Morgenstadt - wie wir morgen leben
IBP-Leiter Gerd Hauser glaubt, dass auch hinsichtlich der Energiespeicherung dem Gebäudesektor eine große Bedeutungzukommt, da hier große Mengen elektrischer Energie thermisch gespeichert werden können. Biomaterialien wie zum Beispiel Holz sollten wegen ihrer Speicherfähigkeit nicht zur Wärmegrundversorgung beitragen. Sie sollten nur dann verbrannt werden, wenn Wind und Sonne nicht die nötige Energie liefern können.
DAS INTERNET DER ENERGIE
Egal ob Wärme oder Strom – es ist nicht allein damit getan, möglichst viele Solarzellen, -kollektoren oder Windräder zu installieren, um die Städte der Zukunft mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Ganz im Gegenteil: „Die Umstellung auf regenerative Energien ist eine gewaltige Herausforderung, aber sie ist zu schaffen“, sagt ISE-Chef Eicke Weber. Das Problem ist, dass Sonne und Wind nicht ständig Energie liefern, sondern eben nur dann, wenn die Sonne scheint und wenn der Wind weht. So kann es passieren, dass vielleicht an einem windigen Sommertag zu viel Strom angeboten wird, während in einer windstillen Winternacht das Stromangebot aus Erneuerbaren viel zu gering ist für den Bedarf.
Damit die Stadt der Zukunft auch mit vielen kleinen und kleinsten Energieerzeugern immer ausreichend Strom und Wärme zur Verfügung hat, sind intelligente Verteilsysteme notwendig – Fachleute nennen das ein Smart Grid, ein intelligentes Netz. Es ist eine Art von Infrastruktur, die bisher für die Versorgung durch zentrale Großkraftwerke nicht nötig war und deshalb erst ganz neu aufgebaut werden muss. Sie vereinigt die Energienetze mit Kommunikationsnetzen, das heißt, intelligente Sensorik und vorausschauende Algorithmen sorgen automatisch dafür, dass die Morgenstadt ausreichend versorgt wird.
Grundsätzlich folgt dort der Energieverbrauch dem Angebot, nicht so wie derzeit das Angebot dem Verbrauch. Heute fahren die Energieversorger ihre Kraftwerke hoch, oder sie importieren Strom, wenn die Last im Netz ansteigt. Mit einem Smart Grid wird sich die Situation allmählich umkehren: Dann werden die Verbraucher in den Zeiten Strom abrufen, in denen er reichlich vorhanden ist, und entbehrliche Geräte abschalten, wenner gerade knapp ist. „Dieser Paradigmenwechsel stellt uns vor die größten Herausforderungen und ist im Wesentlichen ein Managementproblem“, ergänzt Hauser.
Gesteuert wird das über den Preis. Schon heute gibt es unterschiedliche Preise an der Strombörse, die sich nach dem Angebot richten. Bläst manchmal der Wind besonders stark, kann sogar die absurde Situation eintreten, dass derjenige noch Geld bekommt, der in diesem Augenblick den überschüssigen Strom abnimmt. Der einzelne Verbraucher hat davon heute noch nichts, denn er muss ja an seinen Versorger einen Einheitstarif bezahlen. Damit man die Nachfrage aber dem Angebot anpassen kann, muss der Kunde wissen, wie viel sein Strom gerade kostet. Erst dann kann er sich der Marktlage anpassen. Dazu braucht der Verbraucher intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meters. Denn keiner kann den ganzen Tag auf den Zähler achten, um nachzusehen, wie teuer der Strom gerade ist.
Laut einer Studie 27 der Unternehmensberatung Frost & Sullivan befindet sich der Europamarkt für Smart Meters in einer Wachstumsphase. Während Länder wie Dänemark, Finnland und Norwegen Anfang 2012 bereits signifikante Entwicklungen vorzuweisen hatten, ist in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal eine großangelegte Einführung der Smart Meters geplant, um die von der Europäischen Union festgelegten Energieziele und Umweltregelungen zu erreichen. In Deutschland muss der rechtliche Rahmen noch geschaffen werden, um die bisher verhältnismäßig geringe Zahl installierter Smart Meters zu erhöhen.
Gemäß dieser Studie erwirtschaftete der europäische Smart-Meter-Markt im Jahr 2010 Umsätze von 318,4 Millionen US-Dollar, die bis zum Jahr 2017 auf knapp 2 Milliarden US-Dollar bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 30 Prozent anwachsen könnten. Im selben Zeitraum soll die installierte Kapazität von Smart Meters in Europa von 43,90 Millionen (2010) auf 200,43 Millionen (2017) anwachsen.
Dass allein schon die Visualisierung des Stromverbrauchs und des aktuellen Preises durch intelligente Zähler die Verbraucher zu sparsamerem Verhalten motiviert, zeigten die Ergebnisse des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts „Intelliekon – Nachhaltiger Energiekonsum von Haushalten durch
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