Morton Rhu - Leben und Werk
auf gute Buch-Ideen?
Wenn ich das wüsste! Meistens aus den Nachrichten, aus Reportagen in den Medien. Aber dann verändern sie sich während des Schreibens sehr stark und haben oft fast gar nichts mehr mit der ursprünglichen Idee zu tun. Und Petra Deistler-Kaufmann, meine Lektorin, ist eine große Hilfe.
Wie kamen Sie dazu, für Jugendliche zu schreiben?
Ich begann mit einundzwanzig Jahren, mein erstes Buch zu schreiben. Schriftsteller sollten über Dinge schreiben, von denen sie etwas verstehen. Was ich damals kannte, das ist das Lebensgefühl eines Teenagers. Und seither schreibe ich für Jugendliche. Ich schreibe auch für Kinder. Aber meine Jugendromane sind erfolgreicher.
Wie stark werden Sie von literarischen Modeströmungen beeinflusst?
Da nehme ich oft eine Trotzhaltung ein. Als es mit den Vampiren losging, beschloss ich realistische Thriller zu schreiben.
Was sind für Sie die Herausforderungen und die Erfolge beim Schreiben für ein junges Publikum?
Zum Beispiel die Sprache. Mit dem Älterwerden wird es etwas schwieriger, mit der Jugendsprache Schritt zu halten. Aber meistens ist es sowieso besser, auf Slang zu verzichten, zumal er sich schnell ändern kann. Die größte Belohnung ist, zu sehen, dass Jugendliche offen sind für neue Ideen und neue Erzählungen.
Und wenn Sie doch Jugendsprache verwenden, woran orientieren Sie sich da?
Ich lese oft in Schulen und unterhalte mich dann mit den Schülern. Zudem leite ich manchmal Workshops und lerne dabei selbst viel.
Was lesen Sie zurzeit? (Mai 2012)
»Moby Dick«. Die Lektüre gehört zur Recherche für eine Idee zu einer neuen Buchreihe.
Welche Schriftsteller haben Sie beeinflusst?
Viele. Um nur einige zu nennen: Kurt Vonnegut, Michael Chabon, Agatha Christie, Scott Turrow, Herman Melville, M.T. Anderson, Philip Roth, Aaron Sorkin, Woody Allen, die Coen-Brüder und viele mehr.
Warum ist Gewalt in einigen Ihrer Jugendbücher ein so wichtiges Thema und wie bereiten Sie sich auf die Aufarbeitung Ihrer Themen vor?
Ich lese vor dem Schreiben viele Bücher zum jeweiligen Thema, lese Zeitschriften und Zeitungen und recherchiere im Internet. Ich bin Pazifist. Ich glaube, dass mein Buch »Ich knall euch ab!« das erste war, das einen Zusammenhang zwischen Mobbing und Amoklauf hergestellt hat. In den Schulen wird jetzt mehr darauf geachtet, und wo ich auch bin, gibt es Aktionen gegen Mobbing.
Sehen Sie eine Gefahr, dass Ihre Bücher Nachahmungstäter animieren könnten?
Ich hoffe, dass meine Bücher kein solches Risiko enthalten. Meine Geschichten sollen in keiner Weise Jugendliche ermuntern, die Fehler zu begehen, die darin dargestellt werden.
Gibt es eine Botschaft in Ihren Büchern?
Eine meiner Botschaften lautet, dass auch scheinbar glückliche, gut aussehende und beliebte Jugendliche ihre Ängste, Sorgen und Probleme haben. Das Leben als Teenager ist kein Zuckerschlecken.
Glauben Sie, dass Autoren für Jugendliche eine größere Verantwortung haben als Schriftsteller, die mit ihren Romanen ein erwachsenes Publikum ansprechen?
Ja. Jugendliche sind leichter zu beeinflussen als Erwachsene. Wenn in Romanen Unrecht geschieht, sollte das nicht ungestraft bleiben.
Was können Jugendliche aus Ihren Büchern lernen?
Ich bin der Ansicht, dass es zu den besonders großen Schwierigkeiten von Jugendlichen in der heutigen Zeit gehört, vor Entscheidungen gestellt zu werden, für die sie in ihrem bisherigen Leben kein Gespür entwickeln konnten. Sie hatten nicht die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, um dann Situationen richtig einzuschätzen und zu beurteilen. In meinen Büchern versuche ich Jugendliche zu schildern, die vor solchen Entscheidungen stehen. Und dann zeige ich, welche Konsequenzen manche Entscheidungen haben können.
Sie schreiben ja nicht nur engagierte Jugendromane, sondern auch viele humorvolle, unterhaltsame Kinderbücher. Haben Sie manchmal Schwierigkeiten, Ihre eigenen Wünsche und Ideen mit den Erwartungen des Publikums oder Ihrer Verlage in Einklang zu bringen?
Ja. Deshalb fange ich immer mal wieder an, etwas ganz alleine für mich zu schreiben. Niemand weiß davon. Aber dann kommt oft der nächste Buchvertrag dazwischen oder es droht ein Abgabetermin und ich verfolge die begonnenen Manuskripte nicht weiter.
Warum wurden die beiden von Stefani Kampmann umgesetzten Graphic Novel-Adaptionen Ihrer Bücher »Die Welle« und »Asphalt Tribe« nicht ins Englische übersetzt?
Ich bin ein großer Fan der Graphic Novel und ich habe
Weitere Kostenlose Bücher