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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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öffnen muss, aber bei Bedarf öffnen kann“, erklärt Professor Klaus Sedlbauer, Leiter des IBP.
    „Man darf die energetische Sanierung nicht mit dem Säbel ausfechten, sondern muss das Skalpell benutzen“, bringt es Grinewitschus auf den Punkt. Wenn smarte Haustechnik sich künftig nicht in erster Linie an den Außentemperaturen orientiert, sondern daran, wie warm es im Inneren ist, könnte man viel Energie einsparen. Heute sind die Geräte oft noch blind für die Vorgänge im Haus, künftig werden sie in die Räume hineinschauen können. In der Morgenstadt wird auf diese Weise die Heizung intelligent gesteuert: „Das Haus oder die Wohnung weiß, wann ich weg bin, und fährt dann die Heizung herunter. Der Sensor ist aber auch darüber informiert, wann ich wiederkomme, und heizt rechtzeitig hoch“, so Grinewitschus. Man muss also dem Gebäude eine Art Stundenplan vorgeben, nach dem es sich richten kann. Oder die Anordnung muss lernfähig sein. „Wir benötigen intelligente Systeme“, sagt Dr. Gunnar Grün vom IBP in Holzkirchen. „Wir alle bilden zusammen den Durchschnitt, aber keiner von uns ist durchschnittlich. Die Geräte dürfen also nicht den Durchschnitt bedienen, sondern sie müssen intelligent auf die Bedürfnisse jedes Bewohners reagieren.“
WÄRMEDÄMMUNG SPART ENERGIE
    Mehr als drei Viertel aller Gebäude in Deutschland wurden vor dem Jahr 1984 gebaut, und sie sind für 95 Prozent des Heizenergiebedarfs verantwortlich. Das hat das IBP ermittelt. Wenn man noch mit berücksichtigt, dass derzeit die Neubauquote nur 0,7 Prozent beträgt, versteht man, warum die Sanierung von Altbauten sowohl fürs Energiesparen als auch für die Verbesserung der CO 2 -Bilanz im Vordergrund stehen muss. Mehr darüber, welche Rolle Gebäude künftig im Konzert der Energieeinsparungen spielen werden, erfährt der Leser im Kapitel „Energie“.
    Das Wohnen in der Morgenstadt wird so weit wie möglich darauf ausgerichtet sein, dass die Menschen sich wohl fühlen. Immerhin verbringt jeder von uns rund 90 Prozent seiner Lebenszeit in geschlossenen Räumen, vor allem in Wohnungen, am Ausbildungs- oder Arbeitsplatz sowie in Geschäften und Freizeiteinrichtungen. Da ist es wichtig, das bauliche Umfeld so zu gestalten, dass Gesundheit und Leistungsfähigkeit gefördert werden und erhalten bleiben. Forscher haben herausgefunden, dass dafür ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren erforderlich ist, und sie nennen das Ergebnis ein gutes „Raumklima“. Die wichtigsten Einflüsse sind thermische Behaglichkeit, eine angenehme akustische Umgebung und passende Beleuchtung. Auf allen drei Gebieten forschen Wissenschaftler am IBP.
    Wer zu Hause oder im Büro friert oder schwitzt, fühlt sich bestimmt nicht wohl. Seit Jahren kennen Ärzte das Sick-Building-Syndrom, bei dem der Patient an einem diffusen Unwohlsein leidet, das er meist auf die Verhältnisse am Arbeitsplatz zurückführt. Dieser erscheint zu warm, zu kalt oder zugig. „Diese Probleme wird es künftig in Neubauten kaum noch geben. Wir wollen für jeden Einzelnen im Büro ein lokales Klima schaffen. Jeder muss die Möglichkeit haben, seine Umweltbedingungen selbst zu steuern“, sagt der Leiter des IBP, Professor Gerd Hauser. „Keiner möchte sich in einen Käfig eingeschlossen fühlen, in dem er nichts ändern kann. Experten erforschen deshalb, wie man an den entscheidenden Stellen eines Raums – vor allem natürlich in einem Großraumbüro – Verhältnisse herstellen kann, in denen der Bewohner sich behaglich fühlt.“
    Ein angenehmes Klima wird nicht nur durch die Temperatur der Raumluft erzeugt, sondern „der Körper spürt die Oberflächenstrahlung der umschließenden Wände bzw. Fenster. Ein kaltes Fenster ‚strahlt‘ somit auch auf Personen, die sich tief im Raum befinden“ 64 , betont IBP-Leiter Klaus Sedlbauer. Je kälter die umgebenden Wände, desto stärker muss man heizen, um die negativen Einflüsse wieder auszugleichen und ein Wohlfühlklima zu schaffen. Und in der Sommerhitze ist es genau umgekehrt, da muss gekühlt werden.
    Genau dieser Strahlungseffekt bietet jedoch auch die Chance, in einem größeren Raum lokal ein individuelles Klima zu erzeugen, beispielsweise durch temperierte Stellwände. Hier kann man etwa die vor einigen Jahren von Forschern des ISE in Freiburg gemeinsam mit Kollegen von BASF Baustoffe entwickelten Phasenwechselmaterialien einsetzen. Dabei handelt es sich um Mikrokapseln, die mit Paraffin oder anderen geeigneten Materialien

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