Motte Maroni - Angriff der Schrebergartenzombies
Bommel und den Ohrenschützern, auf demkleine weiße Elche herumspringen. Der Schweiß rinnt ihm in Bächen über das Gesicht, aus seinem Mund kommen Klagelaute. „Ich krieg nichts mehr rein! Die Tasche ist voll!“, röhrt er.
Motte beschließt, seinen Vater noch ein bisschen jammern zu lassen, und freut sich schon auf eine vormittägliche Tour in den „Millennium Tower“, der ein großes Einkaufszentrum beherbergt. Motte spekuliert darauf, dass sein Vater eine größere Reisetasche brauchen wird. Und dass er eine DVD spendieren wird, aus schlechtem Gewissen. Seit gestern hadert der gute Mann endlich damit, dass er seinen einzigen Sohn aus rein egoistischen Gründen zu seinem seltsamen Bruder nach Stammersdorf verfrachten muss.
Seit gestern ist es für Motte aber gar nicht mehr so schlimm. Natürlich wäre er gerne mitgefahren, aber was nicht geht, das geht eben nicht. Außerdem ist er mittlerweile ein wenig neugierig, wie das sein wird, bei seinem Onkel. Vor Mottes geistigem Auge taucht Stammersdorf auf, am nördlichen Stadtrand von Wien gelegen. Zuerst riesige Einkaufszentren, Wohnblöcke, dann Schrebergärten, Weinkeller, der durchaus idyllische Friedhof. Viel Grün. „Gar nicht mal so aufregend!“, denkt Motte. Und: „Wird auch vergehen!“
Tag der Abreise. Als Onkel Schurli, der heute den Chauffeur spielt, endlich vorfährt, trauen Motte und sein Vater ihren Augen kaum. Onkel Schurli fährt ein Auto, welches aussieht wie eine Mischung aus Leichenwagen und Batmobil. Es ist lang, schwarz, hat einen riesigen Kofferraum und Heckflossen wie ein Erzengel.
„Ich mach mich an, was für ein Gefährt!“, denkt Motte, als sich Onkel Schurli vor dem Maroni-Haus einbremst und den Mülleimer, entgegen allen Erwartungen, nicht umfährt.
„So stell ich mir das Auto von Opa Frankenstein vor!“, kichert Mottes Vater.
„Hallo, Onkel Georg!“, ruft Motte zur Begrüßung.
„Schicker Schlitten!“
Onkel Schurli wird vor Stolz ein bisschen rot im sonst recht blassen Gesicht. „Sag einfach ‚Schurli’ zu mir, wie der Pupsi auch!“ Vater Maroni wirft ihm einen giftigen Blick zu. Dass er als Kind den Spitznamen „Pupsi“ verpasst bekommen hat, hatte er schon lange verdrängt. Jetzt, wo er sich daran erinnert, ist er froh, dass er die nächsten zwei Monate in Neuseeland verbringen darf, wo keiner davon weiß.
Der Abschied auf dem Flughafen ist kurz und relativ schmerzlos. Mottes Vater ermahnt seinen Sohn zu gutem Benehmen. „Schurli“ ermahnt „Pupsi“, immer eineMütze zu tragen und jeden Tag seine Zähne zu putzen. Motte ermahnt seinen Vater, mit den Haien nicht allzu engen Kontakt zu pflegen. Dann verschwindet Vater Maroni winkend in der Abflughalle. Jetzt muss Motte doch schlucken. Aber weinen wird er sicher nicht! „Guten Flug, Papa, und komm heil wieder!“, ruft er.
Zurück im wunderlichen Auto, holt Onkel Schurli eine kleine Schachtel aus dem Handschuhfach. Er öffnet sie und zieht eine Kette heraus, mit einem versilberten, ziemlich spitzen Zahn als Anhänger. „Für dich, Motte. Soll dir die nächsten zwei Monate und den Rest deines Lebens Glück bringen. Der Zahn ist aus Rumänien, sehr alt. Alle in meinem Institut haben so einen. Und meine Familie auch.“
Motte hängt sich den Zahn um. Augenblicklich fühlt er sich besser. „Cooler Zahn, cooles Auto und der Schurli ist auch ganz in Ordnung!“, denkt er, als Schurli über die Flughafenautobahn brettert. „Stammersdorf, ich komme!“
Villa Schurli
Onkel Schurli parkt sein Automobil schwungvoll in einem blumenumrankten Car-Port. „Sodawasser, verehrter Herr Neffe, da wären wir! Willkommen im schönen Stammersdorf! Willkommen in der Villa Maroni!“
Der Schurli-Zweig der Familie Maroni bewohnt eine schmucke Doppelhaushälfte, schräg gegenüber vom Stammersdorfer Friedhof. Neugierig blickt Motte sich um. Das Haus gefällt ihm sofort, obwohl er es ein wenig kitschig findet. Es ist mit Efeu und Kletterrosen bewachsen, und Altrosa ist nicht die Farbe, die zu Onkel Schurli passt, findet Motte. Als er sich über den Kofferraum beugt, um seinen Rucksack rauszuholen, stutzt er. Musik! Eine seltsame Melodie, die aber nicht vom Haus seinesOnkels herweht und auch nicht vom Friedhof. Motte lauscht. So eine Musik hat er noch nie gehört. Leicht unrhythmisch und knapp am richtigen Ton vorbei, offenbar auf einer billigen Heimorgel gespielt. Er dreht sich um und bemerkt einen großen schmiedeeisernen Torbogen. Dahinter führt ein kiesbestreuter Weg in
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