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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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intelligente Zähler-, Kommunikations- und Tarifsysteme“, an dem unter anderem das ISE und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI beteiligt waren. Privathaushalte sparten durchschnittlich 3,7 Prozent Strom ein, bei zeitvariablen Tarifen lag die Einsparung sogar bei 9,5 Prozent.
    Mehr als 2000 Haushalte in Deutschland und Österreich nahmen an der 18-monatigen Feldphase des Projekts teil. Sie konnten auf einem Internetportal oder durch eine monatliche schriftliche Information beispielsweise ihren Stromverbrauch stundenweise analysieren und erhielten für alle gängigen Geräte im Haushalt mehr als 40 Energiespartipps.
    „Smart Metering ist in der aktuellen Energiedebatte ein wichtiges Thema, da von dieser Technologie eine Effizienzsteigerung in deutschen Haushalten erwartet wird. Jetzt haben wir erstmals mit einer großangelegten und sozialwissenschaftlich fundierten Studie gezeigt, welches Potenzial sich dahinter verbirgt“, sagt Sebastian Gölz vom ISE.
    Das ISI wertete die Verbrauchsdaten aus und stellte fest, dass die Haushalte eine durchschnittliche Verbrauchseinsparung von 3,7 Prozent erzielen konnten. Als Vergleichsgröße dienten dabei Haushalte, die keine Verbrauchsrückmeldung zu ihrem Stromverbrauch erhielten. Umgerechnet auf den bundesdeutschen Stromverbrauch entspricht dies einer jährlichen Einsparung von etwa fünf Terawattstunden Strom und 1 Milliarde Euro vermiedener Stromkosten in den Haushalten. Das Projekt hatte auch eine langfristige Wirkung: „In unseren Untersuchungen haben wir gezeigt, dass der Einspareffekt auch mehrere Monate nach Beginn des Feldtests noch nachweisbar ist“, sagt Dr. Marian Klobasa vom ISI.
    Zusätzlich zu den Smart Meters ist eine neue, intelligente Technik nötig, die den Verbrauch in Industrie, bei Großkunden und im Haushalt abhängig vom Strompreis automatisch steuert. In der Morgenstadt wird es eine Art „Internet der Energie“ geben. Denn auch beim Internet kümmert sich der Nutzer in keiner Weise darum, wie und woher seine Daten zu ihm geleitet werden. Technologien und Dienste im Hintergrund sorgendafür, dass der Datenstrom nie abreißt. Nur manchmal, wenn etwa ein Tiefseekabel beschädigt wird oder ein Staat den Internetzugang einschränkt, bemerkt der Einzelne, dass die Datenflut auf seinem Computer keine Selbstverständlichkeit ist.
    Am SmartEnergyLab des ISE simulieren Dr. Christof Wittwer und sein Team den Ernstfall und entwickeln Computerprogramme, die in Häusern oder Siedlungen das Zusammenspiel der Energieversorger und -verbraucher optimal steuern. Ausgestattet ist das Testlabor mit einem Fünf-Kilowatt-Blockheizkraftwerk, einem zwei Kubikmeter großen Wasserspeicher, einem Photovoltaik-Simulator, verschiedenen Wechselrichtern, einem Lithium-Ionen-Akku, einer Bleibatteriebank, einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sowie weiteren Apparaturen. Durch die Kombination virtueller und realer Komponenten können die Forscher nahezu jedes Energiesystem künstlich nachstellen. So ermitteln sie die günstigste Konstellation für die Betriebsführung.
    Die Forscher haben mittlerweile ein kleines Gerät entwickelt, das es in sich hat: Das Smart Energy Gateway organisiert den Datenaustausch zwischen Energieversorger und Endverbraucher. Der kluge Kasten vernetzt – im Wohngebäude installiert – die Energiezähler für Wärme, Wasser und Strom und sorgt dafür, dass aus dem aktuellen Verbrauch und den Tarifinformationen die richtige Steuerung zur Effizienzsteigerung eingeleitet wird. Aber das Gateway ist nicht nur Messgerät und Betriebsoptimierer: Mit ihm lassen sich Haushalts- oder Heizgeräte steuern und Eingabezeiten definieren. Wann soll die Wärmepumpe, die Waschmaschine oder die Geschirrspülmaschine laufen? Und künftig muss auf dem Weg in den Urlaub keiner mehr bangen, ob er den Herd auch tatsächlich ausgeschaltet hat.
TESTFALL CUXHAVEN
    Dass die Vernetzung und der bewusste Stromverbrauch eine Menge bewirken können, zeigt sich in Feldtests, an denen inzwischen mehrere deutsche Städte teilnehmen. Einer davon läuft ganz im Norden der Republik, und die ISE-Forscher sind daran beteiligt: 650 ausgewählte Haushalte in Cuxhaven machen seit Mitte 2011 beim Forschungsprojekt eTelligence mit. Über das Internet oder einen Apple iPod touch ist der individuelle Stromverbrauch für die Testkunden jederzeit einsehbar. So kann man zum Beispiel Verbrauch, Kosten und CO 2 -Emissionen der letzten sieben Tage ablesen. Auch die

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