles zu zertrümmern.
Die nächste Zelle fand ich erst mehrere Kilometer stadteinwärts, aber ich fuhr daran vorbei. Es war vielleicht besser, die Sache persönlich anzugehen. Mein Weg führte mich zum Straßenverkehrsamt, wo ich eine halbe Stunde von Zimmer zu Zimmer geschickt wurde, bis ich schließlich einem blassgesichtigen Mann mit dicker Brille und dünnem Haar gegenübersaß.
Die Brille war so schwer und seine Nase so steil und rutschig, dass Erstere im Abstand von weniger als einer Minute immer ein Stückchen nach unten rutschte, woraufhin sie stets mit einer energischen Bewegung zurückbefördert wurde. Vom dauernden Hin- und Herrutschen hatte der Mann schon eine ganz rote Nasenwurzel.
"Sie wollen also erfahren, wer der Halter eines schwarzen Mitsubishi ist, der dieses Kennzeichen hat", wiederholte er zusammenfassend das, was ich ihm zuvor gesagt hatte.
Ich nickte, erleichtert darüber, dass er es offenbar begriffen hatte. "Ja, genau."
"So einfach ist das aber nicht, mein Herr!"
"Aber wozu sind Nummernschilder denn sonst da, außer um den Halter eines Fahrzeugs damit identifizieren zu können?", gab ich zurück.
"Das ist schon richtig, aber ... Da kann ja nun nicht jeder einfach herkommen und ..." Er druckste herum und erzählte mir etwas von Datenschutz und komplizierten Bestimmungen. "Haben Sie denn einen Grund, um die Nummer erfahren zu wollen?", fragte der Mann schließlich.
"Natürlich habe ich einen Grund!" Zum Spaß machte ich das jedenfalls nicht!
"Und der wäre?"
"Der Kerl hat mit seinem schwarzen Mitsubishi beim Einparken meine Stoßstange demoliert. Und dann ist er einfach abgehauen."
"Warum gehen Sie nicht zur Polizei? Das ist Fahrerflucht!"
Ich machte eine wegwerfende Bewegung. "Ich will nur, dass er den Schaden bezahlt, nicht dass er vor Gericht kommt."
Mein Gegenüber bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick. "Na gut", meinte er schließlich.
Wenige Augenblicke später wusste ich dann, dass Mike Grossmann der schwarze Mitsubishi nicht gehörte. Der Halter war ein gewisser Marco Leschek, und ich wettete hundert zu eins, dass es sich dabei um Grossmanns dunkelhaarigen Komplizen handelte.
*
Marco Leschek bewohnte ein Appartment in einem nicht mehr ganz taufrischen Mietshaus. Und er war auch zu Hause. Jedenfalls stand sein schwarzer Mitsubishi auf dem Parkplatz vor dem Haus.
Auf der Treppe kam mir ein Mann mit hochgeschlagenem Mantelkragen entgegen. Er fiel mir schon deshalb auf, weil der Mantel aus Kamelhaar war. Und dann erkannte ich auch das Gesicht.
Es war niemand anderes als Dr. Werneck, unser aller Oberbürgermeister. Ich musste zweimal hinsehen, um wirklich glauben zu können, dass sich einer wie er hierher verirrt hatte. Er warf mir einen kurzen Blick zu, schien mich aber nicht wieder zu erkennen. Warum sollte er auch? Unsere bisherigen Begegnungen waren ja auch ziemlich flüchtig gewesen.
Er machte einen sehr gehetzten Eindruck. Und obwohl es heute nicht gerade warm war, hatte er Schweißperlen auf der Stirn. Ich sah mich nach ihm um. Und er sich nach mir um, aber nur ganz kurz.
Dann sah er zu, dass er weiterkam.
Ich hatte den Treppenabsatz erreicht und bog in den Flur ein, in dem Lescheks Wohnung liegen musste. Und seltsam − mir fiel ein, dass Dr. Werneck auch aus diesem Flur gekommen war.
Zwei Wohnungen gab es hier.
Eine stand leer, hatte nicht einmal eine Tür und schien gerade einer Grundrenovierung unterzogen zu werden. Jedenfalls sah ich eine Mischmaschine, als ich einen kurzen Blick hinein warf.
Die andere Wohnung gehörte Leschek.
Ich klingelte.
Die Klingel war kaputt. Oder Leschek war schwerhörig. Ich versuchte es mit Klopfen.
Keine Antwort.
Aber er musste da sein, denn sein Auto war da, und wenn ich ihn nicht völlig falsch einschätzte, gehörte er zu der Sorte, die das Auto sogar benutzen würde, um zum Klo zu kommen, vorausgesetzt, der Wagen passte in ihre Wohnung.
Ich fühlte in meinen Taschen
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