Morgenstadt - wie wir morgen leben
dass die Immobilie über das Jahr gemittelt mehr Energie gewinnt, als sie benötigt. Das Vorhaben sieht eine Sanierung der Gebäudehülle und der Anlagentechnik vor. Innovative Wärmedämmmaterialien und Lüftungskonzepte sollen dazu beitragen. Zudem sollen künftig die regenerativen Energieträger Sonnenlicht und Erdwärme den verbleibenden Energiebedarf für Strom und Wärme vor Ort erzeugen.Das Ziel ist es, den Heizenergiebedarf auf ein Viertel und den Stromverbrauch um ein Drittel zu verringern.
Der Gebäudekomplex umfasst neben dem Hauptbau einen Pavillon, einen quadratischen Erweiterungsbau sowie eine Turnhalle, alles in allem Räumlichkeiten mit 6437 Quadratmetern, die beheizt werden müssen. Dies soll künftig mit Hilfe hocheffizienter Wärmepumpen geschehen. Zur Erschließung der Erdwärme werden Sonden bis zu 100 Meter tief in die Erde gebracht. Die Wärme wird mit Hilfe von Speichersystemen in unterschiedlichen Temperaturniveaus für die einzelnen Verbraucher vorgehalten.
Künftig werden die Schulgebäude keine Heizkörper mehr haben, und der bisher verwendete Erdgaskessel wird stillgelegt. Die Heizung erfolgt dann über warme Luft, die direkt Boden und Wände erwärmt. Zusätzlich wird es ein Lüftungssystem geben, das aus der Luft 90 Prozent der Wärme zurückgewinnt. Im Sommer dient dasselbe System zur Kühlung der Räume.
Den notwendigen Strom zum Betrieb der Schule erzeugen künftig auf dem Dach montierte Solarzellen mit einer Gesamtfläche von 2370 Quadratmetern. Das öffentliche Stromnetz dient als Zwischenspeicher, um Schwankungen zwischen Produktion und Bedarf auszugleichen. Die Photovoltaikanlage wird so ausgelegt, dass sie jährlich mehr Energie liefert, als in der Schule tatsächlich benötigt wird. Das warme Wasser für die Sanitärräume der Turnhalle erzeugen in Zukunft Sonnenkollektoren.
Wenn alles fertig eingebaut ist, beginnt eine Messphase, in der Forscher mit einem detaillierten Untersuchungsprogramm die Wirksamkeit der realisierten Maßnahmen nachweisen und auswerten. Diese Phase dient auch der Einregulierung der Gebäudetechnik.
KALTE FERNWÄRME ALS ZUKUNFTSMODELL
PlusEnergie-Schulen – bisher gibt es drei davon, und zwar in Berlin, Stuttgart und Rostock – sind ebenso wie etwa das Ende 2011 von der Bundeskanzlerin eröffnete PlusEnergie-Wohnhaus in Berlin Leuchtturmprojekte mit großer Öffentlichkeitswirkung. Für die Durchdringung des Massenmarkts sind aber weitaus mehr Maßnahmen nötig. Eine Vorreiterrolle spielen dabei die Fertighaushersteller, die künftig Häuser mit immer geringerem Energiebedarf anbieten. „Schon heute kann man für einen Aufpreis von 40000 bis 50000 Euro ein PlusEnergie-Haus kaufen“, sagt IBP-Forscher Hans Erhorn. „Diese Investition lohnt sich spätestens nach zehn Jahren, man kann damit sogar Überschüsse erwirtschaften.“ Langjährige Entwicklungen bis hin zum kleinsten Detail haben auf dem Gebiet große Fortschritte gebracht. Es gibt mit den Vakuumpaneelen heute sehr gute Dämmstoffe, und auch bei der Fensterentwicklung hat sich eine Menge getan. 67 „Es waren viele kleine Schritte, die ihre Zeit erforderten“, weiß Erhorn. „Vielfach wusste man zwar, wie man etwas technisch lösen kann, aber bis die Dinge Baureife erlangen – das dauert eben länger.“
Dennoch sieht auch Energiespezialist Erhorn noch Forschungsbedarf für die Gebäude der Morgenstadt: „Wir dürfen uns nicht zu sehr allein auf Wärmepumpen verlassen. Zwar ist Strom der Energieträger der Zukunft, aber er ist eine sehr hochwertige, edle Art von Energie, die man nicht unbedingt zum Heizen verwenden sollte.“ Es gibt andere Möglichkeiten, die auch einen besseren Energiemix ergeben und damit zu große Abhängigkeiten verhindern, beispielsweise die Heizung mit Biokraftstoffen oder Holzpellets. Hier allerdings muss die Effizienz noch verbessert werden, denn Holzöfen können nur auf voller Leistung laufen, mit sehr heißen Abgasen. Wenn man sie drosseln will, beginnen sie zu rußen. Früher war das auch bei Öl und Gas so, die technische Entwicklungist dort aber schon weiter. Moderne Brennwertkessel haben eine Abgastemperatur von nur noch maximal 50 Grad, und sie arbeiten sehr effizient. Für Holzpellets muss etwas Entsprechendes erst noch entwickelt werden.
All die beschriebenen Verbrennungstechniken haben jedoch eines gemeinsam: Die bereitgestellte Heizwärme ist maximal so groß wie der Energiegehalt des eingesetzten Brennstoffs. Künftig können Brennstoffe jedoch
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