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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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gleichzeitig, wenn er sich verändert.“ Usteyin suchte stotternd nach Worten, stockte, wurde plötzlich b e schämt. Offensichtlich verstand niemand ihren Geschic h tensammler. Sie atmete einmal tief durch und begann von neuem: „Alles gleichzeitig, zeitlos. Dann erinnere ich mich, wie es geschah, nachher. Dort drinnen, da gibt es keine Zeit, deshalb muß ich es in mich hineintun – nac h her. Aber es verändert sich. Es kommt … nebenbei. Ich spinne es aus, in meinem Kopf, lege die Geschichte so zurecht, daß die Dinge werden, wie wir sie erleben. Die Zeit ist für uns ein Schein, sie ist nicht wirklich. Alles ist im Augenblick. Wir aber leben nicht im Augenblick, deshalb passe ich es mir an. Verstehst du es jetzt?“
    Sie hatten verstanden. Alle starrten auf das glänzende, glitzernde Etwas in Usteyins Hand. Han spürte, wie alte Glaubensmythen sich über den Kontrollraum senkten, Geister längst versunkener Zeiten zum Leben erwachten Orakel, Magier, bärtige Gurus, die durch die Wälder wanderten, Yogis, die sich selbst entrücken konnten, M i lar e pa, Tarot, die Kabbala, das I Ching, Hexen- und Te u felskulte – und schließlich dieses rothaarige Mädchen, das keine Kleider hatte, nicht lesen und schreiben konnte, nicht wußte, wie man Liebe machte, sich selbst nicht mal als Person begriff. Liszendirs Realitätssinn brach den Bann.
    „Was muß man hineintun, um eine Geschichte zu m a chen?“ Liszendir hatte begriffen, was ein Geschichte n sammler war.
    Usteyin sah den Ausdruck im Gesicht des anderen Mädchens, erkannte, daß es verstanden wurde. „Was man will. Ich mache selber meine Geschichten oder wiederh o le die alten, die ich kenne. Es sind viele-viele. Ich kenne sie gar nicht alle. Die Zlats haben mehr Geschichten als man in einem einzigen Leben erzählen kann. Sie handeln von Liebe, Leidenschaft, Ländern, Menschen, Helden, Dingen-die-es-nicht-gibt. Aber wir können ihn nicht s o oft benutzen. Er ist gefährlich, sehr gefährlich. Zu viele Geschichten, zu tief hineingesehen, und er fängt deinen Geist, dein Herz, du sitzt wie in einer Falle, in den Drä h ten.“
    Sie unterbrach sich und schaute in die Runde: ein be s seres Verstehen stand in ihren Gesichtern geschrieben. Auch Han hatte jetzt begriffen. Das war gut – das war es, was sie sich so verzweifelt gewünscht hatte. Sie fuhr fort: „Nun, Han, mein Geliebter, warum funktioniert deiner nicht? Ist er kaputt? Hat er …“ – sie deutete mit ihrem klaren Blick auf Hatha – „ … versucht, ihn zu benutzen?“ Hatha machte eine hilflose Gebärde. Er sah es vor sich, aber es ging weit über sein Begriffsvermögen.
    Han entgegnete: „Nein, er funktioniert gut, aber er kann mir nicht sagen, was ich wissen will.“ Wie hätte er ihr klarmachen sollen, daß die Empfangsleistung der D e tektorensysteme nicht ausreichte, um die Emissionsquelle bei den störenden Hintergrundimpulsen und -frequenzen genau lokalisieren zu können? „Ich kann die Messung nicht exakt durchführen. Meine Instrumente reichen d a für nicht aus.“
    „Ich werde es gleich feststellen“, sagte sie erfreut da r über, daß sie begriffen hatte, worin das Problem bestand. „Ich bin ein Zlat. Ich kann so etwas. Der deine ist recht merkwürdig – aber ein Geschichtensammler ist ein G e schichtensammler. Ich werde ein paar Bewegungen pr o bieren – du bei deinem und ich bei meinem –, obgleich ich mir wünschen würde, daß es einen Weg gäbe, deinen so zu machen, daß man ihn auch tragen kann. Aber wa r um ist die Geschichte so wichtig? Ich habe zugeschaut. Ich weiß, es ging um … um diese Dinger; wo sie sich versteckt haben. Die Felsenbrocken und die Dinger sind an verschiedenen Plätzen.“
    „Kannst du diese Geschichte in deinem Sammler l e sen?“
    „O ja, das ist nicht schwer. Warte!“ Sie nahm ihn und schüttelte ihn. Han erbebte innerlich. Er wußte, was sie da tat: sie reinigte ihr Gedächtnis. „Noch eines“, fügte sie hinzu, „zeig mir noch einmal deine Anfänge.“
    „Die was?“
    „Die Anfänge. Die Dinge, mit denen du begonnen hast. Die hübschen Lichter und Bilder.“
    Han fügte sich wortlos und durchlief für sie noch ei n mal die gesamte Meßserie. Das Ergebnis war nicht besser oder schlechter als beim ersten Mal. Usteyin beobachtete die Instrumente voller kindlicher Spannung, während alles andere um sie herum versank. Er trat zurück. Schließlich schaute sie ihn an.
    „Ist das alles? Was für eine komische Geschichte. Es ginge auch

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