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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schreibst dem Rechtsanwalt, daß du von Lina nichts mehr wissen willst. Mensch, bist du denn ganz verrückt?«
    »Und du?« Bergschulte schrie, weil er sich nicht verteidigen, sondern angreifen wollte. Noch beschäftigte ihn die Unterhaltung mit Hans Herten so sehr, daß er sich erst sammeln mußte – und schon war ein Neuer da, der ihn in die Enge treiben wollte. »Du hetzt mir heimlich Lina auf den Hals! Vermittelst ihr in Dortmund eine Stellung, ohne mich zu benachrichtigen!« Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Damit ihr es alle wißt – ich will nicht mehr!«
    »Was willst du nicht mehr?«
    »Das alte Leben führen. Ich habe ein neues begonnen, und dieses neue Leben will ich allein und ohne Ballast von früher aufbauen.«
    »Mit einer anderen Frau!«
    »Das geht dich einen Dreck an!«
    »Oho!« Paul Ermann erhob sich. Sein Zweizentnerkörper schob sich um den Tisch herum und baute sich vor Bergschulte auf, drohend, massig wie ein Turm. »Habe ich dir hier deshalb eine Stellung besorgt, damit du verrückt spielst? Mein lieber Junge, wenn das so ist, liegst du morgen auf der Straße und gehst stempeln! Es genügt ein Wort von mir – und du fliegst!«
    Fritz Bergschulte erbleichte. Er sah die Gefahr, in der er schwebte, war aber nicht gewillt, sich in die Knie zwingen zu lassen.
    »Zwölf Jahre lang bin ich getreten worden. Zwölf Jahre lang hat man mich gehetzt. Und jetzt bin ich in der Heimat, will meine Ruhe haben … und man hetzt mich weiter, unbarmherzig, kalt, mörderisch. Was wollt ihr eigentlich von mir?« stieß er hervor.
    »Vernunft!« Ermann stand vor ihm. Sein massiger Körper verdeckte die magere Gestalt des Freundes. »Du sollst aufwachen, Fritz! Du lebst in einer Verblendung, in einem Wahn! Du verlierst dich an so ein kleines Mädchen –«
    »Beleidige Friedel nicht!« schrie Bergschulte.
    »Ach, Friedel heißt sie? Nett. Klingt wie der Name eines Käthe-Kruse-Püppchens. Und so ein Friedelchen willst du gegen Lina eintauschen? Du solltest dich was schämen!«
    »Ich mich schämen?« Bergschulte drehte wieder einmal durch. »Wer hat sich denn geschämt, als man mich aus der Liste der Lebenden strich? Keiner! Man hat Hochzeit gemacht und konnte es nicht erwarten, ins Brautbett zu kommen, wo man auf die angenehmste Art den ins Jenseits Beförderten vergessen konnte …«
    »Du Schwein!« sagte Ermann relativ leise. Und dann holte er aus und schlug seinem Freund mit der geballten Faust ins Gesicht, so daß Bergschulte zurücktaumelte und ein breiter Blutstrahl aus Nase und Mund schoß. Ächzend klammerte er sich an der Sofalehne fest und schwankte hin und her wie ein Baum, der den letzten Axthieb braucht, um völlig umzusinken. Die Knie brachen ihm und er fiel auf die alten, ächzenden Federn des Sofas.
    »Genügt dir das?« fragte Ermann drohend. »Ich erinnere mich, daß wir in der Jugendzeit auch einmal einen Streit hatten. Damals warst du der Sieger und stelltest mich an eine Mauer, gabst mir ein paar Ohrfeigen und sagtest: ›So, Paul, jetzt laß uns mal vernünftig miteinander sprechen!‹ – Bitte, ich bin bereit dazu! – Kehrst du zu Lina zurück?«
    »Nein.«
    Fritz Bergschulte wollte sich aufrichten, aber Ermann drückte ihn mit Leichtigkeit auf das Sofa zurück.
    »Dein letztes Wort?«
    »Ja.«
    »Wie du willst. Dann bist du ab morgen arbeitslos. Dann friß von mir aus, was du in den Mülltonnen findest. Und ich werde dafür sorgen, daß du nirgends mehr eine Stellung bekommst.« Er brüllte: »Mit einem Wort: Jetzt mache ich dich fertig!«
    »Da ist nichts mehr fertigzumachen.« Bergschulte starrte vor sich auf den Boden. Das Blut klebte ihm an Nase und Mund. »Alle seid ihr gegen mich. Alle! Ich hätte in Rußland bleiben sollen, irgendwo in der Taiga. Dort gibt es Blockhütten, dort kann man Bäume fällen, dort ist man ein Bauer unter Bauern. Dort kennt man nichts anderes als Arbeit, Wodka und Machorka. Und eine Frau – die kann man da auch haben, wenn's sein muß. Ich habe mir sagen lassen, daß die Deutschen bei den Matkas sehr beliebt sind …«
    »Sei still, oder ich haue dir noch eine runter!« sagte Paul Ermann drohend. »Keiner ist gegen dich. Alle sind sie um dich herum, um dich wieder in eine vernünftige Bahn zu lenken. Mensch, Fritz, du hast ja völlig die Übersicht verloren. Du weißt ja gar nicht, was um dich herum vorgeht. Lina ist hier und arbeitet, du selbst hast auch Arbeit, in Minden läuft das Verfahren, das dir Lina als Frau zurückbringen wird

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