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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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ganz einfach. Die Tahn waren besiegt worden. Der Sieger kriegt die Beute und so weiter.
    Aus dieser Überzeugung heraus hatte das Kabinett alle Systeme der Tahn geplündert. Sie hatten ihnen ihre Produktionsstätten genommen, sie ausgeschlachtet oder verschrottet, die vielen Völker zur Unterwerfung und zur Verrichtung von Sklavenarbeit geprügelt. Außerdem gaben sie unglaubliche Summen von Credits, die sie nicht einmal besaßen, für die Garnisonen im Feindesland aus. Die Vergewaltigung des Tahn-Imperiums bescherte ihnen zunächst einen raschen, unerwarteten Gewinn. Doch bevor sie Zeit fanden, sich zu ihrer Brillanz zu gratulieren, sahen die Kabinettsmitglieder, wie all die herrlichen Früchte von einer ständig wachsenden Flut über den Deich gespült wurden.
    Der Ewige Imperator hätte ihnen sagen können, dass eine Tyrannei nicht kostendeckend war.
    Ihm selbst hatte ein ökonomisches Wunder vorgeschwebt. Zumindest hätte er es so bezeichnet. Gewiss hatte auch er an Vergeltungsmaßnahmen gedacht, an eine umfassende und lückenlose Säuberung. Er hätte sämtliche Spuren der Kultur, die diese kriegslüsterne Spezies ausgebrütet hatte, ausgelöscht.
    Doch er hätte sie durch etwas anderes ersetzt. Der Wille zum Kampf wäre in einen Willen zum wirtschaftlichen Wettbewerb umgemünzt worden. Jegliche Hilfe – in einem Umfang, der dem der Säuberung in nichts nachgestanden hätte – wäre bewilligt worden. Seiner Meinung nach würden so ehrgeizige und engstirnige Wesen wie die Tahn schon bald soviel Credits produzieren, dass sie schon in naher Zukunft zu den wichtigsten kapitalistischen Zentren seines Imperiums zählten.
    Sie hätten hervorragende Kunden für sein AM 2 abgegeben. Wo sich der Kreis des Dilemmas für das Privatkabinett schloss. Wo war dieses verflixte AM 2 ?

 
Kapitel 5
     
    Kyes sah die Vorboten des Sturms, bevor sein Schiff auf Soward niederging.
    Der Hauptraumhafen der Erstwelt war beinahe leer. Auf einem etwa fünf Kilometer breiten Streifen standen kreuz und quer mehrere Schleppschiffe herum, deren Narben und rostige Streifen auf den bulligen Flanken darauf schließen ließen, dass sie sich schon monatelang nicht mehr von der Stelle bewegt hatten.
    Die wenigen Linienschiffe, die er sah, waren von der Virenkruste gezeichnet, die alle Fernraumschiffe befiel, und die sich unbeirrbar weiterfraß, wenn man nichts dagegen unternahm. Nirgendwo waren Wartungsteams zu entdecken. Das einst heftig pulsierende Herz des Imperiums wirkte wie eine abgehalfterte Dirne, die sogar die letzten trüben Erinnerungen an ihre ehemaligen Liebhaber verloren hatte.
    Eine funkelnde Phalanx von Militärfahrzeugen erwartete Kyes. Sie gaben einen auffallenden Kontrast zu dem allgemeinen Verfall ab, der Soward befallen hatte. Das große, silbrige Wesen, auf dessen Schädel die für seine Spezies typische rote Zeichnung zornig pulsierte, schob sich auf den Sitz seines Dienstgleiters und gab der Fahrerin das Zeichen zum Losfahren.
    Während der A-Grav-Gleiter und seine Eskorte auf den Ausgang zusummten, kamen sie an dem gähnenden, mit Seilen abgesperrten Krater vorbei, den die Bombe beim Attentat auf den Imperator gerissen hatte. Es hatte sogar einen ernsthaften Vorschlag gegeben, dem Ewigen Imperator an dieser Stelle ein Denkmal zu setzen. Kyes selbst hatte diese Bestrebungen unterstützt – als Geste zu Ehren des Mannes, auf dessen Erinnerung er und seine Kollegen ihre eigene Autorität gründeten. Sofort waren die entsprechenden Gelder bereitgestellt und ein Designer engagiert worden. Das war bei seinem letzten Besuch, vor mehr als einem Jahr, geschehen. Seither war hier nicht ein einziger Finger krumm gemacht worden.
    Noch mehr Zorn befiel ihn, als sie das Tor des Raumhafens passierten. Leere Lagerhäuser, geschlossene Firmen, Geschäftshäuser mit leeren oder mit Brettern vernagelten Fensterhöhlen, wo einst glitzernde Güter eine wohlhabende Bevölkerung zum Kauf verführt hatten. Bettler ohne Lizenz und ganze Gruppen herumlungernder Individuen betrachteten ihn interessiert, als er an ihnen vorüberfuhr. Eine abgerissene Frau im zerlumpten Overall der Ladeteams warf einen finsteren Blick auf die Dienststandarten, die an Kyes’ Gleiter flatterten. Sie sah ihm direkt in die Augen und spuckte dann auf das gesprungene Pflaster.
    Kyes beugte sich zu seiner Fahrerin nach vorne. »Was ist denn hier passiert?« Seine Hand bezeichnete das Bild des Elends ringsum.
    Die Fahrerin wusste, was er meinte. »Machen Sie sich darüber

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