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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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keine Gedanken, Sr. Kyes«, knurrte sie. »Das sind alles nur Faulenzer. Es gibt jede Menge Arbeit, aber die wollen keinen Job annehmen. Die hängen lieber in der sozialen Hängematte. Jetzt jaulen sie auf, weil die ordentlichen, hart arbeitenden Bürger ihnen klargemacht haben: Keine Arbeit, keine Credits. Wenn der Ewige Imperator – Gott hab ihn selig – noch unter uns weilte, der würde gleich mit ihnen aufräumen.«
    Die Fahrerin geriet ins Stottern und verstummte rasch, als sie bemerkte, dass Kyes ihre Kommentare womöglich als Kritik am Kabinett auslegen könnte. Dann fing sie sich wieder. Ein unterwürfiges Lächeln verzerrte ihr breites Gesicht.
    »Soll nicht heißen, dass Sie alle da oben nicht ihr Allerbestes geben. Aber die Zeiten sind hart, wirklich hart. Nich’ mal für’n Haufen Credits würde ich Ihren Job haben wollen, ehrlich. Gerade vor kurzem habe ich meinem Alten erst gesagt …«
    Die Fahrerin schwatzte immer weiter. Leutseligkeit mischte sich unter die erzwungene Demut. Kyes hörte schon nicht mehr zu. Andererseits widersprach er ihrem Gerede nicht, verbat sich auch ihre Redeweise nicht. Sie entlarvte sich als zu den Kraa gehörig. Es gab also doch noch einige Dinge, um die sich die Zwillinge kümmerten.
    Der Grund für Kyes’ Anwesenheit auf der Erstwelt nach so langer Zeit war der, dass er von seinen Kollegen zu einer Ausnahmesitzung des Kabinetts gerufen worden war. Der Vorsitzende der AM 2 -Kommission sollte sämtliche Details der Studie seines Komitees hinsichtlich der Energiesituation vortragen. Genauer gesagt, er würde berichten, wann genau die Suche nach den versteckten Ressourcen des Imperators abgeschlossen sein würde.
    Kyes hoffte, dass ihn hier erfreulichere  Neuigkeiten erwarteten als die, die er kurz vor seiner Abreise zur Erstwelt erhalten hatte.
    Eine bedeutende Mission war fehlgeschlagen. Dass dabei eine ganze Reihe von Militärs ihr Leben gelassen hatten, spielte für Kyes keine Rolle. Ein wichtiger Vertrauter des Ewigen Imperators, ein gewisser Admiral Sten, und sein langjähriger Adjutant, Alex Kilgour, waren dem Netz, das man nach ihnen ausgeworfen hatte, entgangen.
    Die Idee, auf alles und jeden, der mit dem Imperator auf vertrautem Fuß gestanden hatte, die Jagd zu eröffnen, war nicht auf Kyes’ Mist gewachsen. Möglicherweise stammte der Plan von den Kraa-Zwillingen, doch das spielte keine große Rolle mehr. Kyes hatte sofort erkannt, dass der Plan auch für sein eigenes Dilemma eine unerwartete Lösung herbeiführen könnte. Treibt sie zusammen, durchforstet sie mit dem Gehirnscanner und voila, schon kommen alle Geheimnisse des Imperators herausgepurzelt!
    Es hatte viele, viele Monate gedauert, diese Idee in die Tat umzusetzen. Kyes hatte das Unternehmen mit eiserner Faust vorangetrieben. Sein Anliegen war viel dringlicher als das der anderen. Es erstaunte ihn immer wieder, wie viel Trägheit es allein im Umgang mit einem fünfköpfigen Regierungsgremium zu überwinden galt. Er und seine Kollegen waren es gewohnt, Entscheidungen allein zu treffen, ohne Kompromisse und ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen. Letztendlich waren die Mantis-Teams doch ausgerückt und schon bald mit der wütend in ihren Netzen strampelnden und fauchenden Beute zurückgekehrt. Das Ergebnis: Nichts. Null. Keine Spur, nicht einmal ein Hinweis auf die Herkunft von AM 2 … und auch sonst nichts.
    Kyes hatte die lange Liste der Verdächtigen durchgesehen und musste den Imperator mehr und mehr für seine Verschwiegenheit bewundern. Obwohl seine Analyse erst nachträglich erfolgte, so wurde es immer deutlicher, dass nur sehr wenige Lebewesen, wenn überhaupt, in der Lage waren, ihre Fragen zu beantworten. Keiner von ihnen hatte sich von den Mantis-Teams fangen lassen. Zwei Individuen schienen besonders interessant zu sein.
    Einer von ihnen war der Flottenmarschall im Ruhestand Ian Mahoney. Offiziell galt er als tot, doch Kyes hatte seine Gründe, daran zu zweifeln. Der gewichtigste Grund war das dumpfe Gefühl, das ihn befiel, wenn er sich näher mit diesem Mann beschäftigte.
    Mahoneys Akte beim Mercury Corps zeigte einen außerordentlich trickreichen Mann, der sich nicht davor scheuen würde, seinen eigenen Abgang zu inszenieren und so lange, wie er es für nötig hielt, von der Bildfläche zu verschwinden. Der einzige Makel, den Kyes entdecken konnte, war Mahoneys unverbrüchliche Treue gegenüber dem Ewigen Imperator; ein Makel, der Mahoney potentiell gefährlich machte – falls er

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