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MORDrhein-Westfalen (Vier Krimis mit Tatorten in NRW - Münsterland, Sauerland, Niederrhein) (German Edition)

MORDrhein-Westfalen (Vier Krimis mit Tatorten in NRW - Münsterland, Sauerland, Niederrhein) (German Edition)

Titel: MORDrhein-Westfalen (Vier Krimis mit Tatorten in NRW - Münsterland, Sauerland, Niederrhein) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zuckte die Achseln. "Hätte ja sein können."
    Wir warteten fünf Minuten, dann meldete sich die Kossow über das Sprechgerät. "Herr Oswald ist jetzt da", säuselte sie.
    "Soll reinkommen", murmelte Schmidt.
    Zwei Sekunden später ging die Tür auf, und ein kleiner, gedrungener Mann kam herein, der so gar keine Ähnlichkeit mit dem muskulösen Blondschopf besaß, der mir die Visitenkarte gegeben hatte.
    Er reichte mir die Hand.
    "Sie sind Oswald?", fragte ich erstaunt.
    Er nickte. "Sicher bin ich Oswald."
    "Ich kann's nicht glauben!"
    "Ich zeige Ihnen gerne meinen Ausweis!"
    "Und sonst gibt es niemanden hier, der so heißt?"
    Oswald sah mich an, als habe er einen vor sich, der wirres Zeug redete. Vielleicht tat ich das ja auch, ohne es zu ahnen.
    "Ich verstehe nicht", meinte er. "Worum geht es hier eigentlich?"
    Ich wandte mich an Schmidt. "Dies ist nicht der Mann, der mir begegnet ist."
    "Wie sah der denn aus?"
    "Groß, blond − wie Arnold Schwarzenegger nach einem ausgiebigen Bleichmittel-Bad."
    Schmidt runzelte die Stirn und warf Oswald einen kurzen Blick zu. "Dann hat sich jemand für dich ausgegeben."
    "Das könnte jeder sein", meinte Oswald. "Unsere Visitenkarten halten wir schließlich nicht als geheime Verschlusssache."
    "Moment", murmelte Schmidt. Er schien nachzudenken. "Wir hatten vor drei Jahren mal einen bei uns, auf den Ihre Beschreibung passen könnte ..." Er wandte kurz den Kopf und sagte an Oswalds Adresse: "Du erinnerst dich sicher. Der Kerl war Bodybuilder. Ich musste ihn feuern. Er hat versucht, Klienten zu erpressen. Das ist kein Problem, wenn man unsere Datei zur Verfügung hat." Schmidt zuckte die Achseln. "Zum Glück entstand kein größerer Schaden für unser Geschäft."
    Wie schön für dich!, dachte ich nicht ohne Sarkasmus. Nach dem Schaden für seine Klienten schien er weniger zu fragen. Die bissige Bemerkung, die ich auf den Lippen hatte, verkniff ich mir. Stattdessen fragte ich: "Wie hieß der Kerl?"
    "Grossmann. Mike Grossmann."
    Da klingelte es natürlich bei mir. Ich fragte: "Sein Vorname ist wirklich Mike? Oder wurde er nur so genannt."
    "Nein, er hieß wohl wirklich so."
    "Letzte Adresse?"
    Schmidt seufzte. "Sie scheinen hartnäckig zu sein. Warum nehmen Sie die Sache so wichtig?"
    "Persönliche Gründe", sagte ich knapp, denn ich hatte keine Lust, ihm die ganze Geschichte zu erzählen.
    Schmidt schien einen Moment nachzudenken. Dann sagte er: "Frau Kossow wird Ihnen die Adresse geben."
    "Ich danke Ihnen."
    "Nichts zu danken", erwiderte Schmidt. "Ich habe Ihnen einen Gefallen getan, und Sie tun mir jetzt vielleicht auch einen."
    Ich hob die Augenbrauen. "Welchen?"
    "Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Mike Grossmann aufgestöbert haben. Wenn einer vorgibt, im Auftrag unserer Firma zu handeln, dann interessiert uns das brennend ... Das verstehen Sie doch?"
    Ich nickte. "In Ordnung", sagte ich.
     
     
    *
     
     
    Ich kaufte mir als Erstes einen Stadtplan und fand Grossmanns Adresse schließlich in Münster-Coerde, einem Gebiet, das immer dann in die Schlagzeilen kam, wenn es etwas Trauriges zu berichten gab. Sozialer Brennpunkt nennt man so etwas wohl euphemistisch.
    Grossmanns Wohnung lag im vierten Stock eines Betonquaders.
    Eine Frau mit Lockenwicklern machte mir auf. Irgendwann musste sie mal sehr gut ausgesehen haben, aber ob das zehn Tage oder zehn Jahre her war, traute ich mich nicht einzuschätzen.
    Es war Nachmittag, aber sie schien gerade erst aufgestanden zu sein. Im Hintergrund hörte ich den Fernseher laufen.
    "Ich möchte gerne zu Mike Grossmann", sagte ich wahrheitsgemäß.
    Die Frau sah mich trantütig an. "Ich heiße Berend", sagte sie. "Und ich kaufe nichts. Oder sind Sie von der Post?"
    "Wieso?"
    "Wegen dem Telefon."
    "Was ist denn damit?"
    "Abgestellt."
    Wohl die Rechnung nicht bezahlt, dachte ich. Zum Glück für sie waren heutzutage weder Fernseher noch Lockenwickler pfändbar.
    "Unten am Briefkasten steht aber Grossmann", bohrte ich nach.
    Die Frau zuckte die Achseln. "Kann schon sein", sagte sie. "Ich bin erst seit einem halben Jahr hier."
    "... und haben immer noch nicht das Schild umgetauscht?", hakte ich nach.
    Sie verzog das Gesicht. "Na und? Was geht Sie das an?"
    "Ist ja nur 'ne Frage."
    Sie fuhr sich mit der Hand durch das müde Gesicht. Entweder hatte sie eine außergewöhnlich wilde Nacht hinter sich, oder sie war mit irgendwelchen Pillen vollgedröhnt. Was auch immer. Ich hoffte nur, dass sie nicht einschlief oder zusammenklappte, bevor ich etwas

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