Morgen ist der Tag nach gestern
löffelt grinsend Kaffeepulver in den Filter.
Böhm hat Informationen zum Entführungsfall Miriam Wessel aufgerufen. Er hat nur Zugriff auf die Vermisstenmeldung.
Van Oss sieht Steeg an. „Jetzt, wo wir alleine sind, muss ich mal hören, was du dir mit der Rufbereitschaft eigentlich gedacht hast?“
Steeg weicht seinem Blick aus. „Das war ein Missverständnis. Willst du da jetzt bis in alle Ewigkeit drauf rumhacken, oder was? Außerdem habe ich mich entschuldigt.“
„Bei mir nicht!“
Steeg schweigt.
Böhm dreht sich mit dem Schreibtischstuhl zu ihnen um.
„Das Mädchen ist am 20.06.2001 in Sonsbeck verschwunden. Sabine Ecks hat gesagt, der Vater war der Hauptverdächtige. Und den Hinweis auf das Auto hat die Freundin des Mädchens gegeben. Vielleicht …?“
Sein Blick wandert zu den Fotos neben der Gebietskarte, auf der gegenüberliegenden Wand. Die Kaffeemaschine nimmt gurgelnd ihre Arbeit auf.
Horstmann mit Jackett und Schlips. Ein Bild, das die Kollegen aus Düsseldorf gemailt haben und Joop ausgedruckt hat. Drei Kinderbilder. Sie haben die bedrückenden Fotos, die Lembach aus den sichergestellten Bildern herauskopiert hatte, ersetzt.
Er druckt das Foto aus der Vermisstendatei Miriam Wessel aus. Der Druckerkopf fährt mit gleichmäßigem Sirren von rechts nach links und wieder zurück. Das Kindergesicht schiebt sich Stückchen für Stückchen aus der Maschine. Böhm legt es vor sich auf die Schreibtischunterlage.
Mindestens sechzig Liter Diesel, hatte Lembach gesagt.
Nein, er war sich sicher! Es war nicht nur darum gegangen, die Leichen verschwinden zu lassen. Der Ort sollte zerstört werden. Das war schon bei der ersten Tatortbegehung sein Gefühl gewesen. Und es fühlte sich auch jetzt noch richtig an.
Joop stellt ihm eine Tasse Kaffee hin. „Vielleicht…, vielleicht was?“
Böhm nimmt das Bild auf und reicht es ihm rüber. „Tu mir den Gefallen und häng es dazu.“ Dann greift er zum Telefonhörer und ruft in Wesel an.
In der Abteilung Kapitalverbrechen ist niemand mehr da. Der diensthabende Beamte scheint jung und unsicher. Er ist nicht begeistert. „Die Akte zufaxen? Muss das jetzt sein? Hat das nicht Zeit bis …!“
„Nein! Ich würde nicht jetzt darum bitten, wenn es Zeit bis morgen hätte.“
Am anderen Ende entsteht eine kleine Pause. „Da muss ich erst telefonieren,“ sagt er unsicher. „Ich melde mich gleich zurück.“
Böhm legt auf. Warum hatte er es auf einmal so eilig? Wieso dachte er plötzlich, dass ihm die Zeit knapp wird?
Steeg räuspert sich. „Was können wir jetzt noch tun. Ich meine, um diese Zeit? Sollten wir nicht lieber schlafen gehen?“
Böhm hatte zwar nur knapp vier Stunden geschlafen, aber er fühlte sich wach. Und vor allem, er fühlte sich getrieben.
„Lasst uns kurz zusammenfassen, was wir jetzt wissen und welche Theorien wir im Augenblick haben.“
Er will die Puzzleteile noch einmal alle in die Hand nehmen. Es sind neue hinzugekommen. Grefft ist mit Sicherheit ein Randstein. Ein Stein mit einer glatten Seite. Welche Teile hatten sie noch? Ihm fällt Steegs Bemerkung vom Nachmittag ein. „Zwei Fälle.“
„Achim, du hast heute Nachmittag von zwei Fällen geredet. Was ist deine Theorie?“
Joop und Steeg haben sich jetzt beide vor Böhms Schreibtisch gesetzt.
„Ich habe keine spezielle Theorie. Ich glaube nur … Wenn Horstmann die Daten der Mädchen geliefert hat? … Gehen wir mal davon aus, an diesen Grefft … Die Mädchen wurden immer im Sommer entführt. Im Sommer war Horstmann aber nicht hier. Das wissen wir nicht für das Jahr 1999, 2000 und 2001, aber wir wissen es definitiv für das Jahr 2002.“
Er schüttelt den Kopf. „Dieser Zech! Ich kann den nicht einordnen. Der lügt, das weiß ich genau.“ Steeg hebt hilflos die Schultern. Dann gähnt er ausgiebig.
Joop schaltet sich ein: „Maar … warum sollte Zech einen Wagen auf den Feldweg fahren und den Diesel über diese Distanz schleppen? Der konnte das wohl viel leichter von zuhause erledigen.“
Joop zieht einen weiteren Stuhl heran und legt seine Füße darauf ab. Er kaut an dem Plastikdrücker eines Kugelschreibers.
Steeg schüttelt den Kopf. „Ich glaube gar nicht, dass Zech das Feuer gelegt hat. Das trau ich dem nicht zu.“
Dann steht er auf, geht hinter Joops Rücken auf und ab. „Ich glaube, dass der was mit den Mädchen zu tun hat!“ Er kommt zum Schreibtisch, stützt sich mit den Händen auf der Tischkante ab und beugt sich Böhm entgegen.
„Wir
Weitere Kostenlose Bücher