Morgenstadt - wie wir morgen leben
ausnutzen.“
Denkbar sind doppelschalige Fassaden, in die der Wind Frischluft zwischen die beiden Hüllen drückt. Die frische Luft von außen muss dann zentral entfeuchtet, im Bedarfsfall gekühlt und anschließend im Gebäude verteilt werden. Vor diesem Hintergrund traf Christoph Mitterer, der zwei Jahre lang als Wissenschaftler und Repräsentant des IBP in Asien arbeitete, auf seine Kollegen vom Korean Institute of Construction Technology KICT in Seoul. Schnell wurde klar, dass beide Institutionen an integrierter Fassadenentwicklung arbeiten, dazu über moderne Testeinrichtungen verfügen und sich durch ihre Kompetenzen ergänzen. Deshalb wurde eine enge Zusammenarbeit vereinbart.
In den gemeinsamen Projekten sollen nun zunächst modulare Fassadensysteme in Verbindung mit innovativen Konzepten zur Klimatisierung so optimiert werden, dass sie auch für sehr hohe Gebäude geeignet sind. Die Wissenschaftler wollen dabei die Eigendynamik mit einbeziehen, die sich an den unterschiedlichen Zonen der Fassade entwickelt. Auch hier ist wiederum die Anwendung von Simulationsmodellen unentbehrlich.
Selbst die effizientesten Gebäude haben in heißen und feuchtwarmen Klimazonen noch einen bleibenden Bedarf an Kühlung und Entfeuchtung, der durch Anlagentechnik abgedeckt werden muss. „Uns stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung, um Kühlung und Entfeuchtung unter Nutzung von Abwärme oder Solarenergie zu ermöglichen“, sagt Dr. Hans-Martin Henning vom ISE. Und in den Klimazonen mit hohemKühlbedarf scheint meistens auch verlässlich und oft die Sonne, so dass solare Kühlung hier eine vielversprechende Lösung bietet.
Eine besonders elegante Möglichkeit, den Einfall von Sonnenlicht in Räume zu steuern, hat Professor Hartmut Hillmer von der Universität Kassel zusammen mit Professor Jürgen Schmid, Leiter des IWES, entwickelt. Es handelt sich um Millionen vom Auge nicht wahrnehmbarer Mikrospiegel, die zwischen den Fensterscheiben angebracht sind und sich nach dem einfallenden Licht ausrichten können. Sie sind so in der Lage, das Tageslicht – etwa in Büroräumen – dynamisch zu lenken, die Lichtwirkung zu optimieren und darüber hinaus das Raumklima positiv zu beeinflussen. Die Mikrospiegel sind mit dem bloßen Auge nicht zu sehen, das Fensterglas erscheint variabel getönt. 65
NACHHALTIG BAUEN IN DER MORGENSTADT
Klimawandel und Ressourcenverknappung sind weltweit zu brisanten Themen geworden. Die Stadt von morgen wird in dieser Hinsicht neue Lösungen und Bewertungssysteme benötigen, denn heute entstehen noch mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs und des Abfallaufkommens in Deutschland durch die gebaute Umwelt. „Die Brisanz des Themas Nachhaltigkeit ist bei den Menschen angekommen, und die Dringlichkeit, grundlegende infrastrukturelle Weichenstellungen vorzunehmen, ebenso. Wir reagieren mit unseren Instrumenten und Methoden zur Bewertungen der Nachhaltigkeit von Bauprodukten, Bauprozessen und Bauwerken sowie der Verknüpfung industrieller Verfahren auf diese Bedürfnisse“, beschreibt Klaus Sedlbauer die Entwicklungen des IBP auf dem Gebiet der ganzheitlichen Bilanzierung.
Das Ziel der Forscher ist es, Kosten und negative Auswirkungen von Gebäuden auf die Umwelt zu reduzieren – bei gleichzeitiger Steigerung der Gesundheit und Behaglichkeit der Gebäudenutzer. Darüber hinaus versuchen sie Lösungen zu finden, wie man ganze Stadtquartiere und Siedlungen nachhaltig gestalten kann. Ein Beispiel istdie Fassadenbegrünung als ökologisch sinnvolle Gebäudekomponente.
Plusenergiehäuser produzieren Energieüberschüsse, die ins öffentliche Netz eingespeist werden können. Sie werden zu Energieproduzenten. Quelle: Fraunhofer IBP
Egal, ob man künftig neue Gebäude plant oder bestehende saniert, man kann auf eine am IBP entwickelte Software zurückgreifen, „die eine Lebenszyklusplanung der ökologischen Performance eines Gebäudes bereits in einem frühen Planungsstadium ermöglicht“, sagt Matthias Fischer vom IBP. Sie hilft beim Erstellen von Ökobilanzen, die sämtliche Umweltwirkungen erfassen und analysieren, etwa Treibhausgasemissionen, die Versauerung von Böden und Gewässern, die Ozonbildung sowie den Ressourcenverbrauch. „So kann man rechtzeitig mögliche ökologische Schwachstellen am Gebäude aufzeigen und beseitigen.“ Und man kann auch besser entscheiden, ob man bestehende Gebäude lieber abreißen oder modernisieren sollte.
LÄRM VORBEUGEN
Bei Umfragen, was Menschen in
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