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Morgen früh, wenn Gott will

Morgen früh, wenn Gott will

Titel: Morgen früh, wenn Gott will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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gekommen?«
    »Es war nicht geplant, wenn du das meinst. Nicht direkt jedenfalls. Es hat sich einfach so entwickelt.«
    »Entwickelt?« Es war, als hätte mir jemand ein Messer in den Bauch gerammt. »Mickey, ich habe dich geliebt. Ich habe an dich geglaubt.«
    »Hast du das?« Er drehte sich um und hielt meinen Blick fest. »Ich glaube nicht, dass du das je getan hast.« Sein Gesichtsausdruck war jetzt unergründlich. »Ich glaube, du wusstest, dass es nie gut gehen würde. Wenn du ganz ehrlich mit dir selbst bist.«
    Verzweifelt versuchte ich, das Puzzle zusammenzubekommen. »Aber du doch auch …« Die Worte blieben mir im Hals stecken. »Hast du die ganze Zeit, während wir zusammen waren, mit Agnes geschlafen?«
    Ich konnte seinen Blick nicht deuten.
    »Gott. Die ganze Zeit über, während wir zusammen waren.«
    Er sah weg.
    »Sag’s mir einfach nur, verdammt noch mal. Sag es mir, Mickey.«
    »Nein«, schoss es schnell aus ihm heraus. Er hörte sich zerknirscht an. »Nein, ich schwöre. Erst als du … als du wirklich schwanger warst, sozusagen außer Reichweite. Erst da.«
    »Außer Reichweite?« Vollkommene Verblüffung malte sich auf meinem Gesicht. »Aber ich war nie außer Reichweite. Ich fühlte mich nur merkwürdig. Und war so unsicher. Und …« Ich dachte an diese Zeit zurück, als ich so dick war, als das Gewicht, der Druck meines ungeborenen Kindes auf mir lastete. Als ich mich fühlte, als müsse ich jeden Augenblick in der Mitte auseinanderbersten wie eine große, reife Wassermelone. Ich errötete. »Und ich fühlte mich schon körperlich nicht wohl. Ich bin sicher, das war … ist … ganz normal. Wenn man schwanger ist, will man nicht die ganze Zeit angefasst werden.«
    »Aber du weißt doch, dass der Sex alles war, was wir hatten, Jess«, sagte er sanft. »Er war es, der uns zusammenhielt.«
    »Ach ja?«, gab ich wütend zurück. Doch tief in mir wusste ich, dass er recht hatte.
    »Ja, das würde ich meinen.«
    Eine Minute lang überlegte ich. »Und Agnes?«, gab ich ihm das Stichwort.
    Er wurde allmählich gereizt. Diesem Thema ging er nun mal gerne aus dem Weg. »Agnes kam ins Büro, weil sie mich sprechen wollte. Es ging um unseren gemeinsamen Besitz. Das ist jetzt ewig her. Du warst noch schwanger. Ich wollte sie nicht sehen, aber ich musste eben den Papierkram erledigen, und dann … na ja, dann führte eben eines zum anderen.«
    Paulines Worte hallten in meinem Kopf wider. Mickey fuhr fort: »Es war nicht geplant, Jessica. Es passierte einfach.« Er wollte wirklich, dass ich ihm das glaubte. So viel war klar. »Wir konnten nicht dagegen an. Wir haben es ja versucht. Ich habe es versucht. Ich habe auch wieder Schluss gemacht – nachdem Louis geboren war, habe ich sie eine ganze Weile nicht gesehen.«
    »Wie gnädig von dir.«
    Jetzt redete er wie zu sich selbst. »Und dann … dann schien einfach alles wieder darauf hinauszulaufen. Ich konnte mich nicht von ihr fernhalten.«
    Das Messer bohrte sich tiefer. »Ich dachte … ich dachte, du hasst sie?« Meine Stimme brach.
    »Ich liebte sie so sehr, dass ich sie auch hasste. Ich konnte nicht …« Er sah mich an mit seinen harten, glasigen Augen. »Ich konnte nicht ohne sie leben, wie sehr ich es auch versuchte.«
    Das saß unter der Gürtellinie.
    »Und so sollte sie Louis kidnappen …«
    »So ein Unsinn«, schnappte er. »Ich mag ja ein Schwein sein, aber ich bin nicht verrückt. Oder herzlos. Sie hat es ganz alleine geplant.« Er war so voller Anspannung, dass seine Finger, die sich um Louis legten, ganz weiß wurden. »Ich schwöre, dass es ihre Idee war.«
    »Oh, das ist natürlich eine echte Erleichterung.« Ich folgte mit dem Blick dem joggenden Mädchen, das zu uns zurückkam.
    Er zuckte mit den Schultern. »Zu Anfang war es eine Art Scherz. Wir spannen das so vor uns hin, weißt du. Wie wir beide mit dem Baby abhauen würden. Ich habe bloß nicht gemerkt, dass sie es ernst meinte. Ich dachte, sie sei über die Sache mit der Unfruchtbarkeit hinweg.«
    »Ein Scherz!« Ich traute meinen Ohren nicht. »Ein gottverdammter Scherz, Mickey? Meinen Sohn zu rauben?« Meine Stimme hatte sich in ein Knurren verwandelt. Ich stand auf und streckte die Arme aus. »Gib mir Louis, Mickey. Gib ihn mir einfach. Es ist mir egal, was du tust, wirklich. Aber ich will meinen Sohn zurück.«
    Doch Mickey saß nur da, völlig ungerührt, und unser schlafendes Baby rollte sich in seinen Armen zusammen. »Kein witziger Scherz. Eher … eine Art Tagtraum. Ein

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