Mordshunger
Betäubung vorzeitig nachließ. Eva kehrte zurück in ihre Wohnung, während Max zum Grüngürtel fuhr, auf dem Kiesweg parkte, von Barneck mit einem Stich ins Herz tötete und schnell die Fesseln löste, damit keine Druckstellen entstünden. Es war 21.30 Uhr. Um das Maß der Verwirrung vollzumachen, schleifte er ihn ein Stück ins Grüne und bahrte ihn samt Waffe auf.
Zurückgekehrt parkte er den Transporter in der Karl-Korn-Straße, verwandelte sich bei Eva in Fritz von Barneck und gab ihr die Schlüssel, damit sie den Wagen an einem der folgenden Tage zurückbringen konnte. Daraufhin stieg er in ein Taxi und ließ sich zur Villa fahren, wo er um 22.15 Uhr eintraf, um den vorläufig letzten Teil seines Plans in die Tat umzusetzen. Bei sich versteckt trug er ein Mobiltelefon und einen DAT-Recorder mit einem besprochenen Band. Er bat sich aus, für den Rest des Abends nicht gestört zu werden, und verschwand im Arbeitszimmer. Das Telefon stellte er auf die Halle um. Nur dringende Anrufe sollten weitergeleitet werden.
Aber schon fünf Minuten später wählte er über das Mobiltelefon die Nummer der Villa. Der Anruf ging in der Halle ein, Schmitz hob ab, Hartmann meldete sich als Hartmann und verlangte nach von Barneck. Natürlich stellte man ihn durch.
Der Apparat auf seinem Schreibtisch klingelte. Er legte das Mobiltelefon neben den DAT-Recorder in eine Schublade, hob ab und nahm das »Gespräch« an, nachdem Schmitz in der Halle aufgelegt hatte.
Kurze Zeit später rief er nach einem Cognac. Schmitz fand ihn telefonierend vor, etwas von Mailand und seltsamen Verabredungen erwähnend. Ganz offenbar sprach er mit Max. Er wartete, bis der Butler wieder unten war, wählte die Nummer der Halle und erklärte Schmitz, Hartmann habe ihm etwas mitzuteilen. Dann legte er auf und startete den DAT-Recorder.
Das Funktelefon empfing Hartmanns Stimme aus dem Recorder und schickte sie in die Halle: eilig gesprochene Anweisungen, nach einem dubiosen schwarzen Buch zu suchen, danke, tschüss und klick. Natürlich war auch dieses Buch nichts anderes als eine falsche Fährte, eine Kollektion unsinniger Zahlenreihen, hinter einem Schrank in seiner Wohnung versteckt, so dass man es bei einer Durchsuchung leicht finden konnte. Während Schmitz noch ergeben zuhörte und oben das Band lief, verließ Max das Arbeitszimmer und kam herunter in die Halle. So konnte Schmitz später beschwören, mit Hartmann telefoniert zu haben, während er von Barneck ins Kaminzimmer gehen sah. Das Alibi war perfekt. Von Barneck konnte unmöglich Hartmanns Mörder sein. Und der tote Hartmann, den man fand, beim allerbesten Willen nicht von Barneck!
Eva krönte das Werk mit ihrer Nummer auf der Baustelle, spektakulär und tränenreich. Hartmann spielte den erschütterten Freund und zu Tode gekränkten Liebenden. Er war hochzufrieden.
Dann ging alles schief.
Während Max und Eva in Frankfurt einen Termin von Barnecks wahrnahmen, wurde die Fahrt zur Philharmonie als Finte aufgedeckt. Am folgenden Tag stand Rabenhorst am Flugplatz. Max schaffte es mit knapper Not, sich aus der Affäre zu reden, da kam der nächste Schlag, und er musste Evas Enttarnung mitanhören. Hastig sagte er Cüpper, sie werde erst am folgenden Tag eintreffen, was ihm Zeit zum Überlegen gab. Tatsächlich kam sie schon eine Maschine nach ihm. Er rief sie an und instruierte sie, sich ruhig zu verhalten, niemandem zu öffnen außer ihm und nicht ans Telefon zu gehen. Etwas sei schiefgelaufen. Er versicherte ihr, dass er sie liebe und dass alles gut werden würde.
Und beschloss, sie umgehend zu beseitigen.
Dann wurde Inkas Testament verlesen, und Max stürzte vom Gipfel des Triumphs in tiefe Verzweiflung. Alles war umsonst gewesen! Nun auch noch Marion umzubringen hätte den Bogen überspannt.
Es sei denn …
»Es sei denn, Eva wäre die Mörderin«, sagte Cüpper und stopfte sich ein riesiges Stück Sauerbraten in den Mund.
»Ja«, nickte Rabenhorst. »Und doch hat’s nicht geklappt.«
»Der Himmel sei gepriesen!«
»Fürwahr.«
Zum x-ten Male klapperten sie die Geschichte rauf und runter. Einfach, weil sie stolz waren. Nicht mal Dezernatsleiter Klausen hatte je einen so komplizierten Fall gelöst.
Sie saßen in Rabenhorsts Küche und verdrückten Unmengen von Rindfleisch. In schöner Regelmäßigkeit kullerten Klöße auf Cüppers Teller. Er aß, bis sein Magen gegen die Rippen drückten, was höllisch weh tat. Immer noch war er bandagiert und laut Meinung seiner Ärzte
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