Mordshunger
zu stecken. Sie sagten, er sei nicht gesund. Er protestierte. Das ging hin und her. Drei Tage nörgelte er am Essen rum, ärgerte die Krankenschwestern und benahm sich in jeder Beziehung unmöglich, aber es half alles nichts.
Rabenhorst leitete unterdessen die Vernehmung Eva Feldkamps und versorgte Cüpper mit Neuigkeiten.
Alles war Hartmanns Idee gewesen.
Wenn man ihn und von Barneck schon nicht auseinanderhalten konnte, warum sollte er ihn überhaupt doubeln und nicht gleich von Barneck werden ? Ihn eliminieren und an seine Stelle treten, was ihn in den Besitz eines enormen Vermögens bringen würde!
Schon in Mailand hatte er mit dem Gedanken gespielt. Aber er wusste zu wenig über Fritz von Barneck, um ihn überzeugend verkörpern zu können. Er musste ihn studieren, seine Vergangenheit, seine Eigenarten, musste seine Erinnerungen übernehmen. Das erforderte Zeit. Hinzu kam, dass die Täuschung nur erfolgreich sein konnte, wenn er im Stande war, von Barnecks Geschäfte weiterzuführen. Max entschied sich also für die Strategie der Spinne: Warten.
Inka von Barneck, keinem Abenteuer abgeneigt, ging ihm als Erste ins Netz. Durch sie gelangte er in den Besitz wertvoller Informationen und Interna. In Mailand entspann sich eine heftige Affäre – bald schon wusste er, dass alles ihr gehörte und Fritz keinen roten Heller besaß. Hartmann disponierte um. Ein toter Fritz allein war wertlos. Auch sie würde dran glauben müssen.
Dann verliebte sich Eva in ihn, von Barnecks engste Vertraute und heimlicher Schwarm. Hartmann, dem jede Gelegenheit recht war, sein Wissen über von Barneck zu vertiefen, wickelte sie um den Finger, alles hübsch im Verborgenen. Fritz wusste weder von Max und Eva noch von Max und Inka, Inka wusste nichts von Max und Eva und Eva nichts von Max und Inka. Nur Max, der Allwissende, saß in seinem Netz, zog die Fäden, wartete – und begriff mit einem Mal, dass Eva ihn als einziger Mensch von Fritz unterscheiden konnte.
Er beschloss, sie einzuweihen. Versprach ihr, sie zu heiraten, sobald seine Verwandlung in Fritz vollzogen sei, und dass sie selber mit den Morden nichts zu tun haben würde. Sie sollte ihn lediglich decken. Eva war ihm hoffnungslos verfallen. Am Ende trieb er es so weit, ihr von Inka zu erzählen, einem, wie er sagte, notwendigen Übel auf dem Weg zum Ziel. Auch das schluckte sie, bereit, für ihn zu lügen und einen Doppelmord in Kauf zu nehmen. Dass sie selbst auf seiner Liste stand, kam ihr zu keiner Zeit in den Sinn.
Inka, süchtig nach Sex und Koks, hatte mittlerweile einem Dealer aus der Drogenmafia den Kopf verdreht. Er besorgte ihr den Stoff, sie vergalt es ihm mit vollem Körpereinsatz. Hartmann, der heimlich Fotos geschossen hatte, um Inka notfalls unter Schweigedruck zu setzen, kam eine glänzende Idee. Was, wenn der Typ in Köln auftauchen würde? Eva konnte ihn spielen! Max brauchte nur dafür zu sorgen, dass man die Fotos in seiner Wohnung fand und Rückschlüsse zog. Eine falsche Fährte, an der die Polizei zu knabbern hätte wie die Maus am Parmesan!
Er brach mit Inka. Sie tobte, drohte, ihn auffliegen zu lassen. Max hielt ihr die Fotos unter die Nase. Der Gedanke ans Gefängnis kühlte Inka merklich ab, und sie schlossen Frieden. Unterdessen hielt Eva Fritz von Barneck auf Distanz, ohne allerdings die Tür ganz zuzuschlagen. Es war wichtig, dass er seine Hoffnungen auf sie nicht begrub.
Max zog nach Köln.
Mit der Zeit betrachtete von Barneck ihn als Freund und Vertrauten. Fortan gab es keine gefährlichen Aufträge mehr, sondern sie agierten nach Art des doppelten Lottchens. Hartmann führte ein angenehmes Dasein, nur unwesentlich getrübt durch die Notwendigkeit, Brille und die Kontaktlinsen zu tragen, mit denen er seine Kurzsichtigkeit vortäuschte. Aber auch das gehörte zum Plan. So pendelte sich das Leben ein, und er war weit davon entfernt, irgendetwas zu überstürzen.
Max war eine sehr geduldige Spinne. Und Eva eine sehr verliebte Frau.
Zwei Jahre vergingen.
Dann gab von Barneck seine Party.
Hartmann hielt die Zeit für gekommen und bat Inka um ein Treffen. Ließ durchblicken, sie zurückzuwollen, kroch zu Kreuze. Damit traf er ihren einzigen Schwachpunkt – Eitelkeit. Er schlug den Abend des Empfangs vor. Sie willigte ein, sagte ihm, er solle nach 22.00 Uhr in den Bazaar kommen.
Tagsüber arbeiteten sie in der Villa, Eva, Fritz und er. Um 17.00 Uhr verabschiedete sich Eva mit der Begründung, privaten Belangen nachgehen zu müssen,
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