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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Fragen.“
    „Antworten sollst du haben!“
    Han hörte deutlich die hämische Freude in Hathas Tonfall. Das hatte er wohl erwartet. Wollte Liszendir etwa mit diesem Ungeheuer gemeinsame Sache machen? Kein Zweifel, er hatte in ihrer Stimme einen Zug von Neugier und Interesse wahrgenommen. Sollte sie tatsächlich den Wunsch haben, für ihn zu arbeiten? Er schaute zu ihr hinüber, prüfte eingehend ihren Gesichtsausdruck. Er konnte nichts darin lesen. Han spürte eine Art Kälte, ein sterbendes Gefühl, einen Anfall von Schwindel. Wo war ihre Loyalität geblieben? Han spürte, wie alle Gewißheit, die er in der Vergangenheit – ihrer gemeinsamen Vergangenheit – gewonnen hatte, unter seinen Händen zerrann, wie alles eine neue Gestalt gewann, ein verwirrendes und undurchschaubares Aussehen annahm. Erneut blickte er zu ihr rüber. Das Gesicht, das er so gut kannte, war nicht mehr liebenswert, kindlich-reif, voller Charme und verheißungsvoller Abenteuer. Es war ausdruckslos und leer, das Gesicht einer Statue, trotz der Bewegung, die darin zu erkennen war; ihre Gedanken waren wer weiß wo. Er sah in ihr nicht länger die Geliebte, sondern ein fremdes weibliches Wesen mit völlig unbegreiflichen Motivationen und Charakterzügen.
     
    Die Konversation kam eine Weile ins Stocken, während Han auch weiterhin zu Liszendir hinübersah und bemüht war, irgendeine vertraute und bekannte Verhaltensweise oder Absicht zu erkennen. Es war ihm unmöglich! Ihr Gesicht war wie versteinert, distanziert, verschlossen, während es früher selbst bei Meinungsverschiedenheiten engagiert und mitteilsam gewesen war. Ungerührt beobachtete sie die Musiker, die Wächter, Aving, Hatha und das Tischgedeck. Die beiden Gastgeber hatten sich in ein höfliches, aber kompliziertes Gesprächsthema vertieft. Aving mochte wohl eine untergeordnete Stellung einnehmen, hatte dennoch aber auf einigen Sachgebieten ein hervorragendes Wissen, das weit über jenes von Hatha hinausging. Dieser konnte ihm kaum folgen. Sie benutzten eine geheimnisvolle Sprachregelung, die noch spezialisierter war als die Haarspaltereien der alten Theologen und selbst wenn Han sich im Thema ausgekannt hätte, hätte ihn die Sprache arg in Verlegenheit gebracht. Liszendir schien ganz offensichtlich desinteressiert.
    Das Gespräch kam zu einem Schluß, jedenfalls sah es ganz danach aus. Die Ergebnisse waren wohl ebenso unbefriedigend wie das Thema unverständlich war. Aving gab den Musikern ein Zeichen: Einige hörten auf zu spielen, packten ihre Instrumente ein und verschwanden, während die anderen ohne Unterbrechung oder Verzögerung weiterspielten. Aus einer hinteren Nebenhalle erschienen andere, die noch seltsamere Instrumente bei sich trugen. Die Neuankömmlinge, die das gleiche Aussehen hatten wie die Gruppe zuvor – ähnlich und dennoch unähnlich –, nahmen ihre Plätze ein und begannen auf ihren reichverzierten Instrumenten in das laufende Stück einzufallen. Han hörte einige Minuten lang zu – dann gab er auf. Er bekam Kopfschmerzen von dem Versuch, in dieser fremdartigen Musik eine Ordnung erkennen zu wollen, obgleich er bei äußerster Konzentration ein paar verschwommene Andeutungen, Ahnungen und Figurationen auffangen konnte, die aber ebenso schnell zerflossen, wie sie in sein Wahrnehmungsbewußtsein eindrangen. Die scheinbare Einfachheit der Musik verwies auf eine Grundstruktur, die ihn völlig aus der Bahn warf.
    Aving halte bemerkt, daß er zuhörte. In verbindlichem Ton sagte er: „Ich sehe, du versuchst diese Musik zu verstehen. Der Stil, den sie im Augenblick spielen, ist etwas ganz Besonderes; er ist so gestaltet, daß nicht nach einem vorgegebenen Melodieschema gespielt wird; etwas, das ja ganz typisch ist für die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns. Es ist schon seltsam, aber die Musiker lernen die Tonfolge nicht so, wie ihr es tun würdet. Ihr übt das ganze Stück ein und spielt es dann auswendig. Dadurch geht das Wesentliche der Intonierung verloren. Meinst du nicht auch?“
    Han stimmte höflich zu. Hatha wandte sich wieder seinen Gästen zu. Als er zu sprechen begann, tat er dies mit der größten Vertrauensseligkeit: „Was ich vorhin sagte, sollte nicht bedeuten, daß ihr eine unbegrenzte Entscheidungs- und Handlungsfreiheit habt. Zu wählen, den eigenen Kurs zu bestimmen, das ist ein Privileg, das nur wenigen zukommt – den Höhergestellten und Mächtigen. Sobald wir uns auf den unteren Ebenen der Gesellschaft bewegen, werden wir natürlich

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