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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Wieder ein toter Punkt. Han ging ans Tor und schlug mit dem Knauf seines Schwertes dagegen. Liszendir wartete einen Moment und rief dann mit lauter Stimme – keine Antwort. Doch Pochen und Rufen waren immer noch besser als untätig herumzustehen. Endlich erschienen nach einigen endlosen Minuten Lichter und Köpfe auf der Mauerbrüstung. Man dirigierte sie zur anderen Seite, wo eine kleine Tür geöffnet wurde, die man selbst bei Tageslicht übersehen konnte. Man hieß sie mit allem, was sie hatten – einschließlich Packtier –, eintreten und zeigte ihnen einen Raum als nächtliche Bleibe.
    Drinnen war es genauso, wie Han es sich vorgestellt hatte – als Junge war er ein begeisterter Leser von mittelalterlichen Romanen gewesen. Dies hier war eine Adelsburg, aber ohne die Üppigkeit und den Schmuck, den derartige Burgen in den alten Erzählungen besaßen. Sie war schmutzig und heruntergekommen; verblichene Wandteppiche aus Vergangenheit oder Gegenwart – was sich nicht recht entscheiden ließ –, zerfetzt und ausgefranst, bedeckten den rohen Stein der Innenwände. Schäbig gekleidete Diener und Wachen, die, ebenso heruntergekommen wie die Wanddekorationen, in scheinbar hastiger Eile ihre Botengänge verrichteten. Es war ein freudloser, häßlicher Ort, kalt und dumpf.
    „Ich kann einfach nicht glauben, daß Ler hier oben leben, aber wenn sie trotz allem so verrückt sein sollten, dann doch wohl kaum in einem solchen Verlies wie diesem hier“, bemerkte Han zu Liszendir gewandt, als sie sich in jenem kalten Raum wuschen, den einer der Diener – ein Mensch – für sie hergerichtet hatte.
    „Es ist mir auch ziemlich unerklärlich, aber nach dem, was wir unterwegs gesehen haben, halte ich nichts mehr für unmöglich. Brrr!“ Sie fröstelte und bekam am ganzen Körper Gänsehaut, bis Han sie kräftig abrieb. Dann fuhr sie fort: „Aber warum eine Festung? Man baut eine solche Anlage doch nur, um einen Angriff abzuwehren. Aber wer sollte sie angreifen? Gegen die Krieger ist sie völlig nutzlos; außerdem ist sie zu klein, falls viele Leute darin Schutz suchen.“ Han konnte ihre Fragen nicht beantworten.
    Nach dem Waschen waren sie völlig ausgekühlt. Han machte sich auf die Suche, bis er einige rauhe Decken gefunden hatte. Dann legten sie sich zusammen auf ein hartes, schmales Bett, das unter ihrem Körpergewicht ächzte und stöhnte, und schmiegten sich, wärmend und sich gegenseitig in den Armen haltend, eng aneinander. Bald zeigten sich die Auswirkungen der Anstrengungen des Tages, und ohne es recht zu merken, versanken sie, von ihrer Körperwärme eingelullt, in einen leichten Schlummer.
    Sie wußten nicht, wie lange sie geschlafen hatten, als sie nach einiger Zeit erwachten und von einem Haushofmeister mit boshaftem Gesichtsausdruck durch die halbgeöffnete Tür die Mitteilung erhielten, daß es dem Lord von Aving Hold eine Freude wäre, mit ihnen gemeinsam zu Abend zu speisen. Er sprach in einem Tonfall, dessen Zynismus Han durch Mark und Bein ging-
    Ohne ein Wort standen sie auf, kleideten sich an und folgten dem Haushofmeister, der mit gebührendem Respekt vor der Tür gewartet hatte. Er führte sie durch ein Labyrinth von Gängen und Türen, zugigen Wandelhallen, Verbindungszimmern, Wendeltreppen und Durchlässen. Ab und zu durchquerten sie Räume und Hallen, die mit Licht, Stimmengewirr und allerlei Volk belebt waren, dann wieder solche, die so aussahen, als wenn sie schon seit langem nicht mehr benutzt worden seien; halboffene Türen, hinter denen man – schwach erhellt vom flackernden Licht einer vorangetragenen Öllampe – düstere Räume erkennen konnte, vollgestopft mit verstaubten Stapeln und allerlei Plunder. Auf Han machte der ganze Ort einen unheimlichen, totenähnlichen und gefahrvollen Eindruck – vielleicht war es der gefährlichste Ort, den sie je auf ihrer ganzen Reise betreten hatten. Wenn Liszendir das gleiche Gefühl hatte, so ließ sie es sich jedenfalls weder in Worten noch Gesten anmerken. Sie ging völlig auf in den vielfältigen Eindrücken, die ihr die Burg vermittelte. Nach einem schier endlosen Weg erreichten sie schließlich eine große Halle. Sie war geschmückt und erleuchtet mit dem vordergründigen Prunk von Festlichkeit, doch Han flüsterte Liszendir zu, dies alles sei genauso schäbig wie der Rest der Burg auch, und er hoffe nur, daß wenigstens das Essen ein bißchen besser sei. Sie lächelte schwach und nickte.
    Man ließ sie an einem großen achteckigen Tisch

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