Morgenstadt - wie wir morgen leben
Nutzer sogar in drei Dimensionen eintauchen. Was inzwischen beim Kino mehr und mehr in Mode kommt, ist mittlerweile auch fürs Fernsehen möglich. Das HHI in Berlin entwickelte sogar eine Technologie, die es erlaubt, 3D-Fernsehen ohne Brille zu betrachten. Viele Neuerungen kommen auch aus dem Spielesektor, vor allem in Hinblick auf intuitiven Zugang, Aufmerksamkeit und Konzentration.
In der Morgenstadt werden stationäre und mobile Kommunikationsmedien alltäglich sein und das Leben noch weit mehr prägen als heute. Ganz nebenbei werden sie auch etwas leisten, was Generationen von Politikern, Lehrern und Missionaren im Lauf der Jahrhunderte nie vollständig gelungen ist: „Das Handy wird die Welt alphabetisieren“, sagt Professor Armin Reller von der Universität Augsburg, „denn gerade junge Leute wollen natürlich lesen, was auf dem Display steht.“ So werden nicht nur die Geräte klüger, sondern auch die Menschen, die mit ihnen umgehen.
Eine ganz neue Qualität erhält der Kontakt zwischen Mensch und Computer oder Telefon, wenn die Geräte anfangen zu verstehen, was der Benutzer meint. Matthias Peissner ist zwar skeptisch, was die generelle Spracherkennung von Maschinen angeht, zu intuitiv ist seiner Ansicht nach die menschliche Sprache. Aber für Spezialanwendungen ist es schon jetzt möglich, sich dem Computer sprachlich verständlich zu machen, sei es schriftlich oder mündlich.
„Semantische Analysen“ nennen Forscher die Technik, Inhalte zu erkennen, und sie nutzen sie heute schon für Marktanalysen. Forscher des IGD arbeiten im Rahmen des Verbundprojekts „Signal Tracing“ 147 daran, Markttrends zu erkennen und zu bewerten. Unternehmen müssen Trends frühzeitig identifizieren und mit Markt- und Technologieentwicklungen gezielt umgehen, um auf den steigenden Wettbewerbsdruck und die schnellen Veränderungen in ihrer Branche reagieren zu können. Sie müssen frühe Signale aus der großen Menge an verfügbaren Informationen herausfiltern, um rechtzeitig die richtigen Weichen zu stellen.
Die Software muss zum Beispiel erkennen, ob sich hinter dem Begriff „Golf“ ein Auto, eine Sportart oder eine geographische Gegebenheit verbirgt. Menschen begreifen die Bedeutung aus dem Zusammenhang. Ein Computer kann dies nicht direkt erfassen. Ihm fehlt die Wortbedeutung, also die Semantik. Um sie zu erkennen, nutzen die Forscher Verfahren, die Informationen erheben, verarbeiten und darstellen können. So spüren sie Signale des Marktes auf, analysieren und bewerten sie. „Als eine Art digitale Kristallkugel soll Signal Tracing Entscheidungsträgern helfen, ihr Unternehmen auf Basis fundierter Erkenntnisse in sichere, erfolgversprechende Bahnen zulenken“, sagt Dr. Thomas Kamps, Geschäftsführer von ConWeaver, einer Ausgründung des IGD.
Signal Tracing ist nicht allein ein Computerprogramm. „Es geht darum, einen Kommunikationsprozess rund um frühe Anzeichen oder Trends zu etablieren“, erklärt Dr. Rainer Vinkemeier, Geschäftsführer der Beratungsfirma C21 Consulting. „Weil die frühen Signale sehr vielschichtig sind, lassen sie sich im wirtschaftlichen Kontext oft schwer verfolgen und beurteilen. Entwickler und Innovationsverantwortliche erhalten mit Signal Tracing ein Instrument, das ihnen die Arbeit entscheidend erleichtert.“
Dr. Melanie Knapp, Forscherin am IAIS, nutzt semantische Analysen auch dazu, die Reaktion des Publikums auf neue Produkte zu ermitteln. „Wenn beispielsweise ein neues Automodell auf den Markt kommt, tauschen sich sofort viele Leute in Foren darüber aus“, erzählt sie. „Wenn der Hersteller diese Äußerungen analysiert, kann er daraus ablesen, wie sein Auto ankommt und ob es die Erwartungen erfüllt.“ Wenn diese Techniken erst einmal etabliert sind, kann man sich viele Anwendungen dafür vorstellen. „So haben wir schon jetzt eine App entwickelt, die Beurteilungen für Restaurants analysieren und mir bei Bedarf immer das Lokal in meiner Nähe nennen, das am besten abgeschnitten hat“, sagt Knapp.
WIE KANN MAN MISSBRAUCH VERHINDERN?
Die zunehmende Vernetzung vieler Lebensbereiche wird für Wirtschaft und Gesellschaft ungeahnte Möglichkeiten öffnen – leider jedoch auch für Angriffe im virtuellen Raum. „Wie verwundbar moderne Gesellschaften durch ihre Verflechtung mit dem Internet geworden sind, wurde durch die Ereignisse in Estland im Jahr 2007 augenfällig“, sagt Dr. Jens Tölle, Leiter Cyber Defense am Fraunhofer-Institut für Kommunikation,
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