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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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möglich gewesen.
    Nun stehen sie uns aber hilfreich zur Seite und transportieren die besichtigten Leichen wieder zurück in die Becken. Sie drehen und wenden die Leichen, sodass ich fließend meine Befunde diktieren kann. Tatsächlich handelt es sich um Anatomieleichen. Keine artfremden Verletzungen.
    Und wenn Adam sie nun alle erwürgt hat und sich nachher die Mühe gegeben hat, sie zu präparieren, als Anatomieleichen zu tarnen? Dann kann ich das natürlich nicht aufklären. Rechtsmedizin allein hilft hier gar nichts.
Krummsäbeliger Besuch
    Der Plan, einen BKA-Beamten mitzuschicken, war schon genial, wenn auch sein Einsatz anders geplant war. ›Prof. Bach from the Institute of Forensic Medicine in Düsseldorf and his assistant Prof. Kal‹, stand heute morgen nicht ganz korrekt in der
Jemen Tribune
, einer englischsprachigen Tageszeitung…
    Toralf muss die Anatomiedozenten verhören. Als ich ihn darauf aufmerksam machen will, merke ich, dass er auf diese Idee natürlich schon längst gekommen ist. Die Herren sind für morgen einbestellt.
    Es sind aber auch jetzt schon genug von ihnen da. Der Dekan der Universität kommt mit krummsäbelbewehrten Männern und besichtigt den Ort des Geschehens, dann kommt der Rektor mit Gefolge. Gut, den Besuch dieser beiden kann man ja noch einsehen. Dann folgen aber weitere Störungen: Prof. X und Prof. Y und so weiter, die alle die Arbeit der ausländischen Experten besichtigen wollen. Der rührige Übersetzer, Herr Soori, stellt sie einzeln vor – jedes Mal das Diktat unterbrechend. Zu allem Überfluss hat eine Reihe der Herren auch noch in der ehemaligen DDR studiert und will nun beweisen,dass sie immer noch Deutsch sprechen können. Ich hoffe, sie haben Verständnis dafür, dass ich so kurz angebunden bin, denn zu einer Konversation über Dresden und Leipzig bin ich zurzeit überhaupt nicht aufgelegt.
    Hier hat es Toralf jetzt einfacher. Da er pausenlos reden und Fragen stellen muss, traut sich kaum einer der Herren, ihn zu stören.
    Mittags bin ich mit den formalinfixierten Leichen fertig, ebenso mit den vertrockneten Leichenteilen aus dem leeren Becken des Anatomietrakts.
    Mohammed, wie wir mittlerweile Oberst Al Hamdani nennen, lädt in die Mensa zum Mittagessen ein. Fröhlich wird mit den Fingern gegessen, es gibt Cola und Sprite. Der Tee ist mir zu süß.
    Nach dem Mittagessen kommen die restlichen Leichenteile dran, wieder formalinfixiert: eine ganze Reihe von Knochen, von denen die Weichteile bereits größtenteils entfernt sind. Als wenn sie für die Mazeration vorbereitet wären.
    Langsam versagen meine Stimmbänder den Dienst beim Diktieren. Nicht nur, dass bereits fünf Bänder in Eiltempo besprochen sind, auch der Formalingestank fordert seinen Tribut. Hoffentlich versteht Frau Rabe in der Botschaft – die wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kennen – überhaupt ein Wort.
    Dann hat unser guter Herr Soori eine fantastische Idee: Wir sollten Feierabend machen und uns mit ihm die Altstadt von Sanaa ansehen.
Zwei Mädchen im Kühlschrank
    Wir werfen verzweifelte Blicke auf die übrig gebliebenen Leichenteile. Aber eigentlich ist es ja wirklich Wahnsinn, der weite Flug und keine Sehenswürdigkeit ansehen! Ich lege noch eine Geschwindigkeitsstufe höher ein. Wenn ich die Leichenteilehier schaffe, ist die letzte Kassette sowieso voll. Vielleicht klappt ja morgen alles genauso schnell, dann könnte es funktionieren. Das Diktieren müsste eigentlich schnell gehen.
    Gemeinsam schaffen es Toralf und ich, auch noch die Büro- und Laborräume an diesem Nachmittag zu untersuchen. Tatsächlich finden wir Blutspuren sowie Färbelösung für mikroskopisch dünne Schnitte auf dem Boden. Letzteres kennt Toralf vom Hörensagen – Protokolle gibt es offenbar nicht – aus den Geständnissen von Adam.
    Ab siebzehn Uhr wandeln wir tatsächlich durch die Altstadt. Wirklich beeindruckend, die Gebäude. Allein hätten wir uns in viele Ecken wahrscheinlich gar nicht hineingetraut. Hier werden Nägel von Hand geschmiedet, Hämmer und Beile in Handarbeit gefertigt. Wir kaufen Gewürze, Weihrauch und Myrrhe. Kollege Freudenstein daheim bat mich darum, ihm einen Krummsäbel mitzubringen.
    Ich schaue mir in einem Laden einige Säbel an: zu teuer, bei schlechter Verarbeitung. Der jagt mich damit daheim durchs Institut, befürchte ich und sehe den Jambia bereits in meinem Rücken stecken. Ich nehme vom Kauf also lieber Abstand.
    Der nächste Tag beginnt wieder sehr früh. Toralf hat

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