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Mortimer & Miss Molly

Mortimer & Miss Molly

Titel: Mortimer & Miss Molly Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heinisch
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anscheinend geschienten Unterarm.
Madonna buona!
, sagte Marco. Was haben Sie sich getan?
    Ach das!, sagte
Il veloce
und lächelte, das sei nicht der Rede wert. Nicht der Rede wert!, sagte Ines, seine Frau, nicht der Rede wert! Wissen Sie, was er sich getan hat? Er hat sich beinahe den Daumen abgeschnitten! Ja, sagte
Il veloce
. Aber im Spital haben sie ihn mir wieder angenäht.
    Jedenfalls musste jetzt seine Frau den Prosciutto schneiden. Viel flotter als er war sie dabei übrigens auch nicht. Aber das war einmal so. Und daran änderte sich auch später nichts. Wenn man dieses Geschäft betrat, brauchte man einfach Zeit und einen Sinn für Beschaulichkeit.
    Und?, fragte
Il veloce
. Werden wir Sie jetzt wieder öfter sehen?
Sarebbe un piacere
. Es wäre uns eine Freude!
    Es wäre uns auch eine Freude, sagte Julia, und das sagte sie nicht bloß aus Höflichkeit. Aber wie es mit uns weitergeht – und das sagte sie, schon halb beim Verlassen des Geschäfts, eher in Richtung Marco –, wird sich erst weisen.
    In der Via Dante trafen sie Fantini. Er ging langsam, auf einen Stock gestützt, sein Haar, in dem es früher nur ein paar graue Strähnen gegeben hatte, war ganz weiß. Es brauchte ein paar Sekunden, bis er sie erkannte.
Ma che sorpresa!
, sagte er dann. Haben Sie wieder einmal zu uns hergefunden?
    Im Oberkiefer hatte er nur mehr einen einzigen Schneidezahn. Ich habe schon geglaubt, sagte er, Sie haben San Vito ganz vergessen. Gerade in letzter Zeit habe ich manchmal an Sie gedacht. Ja, das ist wahr! Sie waren meine liebsten Gäste.
    Diese überraschende Freundlichkeit!
    Wir waren auch immer gern bei Ihnen, sagte Julia.
    Und Sie?, sagte Marco. Sie genießen jetzt Ihre Pension?
    Ja, sagte er. Ab und zu arbeite er ein wenig für
Pro Loco
.
    Pro Loco
. Die Organisation, die sich um die Erhaltung des
centro storico
kümmerte. Man sei gerade dabei, Fresken im Palazzo Bianchi zu restaurieren. Interessieren Sie sich für so etwas? Haben Sie ein paar Minuten Zeit? Kommen Sie, sagte er. Ich zeige Ihnen was Schönes!
    Und dann führte er sie tatsächlich in den Palazzo.
    Gehört der noch den Bianchis?, fragte Marco.
    Nein, die hatten ihn verkauft. Sie hatten endlich einen vernünftigen Preis gemacht. Und da hatte die
comune
die Gelegenheit beim Schopf gepackt.
    Fantini führte sie die Treppe hinauf in den ersten Stock. In den meisten Sälen standen noch Gerüste. Aber mit diesem da, sagte er, sind wir schon fertig. Und jetzt schauen Sie! Das hier ist ein Blick in den Himmel!
    Und tatsächlich. Hier öffnete sich der antike Götterhimmel. Die Decke war flach, aber sie machte den Eindruck eines Gewölbes. Aus einem pastellblauen Hintergrund kamen Zeus und Hera auf einem goldenen Wagen. Und rundherum scharte sich die ganze olympische Gesellschaft.
    Marco und Julia hatten, ehrlich gestanden, nicht allzu viel übrig für diese Art von Barock. Sie waren jedoch höflich und bewunderten die Arbeit der Restaurateure. Aber nun sehen Sie da hinüber in die linke, obere Ecke, sagte Fantini. Dort oben umarmte ein nackter Faun eine nackte Nymphe.
    Und jetzt schauen Sie genau hin, sagte Fantini, schauen Sie den beiden in die Augen. Und gehen Sie dabei langsam von rechts nach links und dann wieder von links nach rechts. Na?, sagte er. Sehen Sie, was ich sehe? Sehen Sie, was ich meine? – Und tatsächlich, jetzt sahen Marco und Julia, dass ihnen die beiden da oben zuzwinkerten.
    Was für ein netter Mensch, dieser Fantini, sagte Julia nachher.
    Ja, sagte Marco. Ich frage mich nur, warum er früher manchmal so unfreundlich war. Namentlich, wenn wir ihn auf Mortimer und Miss Molly angesprochen haben.
    Ziemlich gereizt, sagte Julia.
    Ecco
, sagte Marco, als hätten wir einen wunden Punkt berührt.
    Dann sagte Marco eine Weile nichts mehr. Sie gingen nun wieder durch die Felder. Es war ein schöner Abend. Die Amseln sangen, das Rollen der Autos von der Via Cassia klang weit entfernt. Es war schön, dass es so still war. Aber warum schwieg Marco so ungewöhnlich lang?
    Cosa stai combinando?
, fragte sie. Was brütest du aus?
    Ich denke nach, sagte er.
    Worüber?
    Über den wunden Punkt.
    Über Fantinis wunden Punkt?
    Appunto
, sagte er, genau.
    Und? Kommst du zu einem Ergebnis?
    Vielleicht, sagte er. Hör zu:
    Fantini hat zu Miss Molly alles andere als ein distanziertes Verhältnis. Irgendwann muss da etwas gewesen sein ... Vielleicht ... ja, vielleicht hat auch er einmal bei ihr zu landen versucht ... Womöglich ganz seriös, mit echt ernsten

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