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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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ein einziger ungeklärter Mordfall aus der Gegend bekannt und der liegt schon über dreißig Jahre zurück. Aber die Bevölkerung hat die Geschichte noch nicht vergessen und nennt die Fundstelle der Leiche am Eichhalder Weg noch heute den Schäfer-Gretels-Felsen.
    Der Fall ging damals durch alle Zeitungen und hing mit dem Haus in Münchweiler zusammen, wo vor zwei Jahren der neue Pfarrer einzog. Damals gehörte das Anwesen noch dem Bürgermeister. Die Familie war reich und beschäftigte einiges Personal. Darunter eine Magd mit dem Namen Margarethe Schäfer, die vom Salzwoog stammte. An einem Pfingstwochenende hatte die Magd Ausgang und machte sich auf den Fußmarsch zu ihrer Familie auf dem Salzwoog. Beim gemeinsamen Mittagessen des Gesindes des Bürgermeisters am Freitag vor dem Fest erzählte sie, dass sie den kürzesten Weg über das Römersträßchen, am Opferstein, dem Gräfensteiner Eck und Butterthum entlang nehmen wollte.
    Am Tisch saß offenbar auch ein Knecht, der sich in die Schäfer-Gretel verliebt hatte, jedoch mehrfach von ihr abgewiesen worden war. Nach dem Essen fuhr dieser Mann zum Opferstein hinauf und belud den Wagen mit Holz. Die Schäfer-Gretel hatte das Haus kurz nach ihm Richtung Salzwoog verlassen. Nach den Zeugenaussagen kam der Knecht erst abends nach Münchweiler zurück.
    Am späten Nachmittag des Pfingstsamstags erhielt der Bürgermeister Besuch von Gretels Eltern und einem unserer Kollegen vom damals noch existierenden Gendarmerieposten auf der Kaltenbach. Die Magd war nicht bei den Eltern angekommen, der Gendarm hatte mit den Schäfers sämtliche möglichen Wege zwischen Münchweiler und dem Salzwoog abgesucht. Gretel war und blieb verschwunden. Auch in Münchweiler wusste man nichts über ihren Verbleib.
    Einige Monate später war ein Schweinehirt mit seiner Herde und zwei Hunden auf der Eichhalde und hatte sich anscheinend zum Besenbinden auf einen Stein gesetzt. Plötzlich bemerkte er, dass sich zwei seiner Schweine um einen Gegenstand stritten. Statt den Streit zu schlichten, wie es eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre, stürzten sich auch die beiden Hunde auf das seltsame Etwas. Der Hirte sah nach und muss fürchterlich erschrocken sein: Die Tiere hatten sich in Kleidungsstücke und Teile einer weiblichen Leiche verbissen. Er verständigte sofort die Gendarmen, von denen weitere Reste der Leiche in einer kleinen Felsenhöhle in unmittelbarer Nähe gefunden wurden, wo die Tote offensichtlich seit längerer Zeit lag. Da sämtliche Kleider des Gesindes vom Hof des Bürgermeisters ein eingesticktes Monogramm trugen, konnte die Tote trotz starker Verwesung als Margarethe Schäfer identifiziert werden. Die Todesursache war nicht mehr zu klären, was auf Grund der Umstände verständlich ist.
    In Münchweiler kam der Verdacht auf, dass der Knecht des Bürgermeisters etwas mit dem Mord zu tun hatte. Schließlich lagen der Fundort der Leiche sowie der Platz des Holzeinschlags, an dem sich der Knecht zur vermutlichen Tatzeit aufhielt, nahe beieinander. Allerdings konnten ihm die Kollegen damals nichts nachweisen. Das Verhältnis zu seiner Herrschaft war von nun an offensichtlich gestört, der Bürgermeister distanzierte sich von seinem Knecht, der vorher wie ein Familienmitglied behandelt wurde. Ob der Grund lediglich das Misstrauen ihm gegenüber war oder ob er doch etwas mit dem Verbrechen zu tun hatte und der Bürgermeister davon wusste, sei dahingestellt. Jedenfalls wurde der Mord an der Schäfer-Gretel nie aufgeklärt. Was aus dem besagten Knecht geworden ist oder wo er sich gegenwärtig aufhält, ist niemandem bekannt. Denn er wurde kurze Zeit später entlassen und verschwand offenbar aus dem Bezirksamt Pirmasens. Ach, Greiner, zeigen Sie doch bitte einmal auf dem Lageplan die Eichhalde.«
    Moser meinte: »Nun, der Fundort der Leiche war ja höchstens einen Kilometer von der Stelle entfernt, wo man unseren Toten entdeckt hat. Es erscheint jedoch unwahrscheinlich, dass ein und derselbe Täter infrage kommt, da dreißig Jahre zwischen den Fällen liegen. Außerdem ist unser Toter ein erstochener Gleisbauarbeiter, in der Mordsache Schäfer wurde jedoch eine junge Magd umgebracht …, aber warten Sie einmal …« Moser zwirbelte an seinem grauen Bart. »Da gab es doch vor einigen Jahren noch einen ungeklärten Frauenmord. Glaube, die Tote wurde jedoch nicht hier in Bayern, sondern im benachbarten Elsass gefunden. Aber die zuständigen Kollegen aus dem Reichsland baten damals im Kreis

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