Morgen ist der Tag nach gestern
geschlafen?“
„Toch! Maar … nur drei Stündchen, dann hat Janine angerufen.“
Böhm sieht ihn aufmerksam an.
„Und?“
Joop schüttelt langsam den Kopf. „Sie wollte sagen, dass sie schon in Bonn ist und ich die Wohnung haben kann. Ihre Möbel holt ihr Vater.“
Er lehnt sich in dem Rattanstuhl zurück und starrt Löcher in die Tischplatte. „Dat war het wohl! Sie hat eine Entscheidung getroffen – ohne mich. Für ein Leben ohne mich.“
Böhm schweigt. Tröstendes fällt ihm nicht ein. Tröstendes fällt ihm nie ein. Traurig sein musste man alleine. Bis zum Schluss. Es gab keine tröstenden Worte. Es gab tröstende Gesten und man konnte aufmerksam sein.
Böhm blickt auf Joops Tasche, die neben seinem Stuhl steht.
„Du kannst gerne bleiben. Das weißt du!“
Van Oss nickt. „Ja.“ Dann zieht er die Augenbrauen hoch. „Maar … so wie es aussieht, wohnen wir beide doch mehr im Büro, oder?“
Böhm schickt einen schuldbewussten Blick zu Brigitte, die den Teller mit den heißen Baguettes auf den Tisch stellt.
Als sie das Präsidium betreten, sitzt der Nachtdienst hinter der Panzerglasscheibe und hebt grüßend die Hand. Im Flur der Abteilung Kapitalverbrechen stehen alle Türen auf. Ecks und Lembach stehen in seinem Büro vor einer ganzen Batterie von Gegenständen in Plastiktüten. Steeg telefoniert.
„Ah, danke. Da sind sie schon.“ Achim Steeg legt den Hörer auf. „Habe gerade versucht euch zu erreichen. Es gibt einige Neuigkeiten!“
Böhm setzt sich auf seinen Platz. Sabine Ecks und Steeg haben sich Stühle an die andere Seite des Schreibtisches gezogen. Lembach und van Oss stehen am weit geöffneten Fenster.
Sabine Ecks berichtet von ihrer Entdeckung des Falles Miriam Wessel und ihrer Vermutung, dass die Vermisste der Schlüssel zu der Lücke im Jahre 2001 ist. Sie berichtet von ihrem Telefonat mit dem Kollegen in Wesel und dem Hinweis zum Auto von Simone Remmers, und weiter von der Auffälligkeit, dass Greffts Verschwinden mit dem Feuer bei Horstmann zusammenfällt.
Lembach hebt die Plastiktüte in der Greffts Kulturtasche steckt. „Das können wir natürlich anhand der DNA überprüfen. Das Problem ist, dass das dauert. Die Duisburger versuchen den Zahnarzt ausfindig zu machen. Das ginge schneller.“
Steeg will von seinem Besuch bei Zech berichten als Sabine Ecks ihn unterbricht. „Moment noch, Herr Kollege, ich war noch nicht fertig.“
Böhm sieht Steeg zornesrot werden und schlucken. Kein schöner Ton, den die Ecks anschlägt, geht es ihm durch den Kopf. Aber wer weiß, was sich in den letzten Stunden zwischen den beiden abgespielt hat.
Sabine Ecks bemerkt ihren Fauxpas.
„Entschuldigung. Ich wollte nicht unhöflich sein“, sagt sie steif. Dann nimmt sie den Faden wieder auf. „Die Remmers sagt aus, dass ihr Auto am nächsten Morgen an der Straße gestanden hat und die Autoschlüssel im Briefkasten lagen.“
Böhm nickt bedächtig. „Was ist ihr Eindruck? Ist das glaubwürdig?“
Sie zieht die Schultern hoch und lässt sie fallen.
„Von Seiten der Remmers bestimmt. Es kann natürlich sein, dass er einfach untergetaucht ist. Solange wir nicht sicher sind, ob der Tote Grefft ist, haben wir vorsichtshalber eine Fahndung rausgegeben.“
Böhm lehnt sich in seinen Stuhl zurück. „Was wissen wir über diesen Grefft.“ Sie schiebt ihm ein Fax über den Tisch. „Offizieller Wohnsitz Duisburg, Rheingrafer Straße 12. Die Kollegen in Duisburg überprüfen das gerade und die Weseler besorgen einen vorläufigen Haftbefehl. Dringender Tatverdacht im Fall Miriam Wessel.“
Jetzt schaltet sich Steeg wieder ein.
„Und genau den brauchen wir auch für den Zech!“ Steeg berichtet von seinem Besuch bei Zechs. „Hör zu, Peter!“
Böhm wird hellhörig. So vertraut wird Steeg selten.
„Der hat einen Schlüssel, also jederzeit Zugang zum Haus gehabt. Gestern hat er ausgesagt, Horstmann wäre im Sommer nie da gewesen. Heute hat er erst gesagt, Horstmann wäre im Sommer 2002 im Haus gewesen und dann, er wisse es nicht genau.“
Böhm atmet tief durch. „Das ist zu dürftig, Achim. Da schickt mich der Staatsanwalt mit Schimpf und Schande vom Hof.“ Er überlegt einen Augenblick. Steeg hatte, was Verdächtige anging, eigentlich einen guten Riecher.
„Ich bleib an dem dran. Der hat was zu verbergen, da bin ich sicher!“
Böhm nickt. „Okay, Achim. Wir laden ihn vor. Gleich morgen früh als erstes. Seinen Anwalt kann er ja mitbringen.“
Steeg schaut zu Joop
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