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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Prüfungstempel eingeführt. Ohne daß es ausdrücklich gesagt ist, ahnen wir, was später deutlich verkündet wird, daß die Erlangung der wahren Weisheit und der Hand Paminas für Tamino der Lohn der gut bestandenen Prüfung sein wird. Damit schließt der erste Akt.Der zweite ist nun ganz in Freimaurerzeremoniell gekleidet und kann in seinen Wechselreden nur dem »Eingeweihten« voll klar sein. Es sind denn auch zahlreiche Deutungsversuche vorhanden, die sicher in die recht phrasenhaften Worte Schikaneders viel zu viel hineingeheimnißt haben. Aber Mozarts Musik ist von einer so wunderbaren Weihe und Milde, von einem so völlig gefangennehmenden Dunkel der Stimmung, daß der Nichteingeweihte vielleicht den höchsten Genuß erhält, indem ihm das Gefühl immer stärker wird, daß hier heilige, entscheidende Vorgänge von tiefster Bedeutung sich abspielen. Er gewinnt die Einstellung zu den Vorgängen, die Berthold Auerbach wünscht: »Auf dieser Höhe muß alle Handlung, die vor uns sich darstellt, nur noch allegorisch sein, und das Kindliche, ja das Kindische des Textes ist nur naturnotwendig. Nur überreizte und überhetzte Menschen können das langweilig und geschmacklos nennen.«
    Sarastro enthüllt zunächst im Palmenhaine seinen versammelten Priestern die Pläne, die ihn von Anfang an geleitet haben. Aus hoher Bestimmung heraus sei dem edlen Jüngling Tamino Pamina zum Weibe bestimmt. Andererseits sei es seine Pflicht gewesen, diesen edlen Menschen für den Tempel der Erkenntnis zu gewinnen. So habe er Pamina ihrer verderberischen Mutter, der Schutzherrin aller Finsternis und des Aberglaubens, geraubt und habe sie in seinen Tempel genommen, da er nur auf diese Weise Tamino hierher bringen konnte. Er gibt der Hoffnung Ausdruck, daß das Paar die Prüfungen bestehen und des Eintritts in den Tempel des Lichts sich würdig erweisen werde. – Eine Reihe von Szenen führt uns diese Prüfung vor, die Tamino mit Hilfe seiner Zauberflöte, gestärkt durch seine reinen Absichten, zuletzt in Gemeinschaft mit Pamina besteht. Denn der ganz erdenhafte Papageno kommt nicht so weit. Er erhält aber wenigstens ein ihm entsprechendes Weibchen, Papagena, mit der er in seiner Art glücklich werden wird. Das junge Paar aber wird reif zum Eintritt in den Tempel des Lichts und zum reinen Genusse seines Glückes. –
    Die Arbeit an der Zauberflöte, die Mozart Mitte Juli in den Umrissen vollendet hatte, wurde vollständig unterbrochen durch dieMitte August unternommene eilige Schöpfung der Festoper » La Clemenza di Tito «. Wir haben schon gehört, mit welcher Mühe der kränkelnde Meister sich diese gewaltige Arbeitsleistung abgewann, wie der geringe Erfolg seinen ungünstigen Zustand noch verschlimmerte. Als er gegen Mitte September nach Wien zurückkehrte, galt es die angestrengteste Tätigkeit, um die Zauberflöte am 30. September 1791 herauszubringen. Mozart dirigierte diese Aufführung selbst, »aus Hochachtung für ein geladenes und verehrungswürdiges Publikum und aus Freundschaft gegen den Verfasser des Stückes«, wie der Theaterzettel besagt. Der Erfolg entsprach zu Mozarts schmerzlichster Überraschung zunächst nicht den Erwartungen, nahm aber von Tag zu Tag zu, so daß bereits die Briefe, die Mozart zu Anfang Oktober an seine wieder in Baden weilende Frau schrieb, sehr zuversichtlich lauten: »Was mich aber am meisten freut, ist der stille Beifall! Man sieht recht, wie sehr und immer mehr diese Oper steigt.« (7. Oktober.) Das Publikum mußte sich eben erst an diese neue Welt gewöhnen; viele wollten zunächst nur das prunkvolle Ausstattungsstück sehen und konnten vor allen Dingen den Ernst des zweiten Aktes nicht begreifen. Aber die Gewöhnung geschah rasch; selbst die in Wien ansässigen Italiener konnten sich der Bewunderung dieses Werkes nicht verschließen. Mozart berichtet, wie Salieri eingestand, das sei ein Werk, »würdig, bei der größten Festivität, vor dem größten Monarchen aufzuführen – er würde sie gewiß sehr oft sehen, denn er hätte noch kein schöneres und angenehmeres Spektakel gesehen ... Von der Sinfonie (d. i. Ouvertüre) bis zum letzten Chor war kein Stück, welches ihm nicht ein Bravo oder Bello ablockte«.
    Schikaneder betrieb den Erfolg durch rasche Wiederholungen und erreichte, daß die Zauberflöte eine bis dahin unerhörte Zugkraft ausübte, wurde sie doch im Oktober 24 mal aufgeführt. Und wenig mehr als ein Jahr später konnte Schikaneder die 100. Aufführung ankündigen. Diesen

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