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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Zeiten waren ihnen nicht sehr freundlich gesinnt.
    Im Nachbeben der Tann-Kriege – des größten und verlustreichsten Konflikts in der Geschichte überhaupt – taumelte das Imperium am Rande einer ökonomischen Katastrophe entlang. Die Truhen des Ewigen Imperators waren so gut wie leer. Das Defizit der enormen militärischen Ausgaben war so gewaltig, dass es sogar mit Hilfe der höchst günstigen Zinsraten, um die der Imperator so hart gekämpft hatte, ein ganzes Jahrhundert dauern würde, bis die Schulden, wenn schon nicht abbezahlt, so doch merklich reduziert sein würden.
    Noch zu Lebzeiten des Imperators hatten Tanz Sullamora und die anderen Mitglieder des Kabinetts heftig dagegen protestiert und eine eigene Lösung vorgeschlagen. Sie beinhaltete ein Einfrieren der Löhne unter die Vorkriegsmarge und eine Verknappung der Produkte, was einen starken Preisanstieg der Waren nach sich ziehen würde.
    Außerdem favorisierten sie eine saftige Erhöhung der AM 2 -Steuern.
    Mit Hilfe dieser Maßnahmen wären alle Schulden rasch bezahlt und obendrein die wirtschaftliche Gesundheit der Firmen langfristig gesichert.
    Der Imperator hatte diese Vorschläge rundweg abgelehnt, und wenn der Imperator etwas ablehnte, war es Gesetz. Ohne Möglichkeit auf Rechtsmittel.
    Die Nachkriegsstrategie Seiner Majestät verlangte ausdrücklich ein gegenteiliges Vorgehen.
    Der verstorbene, nicht sonderlich beweinte Sr. Sullamora hatte die Ansichten des Imperators unverblümt an seine Mitverschwörer weitergegeben:
    Die Löhne sollten auf ihr normales Niveau steigen. Der Krieg hatte einen hohen Preis an Arbeitskräften gekostet, besonders, was hochspezialisierte Arbeitskräfte betraf. Dadurch stieg der Wert der Arbeitskraft auf dem Markt enorm.
    Auf der anderen Seite sollten die Preise eingefroren werden, damit die wieder einigermaßen wohlhabende Bevölkerung die Waren erwerben konnte, ohne sich unerträglich lange zur Decke strecken zu müssen.
    Selbstverständlich hatte der Krieg auch die Warenvorräte enorm reduziert. Um dieser Verknappung effektiv zu begegnen, hatte der Imperator allen Ernstes vor, die AM 2 -Steuern vorübergehend zu senken, und zwar mit sofortiger Wirkung, um auf diese Weise nicht nur die Produkte, sondern auch den Transport billiger zu machen.
    Er glaubte fest daran, dass es so nicht lange dauern würde, bis sich wieder ein gewisses Gleichgewicht eingependelt hätte.
    Wo die Industriebarone einst eine Zukunft voller unerwarteter und sich ständig mehrender Gewinne gesehen hatten, sahen sie sich jetzt einer langen Periode mit enger geschnalltem Gürtel und sorgfältigem Management ihrer Ressourcen gegenüber. Unverdiente Vergünstigungen und saftige Bonusse gehörten der Vergangenheit an. Der Markt wäre zu freiem Wettbewerb gezwungen und Profite erst langfristig zu erzielen.
    Das kam für dieses Kabinett nicht in Frage. Sie stimmten ab – mit der Pistole.
    Die Abstimmung war nicht einstimmig erfolgt. Volmer, der junge Medienzar, war von ihrem Plan entsetzt. Obwohl er mit dem Imperator in diesen Fragen ebenso wenig übereinstimmte wie alle anderen Mitglieder des Kabinetts, wollte er bei einer solchen Sache nicht mitmachen. Zwar besaß er in dieser Hinsicht nicht viel Talent, doch Volmer war ein eifriger Verfechter der Kunst der Überzeugung. Allerdings hatte er stets ganze Bataillone von Reportern, Politexperten und Öffentlichkeitswissenschaftlern um sich herum gehabt, die sein gewaltiges Medienimperium unablässig fütterten. Da er alles geerbt hatte, war nicht viel eigenes Talent nötig.
    Wie die meisten Erben hielt sich Volmer für ein Genie. Das war sein tödlicher Fehler. Als er sich mit seinen Kollegen überwarf, war er nicht in der Lage, die Brisanz seiner Lage zu erfassen. Das helle Licht seines eingebildeten Intellekts hielt diese Tatsachen vor ihm verborgen.
    Der ausgeklügelte Plan der Kabinettsmitglieder forderte in Volmer sein erstes Opfer. Der Architekt dieses Planes war der Lieblingsspeichellecker des Imperators, Tanz Sullamora.
    Sullamora hatte fast sein gesamtes Berufsleben damit zugebracht, dem Ewigen Imperator die Stiefel zu lecken. Jahrzehntelang sah er seinen Regenten als makelloses Wesen. Natürlich hielt er ihn keineswegs für einen Heiligen mit klebrigen Gefühlen für seine Untertanen. In seinen Augen war der Imperator ein kalter, berechnender Gigant mit absoluter Entscheidungsbefugnis, der seine Ziele mit allen nur erdenklichen Mitteln zu erreichen suchte. In diesem Punkt irrte sich

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