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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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ein noch junges Mädchen war, dessen Reifungsprozeß fortdauerte, zeigte sie dennoch ein völlig selbstgenügsames Wesen. Sie hatte ein ausgeprägtes Selbstverständnis, das mit nichts zu vergleichen war, was er bisher kannte. Hätte er sie auf irgendeinem abgelegenen Asteroiden ausgesetzt, sie wäre auch weiterhin ihrer Eigenart treu geblieben; nach Verbrauch ihrer Vorräte hätte sie der tödlichen Le e re völlig ruhig ins Auge geschaut – so als wäre es nichts anderes als das Erwachen aus einem kurzen Schlummer. Er hatte sie während des Schlafs beobachtet. Sie schlief wie ein Tier – leicht und ohne heftige Bewegungen. Daß sie träumte, konnte er an den Veränderungen ihres G e sichtsausdrucks erkennen, die mit ihrem langsamen, aber stetigen Rhythmus eine völlig neue Erfahrung für ihn darstellten. Sie besaß eine Zurückhaltung und Selbstdi s ziplin, im Vergleich zu der Liszendir wie eine wilde Ba r barin anmutete. Sie antwortete Han direkt, ohne Küns t lichkeit oder manieriertes Getue, sprach dabei in kurzen, einfachen Sätzen, mit einer klaren, aber flüssigen Mä d chenstimme. Was auch immer sie glaubte zu sein, sie war sich ihrer absolut sicher. Vielleicht hielt sie sich für nicht mehr als ein Tier – ein Haustier, ein Zuchtprodukt. Er wußte es einfach nicht; sie war für ihn ein großes, une r gründliches Geheimnis. Han war Liszendir für jene Ei n sicht dankbar, daß gerade ein solches Verhalten auf Tie f gründigkeit und nicht – wie jenes überschwenglich-demonstrative Spektakel – auf vordergründige Obe r flächlichkeit schließen ließ. Stimmte dies, so war Usteyin ein tiefes, unerforschliches Meer – ein wahrer Ozean.
    Je mehr er von ihr mitbekam, um so überzeugter wu r de er von seiner ursprünglichen Einschätzung. Sie besaß eine verwirrende Schönheit und unterschied sich von Liszendir in einem Maße, wie das bei zwei lebenden Pe r sonen überhaupt nur möglich war – und dennoch hatte sie Persönlichkeit. Das Bild, das er sich von Liszendir ausmalte, war einförmig, ein Bild von großer, detaillie r ter Differenziertheit, mit einer höchst erotisch-suggestiven Geistigkeit, die ihre Körperlichkeit weit überragte. Usteyin hingegen war ein Gemälde, das die gesamte Farbpalette umspannte, eine berauschende G e stalt, deren Ausstrahlung alles und jeden in ihren Bann schlug. Er sah einer weiteren zukünftigen Beziehung zu ihr mit gemischten Gefühlen entgegen. Man hatte ihn dazu aufgefordert, seine Wahl zu treffen, und genau das hatte er getan. Dennoch sah er nicht ganz, was im Ende f fekt dabei herauskommen würde; ein paar Tage schon reichten aus, um ihm die Tiefe und Schwere des Pr o blems vor Augen zu führen. Und er hatte in der Tat ein Problem. Sie zu besitzen wäre so leicht gewesen, wie eine Frage an sie zu richten. Aber fast im Gegensatz zu dem, was er in Wahrheit von ihr erwartete, kam er sich vor, als habe er sich selbst eine schier unlösbare Aufgabe gestellt. Denn um sie wirklich so zu besitzen, wie er es wollte, mußte er sie und sie ihn näher kennenlernen.
    Zuerst dachte Han an so etwas wie eine kulturelle Schocktherapie, aber die ging – sollte sie überhaupt einen Sinn haben – an den Gegebenheiten vorbei. Es gab A n zeichen, daß sie in ihrem Innern ein äußerst empfindl i ches Gleichgewicht errichtet hatte, eines, das aufgrund eines langen und stetigen Prozesses ihre gesamte Persö n lichkeit tiefgreifend und umfassend bestimmte. Er war schon so weit, daß er sie mehr als alle anderen Mädchen oder Frauen, die er kannte oder gekannt hatte, begehrte – nicht aber um den Preis der Zerstörung ihres empfinds a men Wesens.
    Er dachte daran, daß jemand, der vorher nie Geld b e sessen hatte, durch eine Lotterie oder ähnliches über Nacht zu Reichtum kommen konnte. Auch war es den k bar, daß ein Bauer in die Stadt zog oder jemand von einem unterentwickelten auf einen kulturell hochentwickelte n Planeten kam. All das lag auf derselben Ebene. Die näc h ste wäre die, wo ein Sklave zu einem freien Bürger oder zu einem verantwortungsbewußten Mitglied der Gesel l schaft aufstiege. Dann, als dritte Ebene, käme Usteyin, die – soweit Han dies feststellen konnte – sich nicht ei n mal als ein menschliches Wesen verstand.
    Darin lag eine zweifache Ironie. Als Resultat des i n tensiven Partikelbeschusses, dem Morgenröte periodisch nach Änderung des Magnetfeldes ausgesetzt war, zeigten die abtrünnigen Ler, die den größten Teil des Planeten beherrschten, eine

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