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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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einem Gebäude am meisten stört, geben viele der Befragten die Störung durch Geräusche bzw. Lärm an. Andererseits möchte man aber in einer akustischen Umgebung leben, die es erlaubt, sich leicht mit anderen zu unterhalten oder Musik in ihrer vollen Bandbreite zu hören. In den Gebäuden der Morgenstadt wird es darauf ankommen, diese sich manchmal sogar widersprechenden Anforderungen zu erfüllen.
    Um das akustische Leben eines Bauwerks zu erfassen, muss man sowohl sein Reflexionsverhalten als auch seine Leitfähigkeit für Schall untersuchen. Bereits im Stadium der Planungen geschieht dies mit numerischen Simulationen. Prof. Philip Leistner und seine Mitarbeiter am IBP in Stuttgart erwecken die Gebäude zum Leben – sie lassen sie virtuell im Computer schwingen, wie sie es in Wirklichkeit tun würden, und das bereits lange, bevor sie gebaut werden. So kann man schon im Vorfeld Rückschlüsse auf unerwünschte Schall- und Vibrationseffekte ziehen und Mängel abstellen.
    Parallel dazu entwickelt die Abteilung Elemente, die Schall schlucken oder umleiten können. Das ist sowohl für Innenräume wichtig als auch für den Schallschutz, beispielsweise an Straßen oder Bahntrassen.
    Ein zukunftsträchtiges und genial einfaches Produkt haben die IBP-Forscher in den letzten Jahren zusammen mit dem Stuttgarter Unternehmen Nimbus GmbH entwickelt: schallabsorbierende Behänge aus mikroperforierten Folien, die mittlerweile unter dem Namen rossoacoustic auf dem Markt sind. Die Folien sind mit exakt positionierten Lochungen versehen – rund 27000 pro Quadratmeter, der Lochdurchmesser ist kleiner als 0,4 Millimeter. Diese Mikrolochungen bieten den Schallwellen einen angepassten Widerstand; sie wandeln Bewegungsenergie der Luftschallwelle in Wärmeenergie um – der Schall wird absorbiert.
    Man kann die Folien als Raumgliederungssysteme oder als Lichtschutz am Fenster verwenden; es gibt sie durchsichtig oder als Textil. Damit lassen sich zum Beispielindividuell gestaltete Besprechungseinheiten schaffen, die vor Mithörern schützen und nach dem Ende der Unterredung wieder aufgelöst werden. Jeder Mitarbeiter kann in seinem Arbeitsbereich ungestört arbeiten, gleichzeitig garantieren die Beschattungselemente vor den Glasflächen blendfreies Licht.
    Im 163 Meter hohen, 40-geschossigen Posttower in Bonn haben sich die Folien bereits bewährt: In der Konzernzentrale der Deutschen Post World Net, in der rund 2000 Personen arbeiten, sorgen Rossoacoustic-Paneele für effektive Schallabsorption und schaffen ein angenehmes akustisches Raumklima. Sie kommen dort als Fensterverschattung, Deckensegel und flexible Raumabtrennung zum Einsatz.
WENN SCHULEN ZUM VORBILD WERDEN
    Manchmal erwachsen Projekte aus einer persönlichen Verbundenheit: Als Schüler besuchte Klaus Sedlbauer das Gymnasium Miesbach. Vor einigen Jahren zog es den Leiter des IBP noch einmal dorthin zurück. Er wollte herausfinden, ob vielleicht Akustik und Raumklima des Gebäudes dazu beigetragen haben, dass seine Noten damals nicht immer berauschend waren. Er stellte fest, dass die Schule eine miserable Akustik hat: Die Nachhallzeiten in den Klassenzimmern sind mit mehr als zwei Sekunden extrem lang, im Treppenhaus sind es sogar über drei Sekunden – ideal wäre eine halbe Sekunde. „Es ist erwiesen, dass unter der harten Akustik die Sprachverständlichkeit und damit die Leistungen der Schüler leiden“, so Sedlbauer. Der Forscher hatte damit nicht nur eine mögliche Erklärung für seine Abiturnoten gefunden. Das Gymnasium Miesbach wurde inzwischen nach IBP-Empfehlungen für 125000 Euro saniert. Es hat jetzt eine bessere Akustik und verbraucht weniger Energie bei angenehmerem Raumklima.
    Die Bildungseinrichtung in Miesbach gehört zu einer Serie von energetischen Modellprojekten, die das IBP seit 1995 im Schulbereich realisiert hat. „Gerade Schulen haben ja einen hohen Vorbildcharakter“, sagt Hans Erhorn vom IBP. „Wer schon als Schüler hautnah erfährt, wie man effizient mit Energie umgehen kann, muss dieses Wissen nicht später erst mühsam erwerben.“
    Ein in diesem Zusammenhang besonders ehrgeiziges Projekt wurde 2009 in Stuttgart-Zuffenhausen angestoßen: Im Rahmen der vom Bundeskanzleramt 2005 gestarteten Innovationsinitiative soll die dortige Grund- und Werkrealschule der Uhlandschule bis zum Jahr 2014 während des laufenden Schulbetriebs ganzheitlich energetisch verbessert und auf das Niveau einer PlusEnergie-Schule gebracht werden. 66 Das bedeutet,

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