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Morton Rhu - Leben und Werk

Morton Rhu - Leben und Werk

Titel: Morton Rhu - Leben und Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Bardola
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und zwölf Mitschüler ermordeten. Begegnungen mit obdachlosen Jugendlichen während seiner Reisen fanden ihren Niederschlag in »Asphalt Tribe«. Ähnliches gilt für seine anderen bekannten Romane und in ganz neuer Weise für »Über uns Stille«.
    Dieses Handbuch will Hintergründe zu den Texten Morton Rhues beleuchten. Und auch privat soll der Autor zu Wort kommen. So ist beispielsweise Morton Rhues Lieblingssport das Surfen. Die perfekte Welle hat er schon geschrieben, andere Wellen sucht er weiterhin oder reitet sie schon, manchmal mit dem Surfbrett, manchmal mit der Tastatur.
    Rhue ist ein vielseitiger Autor, der am liebsten seine Bücher sprechen lässt, aber wenn er darüber hinaus erzählt, dann gibt es viel Wesentliches und Unterhaltsames zu erfahren, das ein tieferes Verständnis für den »Mann der Welle« ermöglicht.
    Meine Lieblingsanekdote spielt in Larchmont. »Ich signiere oft und gerne meine Bücher, wenn dies gewünscht wird«, erzählt Morton Rhue augenzwinkernd. »Und natürlich mache ich das auch gerne für Kinder von Freunden hier in meiner Nachbarschaft. Das Niederschmetterndste aber, das mir jemals passiert ist, geschah bei einem Spaziergang durch den Ort. Bekannte von mir organisierten einen Flohmarkt und verkauften alles Mögliche vor ihrer Garage. Ich schaute mich ein wenig um und fand mein Buch, das ich ihnen gewidmet hatte – für fünfzig Cent!« Morton Rhue lacht. Nach über vierzig Jahren als Schriftsteller hat er nicht verlernt, sein Schicksal zu akzeptieren. Er kaufte das Buch.
    Nicola Bardola
München, Mai 2012

Morton Rhue: Porträt eines Autors
    Die Anfänge
    Morton Rhue wuchs in Roslyn Heights auf Long Island auf, im Speckgürtel von New York City. »Ich erinnere mich an meinen Vater, der jeden Morgen aufstand und den Zug zur Arbeit nach Manhattan nahm. Er war in der Modebranche tätig, entwarf, schneiderte und verkaufte Kleidung für Frauen. Meine Mutter war Hausfrau und kümmerte sich um meinen Bruder und mich. Ich würde meine Kindheit nicht als fantastisch bezeichnen, aber als ziemlich glücklich. Wir lebten in einer netten Umgebung. Mein Bruder und ich konnten immer rausgehen und spielen. Das war wirklich schön«, erzählte der Autor mir im Herbst 2011, als wir uns häufig per Skype unterhielten.
    Als Teenager ließ Morton Rhue sich die Haare wachsen. Er protestierte gegen die Elterngeneration, gegen den Vietnamkrieg und war im Sommer 1969 in Woodstock beim legendären Musikfestival, dem Höhepunkt der Hippiebewegung. »Mir scheint, wir waren damals politisch sehr viel aktiver als die Jugend heute. Ich sage es ungern, aber viele Teenager sind heutzutage zu sehr an ihrem eigenen Erfolg interessiert. Karrieregedanken sind sehr wichtig. Das war zu meiner Zeit anders. Vieles, was ich heute sehe, erschreckt mich. Und meine Bücher sind auch Kommentare dazu. Aber ich zeige nicht einfach positive Beispiele, die es zu befolgen gilt, sondern stelle die Missstände dar und hoffe, dass dadurch der Wille zur Veränderung wächst. Ich persönlich wünsche mir, dass sich die Jugend mehr einmischt. Aber ich warte ab und beobachte, was passiert. Ich glaube, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft vieles verändern wird. Schließlich hat es die Jugend heute in den USA sehr schwer, vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Sollte die Jugendarbeitslosigkeit hierzulande weiter drastisch ansteigen, rechne ich durchaus mit Aufständen und Straßenschlachten wie in den späten 1960er Jahren oder wie in London im Sommer 2011. Das beobachte ich genau und werde vielleicht irgendwann auch darüber schreiben.«
    Als junger Mann reiste Morton Rhue quer durch Europa. Er hatte seine Gitarre dabei und verdiente ein wenig als Straßensänger. Auf meine Frage, wer seine musikalischen Vorbilder gewesen seien, welche Songs ihm noch heute am Herzen liegen, ob Bob Dylan sein Bruder im Geiste und seine Sängerstimme der Johnny Cashs ähnlich sei, lacht er. »Danke! Das hat mir noch niemand gesagt. Aber es stimmt. Bob Dylan hatte einen riesigen Einfluss auf mich, auch wenn sich meine Stimme nicht mit seiner vergleichen lässt. Ich war fasziniert von Dylans Texten und von den Gefühlen, die er mit seinen Songs hervorrufen konnte. Und das tut er ja bis heute. Bob Dylan war überhaupt einer der ersten Menschen, die mir schon als Jugendlicher stark imponiert haben.« Wenn Schüler ihn heute nach Vorbildern fragen, zögert der Autor mit dem Hinweis auf Dylan. Rhue weiß nicht, was für ein Bild sich die Jugend von dem alten

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