Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
Vom Netzwerk:
bestätigen.
Deshalb also war sie an diesem Tag in der Wohnung gewesen, sie hatte versucht,
Spuren zu beseitigen. Sie wollte ihren Mann schützen, weil er alles war, was
ihr noch blieb.
    Aber es dämmerte mir allmählich, daß Martin
recht hatte. Vielleicht war das Traurigste an Agathas Tod, daß es außer mir eigentlich
niemanden wirklich interessierte, was die Wahrheit war. Es hatte in ihrem Leben
nicht viel Wahrheit gegeben, also war das vielleicht unvermeidlich. Und so
genau ich auch wußte, daß meine Theorie stimmte, ich hatte keine Beweise,
abgesehen von kleinen Happen einer Lebensgeschichte, in die ich flüchtig hatte
hineinblicken dürfen, und meinen Instinkt, daß sie sich einfach nicht
umgebracht haben würde. Ich hatte das Gefühl, Jack Burton durch sein Stück zu
kennen, wußte, wie er sich fühlte, wenn er daran dachte, daß er berühmt hätte
werden können und daran gehindert worden war. Aber vielleicht romantisierte ich
auch nur von zornigen jungen Männern, wie es viele Frauen tun.
    Ich dachte eine Weile darüber nach und schaute
dann zu Martin hoch. Es war deutlich, daß er dachte, daß Agathas Tod mich so
verstört hatte, daß ich versuchte, dem Ganzen meine eigene Art Logik
aufzuzwingen. Indem ich es zu einem Mord machte, konnte ich es besser
verstehen, oder einen Teil der Schuld, die ich empfand, auf jemand anderes übertragen.
Es war eine Möglichkeit, die ich zu nachtschlafender Zeit mehr als einmal
erwogen hatte. Martins Gesicht war von Sorge und Betroffenheit verzerrt. Es
berührte mich. Ich wußte, daß er nur versuchte, sich um mich zu kümmern. Mich
davor zu bewahren, daß ich mich in noch mehr Scherereien brachte.
    Ich entschuldigte mich und ging zur Toilette.
Ich verbrachte viel Zeit damit, meine Hände zu waschen und sie unter dem
Automatiktrockner zu trocknen. Jemand hatte daneben gekritzelt »Und jetzt wischen
Sie sich die Hände an Ihrer Jeans ab«. Ich lächelte darüber und betrachtete
mich im Spiegel. Ich stand am nächsten Scheideweg. Ich mußte entscheiden, ob
ich mich weiterhin in der Vergangenheit vergraben wollte oder den Schritt in
die Zukunft machte.
    Ich ging zu unserer Sitzgruppe zurück, legte
meine Arme von hinten um Martins Schultern und küßte ihn auf den Kopf. Er fand
meine Hände, hielt sie an seine Brust geschmiegt, und wir wiegten uns eine
Zeit, die sehr lang schien, vor und zurück.
    Der alte Mann drüben an der Bar trank sein Stout
aus, setzte das leere Glas ab und grüßte uns stumm, als er ging.
     
    Dann kündigte der Barkellner die letzte Runde
an. Wir hatten beide leere Gläser und waren die einzigen, die übriggeblieben
waren, also beschlossen wir zu gehen. Es war noch früh, aber die Pier machte
zu. Wir liefen schon Hand in Hand zurück, aber dann sah Martin eine
Sternschnuppe und deutete darauf.
    »Du mußt dir etwas wünschen«, sagte er.
    Ich klammerte mich an die Balustrade und sehnte
mich danach, sie zu sehen, aber sie war fort. Ich starrte über das aufgewühlte
zinnfarbene Meer.
    »Komm schon, Soph, wir könnten den um acht Uhr
fünfzehn noch kriegen, wenn wir uns in Bewegung setzen«, sagte Martin und
schritt voraus.
     
    Im Zug plauderten wir eine Weile halbherzig über
die jüngsten politischen Ereignisse und über Martins geplanten Skiurlaub an
Weihnachten, dann versuchte ich, uns beide aufzuheitern und sagte: »Und was
gibt’s Neues von der Stewardeß?«
    Martin wurde rot. »Ich hatte gehofft, du würdest
nicht danach fragen... Verstehst du, ich habe ein bißchen Schwierigkeiten mit
dem Ganzen.«
    »Was heißt?«
    »Was heißt, daß ja, wir haben..., und es war
sehr nett. Es war ein bißchen, wie mit einer Traumfrau zu bumsen... Weißt du,
was ich meine?«
    »Wie ich mit Laurence Harvey in Room at the
Top .«
    »Na ja... für mich mehr wie mit Kim Basinger in Blind
Date .«
    »Warum nicht Neuneinhalb Wochen ?«
    »In dem gefiel sie mir nicht so gut. Sie war zu
masochistisch...«
    »Martin, warum bist du so ein wunderbarer Mann?«
    Er wirkte richtig verlegen.
    »Das Problem ist«, fuhr er fort, »daß mehr nicht
dran ist. Weißt du, ich dachte wirklich, ich würde Darryl lieben.«
    Bei dem Namen zuckte ich zusammen.
    »Aber ich liebe sie nicht. Sie ist eine schöne
Frau, und sie ist äußerst nett, aber irgend etwas fehlt.«
    »Was denn, zum Beispiel?« sagte ich und lehnte
mich gespannt nach vorne.
    »Oh, ich weiß nicht, Seele oder so etwas.
Neulich im Bett hatte sie einen Alptraum. Das weckte mich auf, und ich dachte —
ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher