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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fragte sie.
    »Ich koche dir einen Kaffee«, sagte er nicht ganz unfreundlich.
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Wie schön. Das hast du früher immer sonntags gemacht, wenn du mich im Bett überraschen wolltest.«
    Er beugte sich tief über die Kanne und verbarg so sein Gesicht im Schatten. Warum muß sie das sagen, durchfuhr es ihn. Warum muß sie mich an früher erinnern. Ich will das doch vergessen.
    »Nimmst du immer noch zwei Stück Zucker für eine Tasse?« fragte er. Sie nickte, und er trug die Tassen auf, stellte eine alte Zuckerdose auf den Tisch und suchte ein Sieb in der Schublade. Dann goß er ihr die Tasse ein und setzte sich auf das Sofa. Da sie nicht wußten, was sie sagen sollten, schwiegen sie und starrten auf die fleckige Tischdecke. Endlich stand Lina auf und trat an das Fenster. Sie blickte hinunter auf die stille Straße und über die Dächer der niedrigeren Häuser. Die warme Nacht ermunterte Schwärme von Fluginsekten dazu, die Luft zu beleben.
    »Was soll aus Peter werden?« fragte Lina endlich. Fritz schrak aus seinen Gedanken auf, mit denen er in Rußland gewesen war, wo er in stillen, kalten Nächten sich immer das Wiedersehen mit seiner Frau ausgemalt und von dieser Hoffnung gezehrt hatte. Nun saß er der Wirklichkeit gegenüber, und er schämte sich, daß alles so gekommen war.
    »Mit Peter?« erwiderte er. »Ich werde ihn dir lassen und für ihn Unterhalt leisten.«
    »Und wer soll Vormund werden?«
    »Vielleicht Paul Ermann oder Max Schmitz. Auf keinen Fall Korngold.«
    »Nein! Nie!« Linas Augen wurden böse. »Ich will den auch nie wiedersehen!«
    Fritz Bergschulte blickte sie an. Man sah und fühlte es, sie ist tatsächlich ahnungslos gewesen, als sie den Kerl heiratete. Sie bereut jetzt diese Ehe und will zurück. Sie liebt mich noch immer … auch, wenn sie es gerade nicht sagt und still duldet, daß ich Friedel ihr vorziehe … Er kam sich plötzlich ein wenig schuldig vor und schob ihre Tasse, die auf dem Tisch stand, zur Seite.
    »Man sollte einmal über alles eingehend und vernünftig sprechen«, meinte er. »Denn so wie jetzt kann es ja nicht weitergehen.« Aber da sie keine Antwort gab, schwieg auch er wieder und griff zur Abendzeitung, die auf dem Sofa lag.
    Während er las, goß sie in eine Schüssel Wasser und begann, mit dem Rest heißen Wassers, der übriggeblieben war, das wenige Geschirr zu spülen. Dann nahm sie einen Lappen und wischte Staub, nur, um überhaupt etwas zu tun und nicht dazusitzen wie eine Taubstumme. Doch immer wieder streifte ein schneller Blick ihren zeitungslesenden Mann.
    Indes, er las in Wirklichkeit gar nicht. Hinter seiner Zeitung versteckt, starrte er auf einen Fleck. Seine Gedanken machten ihm zu schaffen.
    Dort ging seine Frau hin und her, und er saß hier, nach zwölf Jahren, mit der Zeitung in der Hand. Das war die ganze Begrüßung, darin äußerte sich die Freude der Rückkehr und des Wiedersehens. Eine Kluft, die unüberbrückbar schien, zeigte sich da eher, eine Entfremdung, die weh tat und alle Worte der Güte und des Verstehens erstickte. Die ganze Sinnlosigkeit der Situation war ihm auf einmal klar, dieses absurde Theater des Lebens, das hier gespielt wurde, mit ihnen beiden als Hauptdarsteller, als Helden eines Zweipersonenstücks, das keinen Inhalt hatte als lediglich die Erkenntnis, daß zwölf Jahre Trennung nicht schlimmer und dunkler sein konnten, als das schließliche Wiedersehen.
    Er legte die Zeitung weg und stand auf. Lina, die wieder am Fenster lehnte, blickte ihn an.
    »Ich bin müde«, sagte er. »Morgen muß ich um sechs Uhr an der Baustelle sein.« Er sah sich um, denn das Problem des Schlafens hatte er noch gar nicht bedacht. Er ging zum Schrank, nahm seine alte Wehrmachtsdecke heraus, breitete sie über das Sofa aus und legte seinen alten Militärmantel darüber. Aus seiner Aktentasche und seiner Jacke baute er ein Kopfkissen.
    »Was soll das?« fragte Lina verwundert.
    »Ich schlafe selbstverständlich auf dem Sofa und du im Bett«, sagte Fritz. »Hast du einen Schlafanzug bei dir?«
    »Ja.« Sie trat näher. »Aber auf dem Sofa schlafe ich. Du mußt früh raus morgen. Du brauchst Ruhe und Schlaf. Du hast jahrelang nicht richtig schlafen können. Ich lege mich gern aufs Sofa …«
    »Reden wir nicht darüber«, bestimmte er. »Ich schlafe auf dem Sofa.« Er zog die Schuhe aus, legte sich auf die Decke und deckte sich mit dem Mantel zu. Mit der rechten Hand rückte er sein hartes Kissen zurecht und drehte

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