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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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auch helfen, Wirtschaftskriminalität zu erkennen. Unternehmen und Banken beobachten beispielsweise sämtliche Buchungen und prüfen die Muster auf Plausibilität. Passieren beispielsweise besonders viele Mini-Buchungen von nur wenigen Cent, ist das ein Hinweis, dass etwas faul ist. Oder gibt es zeitliche Anomalien, etwa Überweisungen am Wochenende, ist ebenfalls Vorsicht angebracht. Forscher entwickeln dazu Muster, mit denen Computer automatisch erkennen, wenn etwas aus dem Ruder läuft.
DAS EWIGE KREUZ MIT DEN PASSWÖRTERN
    Wer kennt ihn nicht, den Wirrwarr mit den einzelnen Codes für Kreditkarten, Internetzugänge, Mitgliedschaften oder für den Abruf persönlicher Informationen im Netz. „In der Morgenstadt wird das noch wesentlich weiter verbreitet sein“, sagt Dr. Markus Schneider, stellvertretender Institutsleiter am SIT, „denn man wird für viele Dienstleistungen elektronische Codes benötigen: zum Carsharing, um ein Fahrrad zu mieten, für die Mitgliedschaft in einem Fitnessclub oder auch nur, um die Haustür zu öffnen. Kein Mensch kann sich all diese Geheimzahlen und -wörter merken.“ So speichern viele die Codes auf ihrem Handy und sichern die kleine persönliche Datenbank mit einem Master-Password ab. Geht das Handy verloren, sind sofort alle Zugangscodes in Gefahr. „Sie müssen sich das wie einen Schlüsselbund vorstellen, der Zugriff erlaubt auf eine Vielzahl von Räumen“, so der Nachrichtentechniker. „Würde man ein extrem langes Passwort benutzen, wäre die Gefahr vielleicht nicht sehr hoch, aber die meisten Codes haben maximal zehn Stellen, mehr kann sich kaum jemand merken. Mit einem Wörterbuchangriff kann deshalb ein Dieb das Master-Passwort recht leicht knacken.“
    Schneider selbst war von der Situation so genervt, dass er sich eine besonders pfiffige Lösung ausdachte, um die Passwörter zu schützen: den MobileSitter. 149 Er und sein Team haben dafür ein Verfahren entwickelt, bei dem ein Hacker – oder seine Software – bei der Eingabe eines Master-Passworts nicht erkennen kann, ob er fündig wurde. Seine Entschlüsselungssoftware meldet ihm immer Erfolge, und die Codes, die er dann auf dem Handy findet, sehen so aus, als könnten sie korrekt sein, sind es aber nicht. Versucht er damit beispielsweise an einem Geldautomaten Bares abzuheben, wird er nach dem dritten Versuch scheitern. Wörterbuchangriffe oder der Test von Zahlenkombinationen laufen so ins Leere, der Hacker muss aufgeben. 150
    Damit man in der Morgenstadt die umfassenden Möglichkeiten der Kommunikation ausnützen und ohne Bedenken gebrauchen kann, wird ein verbesserter rechtlicher Rahmen nötig sein, glaubt Peter Schoo vom AISEC. „Jeder muss die Möglichkeit haben zu wählen, welche Dinge er im Netz privat halten will. Es darf nicht sein, dass Daten automatisch mit anderen assoziiert werden, ohne dass ich als Nutzer das weiß.“ Aufjeden Fall rät der Forscher zwar zu einer gewissen „Datensparsamkeit“, aber nicht zu autistischem Verhalten, das sich abschottet. „Es ist besser, Kontakte mit anderen zuzulassen, aber für ausreichende Netzsicherheit zu sorgen, damit die große Freiheit und Bequemlichkeit im Netz nicht erkauft wird durch unnötige Risiken.“

KAPITEL 10
AUF DEM WEG ZUR MORGENSTADT
    Nach Auslandsreisen, so interessant und ertragreich sie auch gewesen sein mögen, ist es immer wieder schön, nach Hause zu kommen. Man steigt in Stuttgart oder München aus dem Auto, Zug oder Flugzeug, und sofort umgibt einen die gewohnte Sicherheit, Verlässlichkeit, Pünktlichkeit. Dann spürt man: Moderne Technik allein ist es nicht, die unsere Städte lebenswert macht. Es gehört auch das Gefühl dazu, gut aufgehoben zu sein, Traditionen zu pflegen, Familie und Freunde zu haben und in einer Stadt zu leben, die man kennt und die nicht anonym und gesichtslos ist. All das macht einen großen Teil der Lebensqualität aus. Damit die Morgenstadt zum Erfolg wird, muss sie auf diese Bedürfnisse eingehen und ihren Bewohnern eine Heimat bieten.

Johannesburg ist nicht nur die größte Stadt in Südafrika, sondern auch ein Exempel dafür, was geschehen kann, wenn eine Metropole rasend schnell wächst. 1886 als Goldgräberlager gegründet, hatte sie schon nach zehn Jahren Großstadtgröße. Heute beherbergt sie rund 4 Millionen Einwohner im engeren Stadtgebiet, der Großraum umfasst sogar etwa 8 Millionen Menschen.
    In diesen knapp 130 Jahren haben sich die einzelnen Stadtteile Johannesburgs komplett unterschiedlich

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