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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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er gehöhnt. »Wie viel Öl haben Sie wirklich, mein Herr? Lügen Sie uns bitte nicht an. Es liegt nicht im nationalen Interesse.«
    Das Kabinett hätte zwar keine Ahnung gehabt, wer die Sieben Schwestern waren, auch nicht, was es mit dem schrecklichen Bedürfnis auf sich hatte, etwas über eine so nutzlose wie jederzeit verfügbare Sache wie Öl zu erfahren; aber sie hätten trotzdem verstanden, was er damit sagen wollte.
    Wenn man sie danach fragte, logen alle Mitglieder – und zwar durchaus jämmerlich, wie es die alten Ölpioniere ausgedrückt hätten. Wenn man sie bei der nächsten Gelegenheit wieder fragte, bliesen sie höchstwahrscheinlich wieder ihre Zahlen auf, je nach dem politischen Klima am Konferenztisch.
    Wie stand es mit dem übrigen Imperium? Nachdem sie die anderen so schäbig behandelt hatten, was brachte dann wohl die Wahrheit dem Kabinett ein?
    Tatsächlich setzte schon der erste Außenseiter, den man danach fragte, das Gerücht in die Welt. Sofort fing man überall zu hamstern an. Daraufhin war noch weniger AM 2 verfügbar als zuvor.
    Zusätzlich zu diesem Dilemma saßen dem Kabinett noch jede Menge anderer Probleme im Nacken.
    Während der Tahn-Kriege war der Imperator immer wieder gezwungen gewesen, mit wankelmütigen Verbündeten und Zaungästen Geschäfte zu machen. Kaum hatte sich das Blatt gewendet, gelobten ihm alle immerwährende und unverbrüchliche Treue. Das änderte jedoch nichts an den Gründen für ihre frühere Unzufriedenheit. Die Anführer vieler jener Systeme hatten es mit widerspenstigen Bevölkerungen zu tun, Wesen, die noch nie sonderlich vom Imperialen System begeistert gewesen waren und während des Krieges noch weniger Lust verspürt hatten, sich seinen Gesetzen zu beugen.
    Derartige Zweifel wurden von den neuen Friedenszeiten nicht einfach weggefegt. Dem Imperator war die Problematik nicht entgangen, doch gerade zu dem Zeitpunkt, als er sich ihr intensiver zuwenden wollte, wurde er ermordet. Die Probleme wären unter allen erdenklichen Umständen nur sehr schwer zu lösen gewesen. Besonders schwer lasteten sie jedoch auf seinen selbsternannten Erben. Wenn jene Verbündeten schon nicht vorbehaltlos darauf vertraut hatten, dass der Ewige Imperator nur ihr Bestes im Sinn hatte – wer zum Henker waren dann diese neuen Typen? Das Kabinett regierte aufgrund eines Parlamentsbeschlusses, doch die meisten Bürger des Imperiums standen dem Parlament sehr zynisch gegenüber. Sie hielten es für kaum mehr als ein Feigenblatt für die unumschränkte Befehlsgewalt des Imperators. Der Ewige Imperator selbst hatte nie versucht, diese öffentliche Meinung zu widerlegen.
    Es war einer der Schlüssel zu seinem Mysterium.
    Der Imperator hatte die alten Zaren ausgiebig studiert, und er bewunderte einige ihrer politischen Grundsätze. Die Zaren gehörten zu den letzten Regenten auf der Erde, die ihren Regierungsanspruch noch aus dem göttlichen Willen herleiteten. Ihnen waren Millionen von Bauern untertan, die grausam behandelt wurden. Die Zaren setzten die Mitglieder ihres Hofes als Mittelsmänner ein. Sie waren es, die die Knute schwangen und die Rationen knapp über dem Verhungern hielten. Die Bauern hielten nicht immer den Kopf hin. Die Geschichte war voll von vielen blutigen Aufständen. Doch immer machten die Bauern den Adel für ihr schreckliches Los verantwortlich. Wenn sie in ihrem gerechten Zorn jemanden aufknüpften, dann waren es die Adligen, niemals den Zaren.
    Der Zar war eine entrückte Vaterfigur. Eine Art netter Onkel, der nur an seine armen Untertanen dachte. Immer war es der Adel, der seine Gutmütigkeit ausnutzte und seine verabscheuungswürdigen Taten vor ihm geheim hielt. Hätte der Zar auch nur die leiseste Ahnung vom Leid der Bauern, er würde ihm auf der Stelle ein Ende setzen. Selbstverständlich entsprach das keineswegs der Wahrheit – doch es funktionierte.
    Mit Ausnahme des letzten Zaren, der sein Volk offen verachtete.
    »Deshalb war er auch der letzte«, hatte der Imperator einst Mahoney erklärt.
    Kleine Geschichtsstunden wie diese hatte das Privatkabinett nie genossen. Andererseits war es sehr fraglich, ob sie auch nur ein Wort davon verstanden hätten; vom tieferen Sinn ganz zu schweigen. Nur sehr wenige Geschäftsleute verstanden etwas von Politik. Deshalb gaben sie auch so unsagbar schlechte Herrscher ab.
    Ein weiteres drängendes Problem bestand in der Frage, wie man mit den Tahn verfahren sollte.
    Für Kyes, die Kraa-Zwillinge und die anderen war alles

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