Moser Und Der Tote Vom Tunnel
Verfassung, zeigte jedoch in Nähe der linken Schulter eine verheilte, aber stark vernarbte Wunde. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Schussverletzung, die ziemlich unprofessionell behandelt wurde. Habe meine Beobachtungen in einem ausführlichen Bericht niedergeschrieben, den ich Ihnen in Pirmasens übergeben werde.«
»Wo befindet sich die Leiche gegenwärtig?«, fragte Moser. Dr. Bittig erklärte, dass er den Toten nach Pirmasens bringen ließ und ihn dort selbst sezierte, nachdem der Amtsfotograf mehrere Bilder der Leiche angefertigt hatte. Nachdem sowohl Identität als auch Todesursache geklärt waren, sah er keine Veranlassung, die Leiche nicht bestatten zu lassen. Da niemand etwas über die genaue Herkunft und die Verhältnisse dieses Zoltán Koloman wusste und die städtische Friedhofsverwaltung in Pirmasens sich weigerte, den Toten auf Kosten der Stadt auf dem dortigen Friedhof zu bestatten, ließ Bittig die Leiche nach Münchweiler zurückbringen.
Man konnte davon ausgehen, dass der tote Ungar katholischen Glaubens war, daher erklärte sich der katholische Pfarrer von Münchweiler bereit, ihn an der Mauer hinter der Kirche zu beerdigen. Nur wenige seiner Kameraden aus dem Eisenbahnerlager erwiesen ihm die letzte Ehre.
»Und was ist mit der Tatwaffe?«, wollte Moser wissen.
Sehnert antwortete: »Die Waffe – Dr. Bittig geht von einem langen Messer aus – konnte bisher nicht gefunden werden. Sicher hat der Täter sie mitgenommen oder an unauffälliger Stelle verschwinden lassen. Natürlich kann sie inzwischen unter Schnee begraben sein. Sobald es taut, werden wir das Gelände im Hinblick auf die Tatwaffe noch einmal durchkämmen.«
»Ich denke, ich habe für heute genug erfahren«, meinte Moser. »Da es schon fast ganz dunkel ist und der Schnee wieder stärker wird, sollten wir den Besuch des Fundorts auf morgen verschieben. Wir müssen danach unbedingt eine Vernehmung der Arbeiter und auch der Bahnwärterfamilie durchführen. Vielleicht tauchen noch weitere Neuigkeiten auf. Wäre Ihnen verbunden, lieber Sehnert, wenn Sie mich mit in die Stadt nehmen würden. Allerdings müssen wir noch einen kleinen Umweg über den Bahnhof Kaltenbach machen, damit ich meine Sachen holen kann. Auf der Fahrt können Sie mir ja noch etwas über diese ominöse Kiste erzählen, die inzwischen gefunden wurde.«
»Unser Kutscher ist bereits vorgefahren. Wir haben für Sie im Hotel Lamm in der Hauptstraße ein Zimmer reserviert. Ich hoffe, das ist Ihnen recht, Herr Kriminalrat«, sagte Sehnert.
Der Inhalt der Kiste
Moser, Sehnert und Greiner bestiegen die Kutsche und fuhren zunächst zurück zum Bahnhof Kaltenbach, wo Moser seine Reisetasche abholte. Die Fahrt nach Pirmasens ging bei Dämmerung und dichtem Schneetreiben über die neue Staatsstraße, die wesentlich bequemer als die alte Holperstrecke durch das Waschtal war.
»Na, was hat es denn nun mit dem Fund dieser Kiste auf sich, Herr Sehnert?«, wollte Moser wissen, als er es sich auf der hinteren Bank der Chaise bequem gemacht hatte.
»Heute Morgen erhielt ich ein Eiltelegramm von Ingenieur Serini, wonach der Förster von der Kaltenbach nahe bei den alten Erzgruben im Herrenwald eine große, verschlossene Werkzeugkiste mit der Aufschrift ›PLB‹ entdeckt habe. Der Förster identifizierte dies als Monogramm der Pfälzischen Ludwigsbahn, weshalb er den Fund im Eisenbahnerlager meldete.
Der Fundort der Kiste ist nicht weit vom Waschtal entfernt, an dessen Nordhang unser Toter lag. Kettenring und Serini, der bereits gestern Abend aus Ludwigshafen eingetroffen war, gingen der Sache sofort nach. Es handelte sich tatsächlich um eine Materialkiste aus dem Lager; wissen Sie, so eine mit pultartigem Deckel und zwei Tragestangen, damit sie von zwei Männern angehoben und transportiert werden kann. Sicher haben Sie auf den Bahnhöfen schon öfter solche Materialkisten gesehen.
Das Vorhängeschloss der Kiste war schnell aufgebrochen. Im Inneren lagen einige Werkzeuge aus dem Lager, wie sie von Gleisbauarbeitern benötigt werden. Kettenring erschien jedoch das innere Format der Kiste merkwürdig. Nachdem die Werkzeuge ausgeräumt waren, kam ein doppelter Boden zutage, unter dem ein längliches, eingeschlagenes Bündel in Stroh gebettet lag. Die beiden Männer staunten nicht schlecht, als sie das Bündel anhoben und mehrere blanke Metallteile herausfielen. Als die beiden das Tuch völlig entfernt hatten, hielten sie Lauf und Schaft eines Gewehres in den
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