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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Und Jack verhielt sich so nett. Er verstand alles vollkommen,
und er sagte, er würde sich ändern. Zuerst war er sehr wütend, als er hörte,
daß ich dort gewesen war, aber Freitag abend ist er einfach auf eine Sauftour
gegangen, und seitdem hat er sich wirklich gebessert. Wir haben lediglich ein
paar verärgerte Worte wegen Chutney gewechselt, aber das war zu erwarten. Ich
hätte natürlich den Brief nicht vergessen sollen —«
    »Was?«
    »Oh, wissen Sie, sie hatte sich nicht die Mühe
gemacht, uns zu erzählen, daß jemand sein Stück aufführen wollte. Sie zeigte
mir diesen Brief von einer Universität in Amerika, in dem es hieß, er sei ein
knospendes Talent! Wir haben uns ausgeschüttet vor Lachen. Ich sollte den Brief
mit nach Hause nehmen, aber vermutlich war ich ein bißchen mitgenommen, und ich
vergaß es... Hinterher versuchte ich, den Brief zu finden, aber er war
verschwunden.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, sie haben noch
einmal geschrieben. Das war eine der Angelegenheiten, weshalb ich Sie anrief.
Er wird auf Agathas Schreibtisch im Büro liegen. Die andere Sache war«, fügte
ich hinzu, »dieser Brief.«
    Ich zeigte ihr den Brief an den Bankdirektor,
der einen neuen Tränenausbruch heraufbeschwörte.
    »Das ist meine Kontonummer. Sie dachte also
wirklich, ich würde ihn verlassen.«
    Als sie sich beruhigt hatte, sagte sie: »Sie
sind so freundlich. Sie werden doch kommen und für mich arbeiten, oder?«
    Sie sah so mitleiderregend aus, daß ich beinahe
schwach wurde. Dorothy tat mir leid. Sie hatte ihr Leben im Schatten ihrer
großen Schwester verbracht und war in vieler Hinsicht ein schwacher Abglanz von
ihr. Nicht annähernd so selbstbewußt, nicht so stilvoll, und eigentlich
ziemlich dumm. Sie war einmal schön gewesen, aber Jahre voll Grausamkeit
(psychisch oder physisch, das wußte ich nicht und hatte nicht das Gefühl,
danach fragen zu können) und Alkohol hatten sie schlimm altern lassen. Sogar
ihr Haar, das den selben Pagenschnitt hatte wie Agathas, zeigte eher ein
stumpfes Grau, statt dem glänzenden Weiß ihrer Schwester. Aber ich wurde nicht
richtig warm mit ihr. Sogar nach all dem, was ich zu hören bekommen hatte, war
an Agatha etwas, das ich bewunderte. Sie war ein Monster gewesen, aber ein so
hochgradig geschicktes Monster, daß man fast den Hut vor ihr ziehen mußte. Es
war der Unterschied zwischen einem erstklassigen Darsteller und der zweiten
Besetzung.
    Ich sagte Dorothy, daß ich andere Pläne hatte.
Ich würde eine Zeitlang ins Ausland gehen. Ich hatte das Gefühl, schon jetzt zu
viel über die Brown-Schwestern zu wissen. Ich wollte mich aus ihrem Spinnennetz
befreien. Mir schien es, als seien sie beide nicht bloß exzentrisch, sondern
auf ziemlich gefährliche Weise wahnsinnig. Sie hatten das Was-wäre-wenn-Spiel
im Ernst gespielt. Und beide hatten verloren. Sie hatten etwas so
Selbstzerstörerisches an sich, daß es fast ansteckend wirkte.
    Wir saßen eine Weile schweigend da. Dann fragte
Dorothy, ob sie mein Bad benutzen könne. Als sie frisch geschminkt und
parfümiert und offenbar bereit, zu gehen, zurückkam, wußte ich, daß es meine
letzte Chance zu fragen sein würde.
    »Glauben Sie wirklich, daß Ihre Schwester
Selbstmord begangen hat?«
    »Oh, ja... Sie war über ihre Gesundheit
beunruhigt. Natürlich nicht über ihre Erkältung, aber über ihre Leber. Ihr
Naturheilkundearzt oder Ernährungsberater oder wie man ihn auch heutzutage
nennt, hatte ihr nahegelegt, mit dem Trinken aufzuhören, und dann sagte er, sie
solle sich einigen Tests unterziehen. Er erzählte dem Coroner, daß er einen
ernsthaften Leberschaden vermutete, und das paßt zu der Autopsie... Nun, ich
konnte sehen, daß sie große Angst hatte. Ich bin sicher, daß sie in erster
Linie deshalb damit einverstanden war, mich zu sehen. Ich glaube, sie dachte,
sie macht es nicht mehr lange und —«
    »Aber sie schien auf dem Wege der Besserung, als
ich bei ihr war, und ein Freund von mir sah sie später in der Woche und sagte,
es ginge ihr gut.«
    »Ja, aber sie konnte fantastisch nach außen hin
Theater spielen, wissen Sie. Tony schaute auf seinem Nachhauseweg vorbei, um
sie zu sehen, und sie wollte ihn noch nicht einmal hereinlassen. Ich glaube,
sie brachte es einfach nicht über sich, ihm zu sagen, daß sie mich getroffen
hatte... Er fühlt sich jetzt ganz schrecklich, weil er es entschiedener hätte
versuchen sollen, aber es war der Abend mit seinem Sohn —«
    »Und Sie sind sicher, daß es kein Unfall

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