Mozart - Sein Leben und Schaffen
in dieser Zeit einem eifrigen Maurer noch besonders wertvoll sein, den Sieg der Maurerei über die Mächte der Finsternis darzustellen. Denn Leopold II. hatte scharfe Maßregeln gegen die Freimaurerei erlassen, Mozart aber hatte gewiß keinen Grund, dem Kaiser Leopold persönlich besonders gut gesinnt zu sein. Außerdem, was konnte ihm näherliegen,als den Sieg des »reinen Menschentums« zu verkünden. Endlich mußte auch dem Geschäftsmann Schikaneder einleuchten, daß die gerade durch die neuen Erlasse ein allgemeines Gesprächschema bildende Freimaurerei vom Theater aus eine besondere Zugkraft ausüben mußte. Für Mozart aber war sie Herzenssache . So fanden sich denn beide gern zusammen, den ganzen Hintergrund maurerisch auszugestalten, und der Redeweise wie den Zeremonien das Gepräge der Loge aufzudrücken.
Es ist nicht zu leugnen, daß wir Heutigen den Bruch im Werke immer schmerzhaft empfinden. Wir schenken zunächst unser Mitgefühl der Königin der Nacht, und die Musik unterstützt das noch, da für unsern Geschmack alle Koloratur in sich etwas Heiteres, Fröhliches hat. Aber jeder, der sich in den Zustand der beiden Freunde versetzt, wird es leicht begreifen, daß sie sich jene Gründe vorrückten, die sie berechtigten, am bereits Gearbeiteten möglichst wenig zu ändern. Und diese Gründe lagen nah. Wenn die nunmehr zur bösen Fee gewordene Königin der Nacht einen reinen Jüngling gewinnen will, um ihren Gegner zu töten und die von jenem bewachte Tochter in ihre Gewalt zurückzubringen, so muß sie dem Jüngling gegenüber schauspielern. Dieser muß dann später die Erklärung erhalten, daß er betrogen worden. Dazu dienten die drei Genien. Die Freunde konnten in dieser Auffassung durch die Tatsache unterstützt werden, daß ja auch der Freimaurerei alles Böse nachgesagt wurde, und es für diese einen um so höheren Triumph bedeuten mußte, wenn einer, der zur Bekämpfung dieser Welt auszog, nachher den Eintritt in dieselbe als höchstes Glück erkennen mußte. Freilich wäre es gut gewesen, wenn sie wenigstens die Gestalt des Monostatos gestrichen hätten, denn wie er in diese Lichtwelt hineingekommen, kann man sich nicht erklären.
Nach alledem hatte der Inhalt der »Zauberflöte « folgende Gestalt gewonnen. Der Prinz Tamino hat sich auf der Jagd in eine Felsengegend verirrt und wird von einer riesenhaften Schlange verfolgt. Außerstande, das Untier zu bekämpfen, ruft er um Hilfe und bricht in Erwartung des Todes ohnmächtig zusammen.Seinem Hilferufe sind drei schwarz gekleidete Damen gefolgt, die das Untier töten. Die Freude über ihren Sieg wird um so größer, als sie die Schönheit des von ihnen geretteten Jünglings bewundern. Sie beschließen, ihrer Fürstin Mitteilung zu machen und trennen sich nach einer halb eifersüchtigen, halb neckischen Szene nur widerwillig von dem schönen Schläfer. Als Tamino erwacht, sieht er einen merkwürdigen Menschen herantanzen, der ganz mit Federn bewachsen ist und ein riesiges Vogelbauer trägt. Es ist Papageno , der dem erstaunten Tamino verkündet, daß er sich im Reiche der Königin der Nacht befinde. Er ist ein guter Kerl, für den des Lebens höchstes Ziel neben reichlichem und gutem Essen und Trinken ein hübsches Weibchen darstellt; aber gern steckt er auch den Ruhm eines Helden ein und nimmt Taminos Dank für die Rettung von der Schlange würdevoll entgegen. Er wird aber rasch für seine Lüge bestraft. Die drei Damen nahen wieder, Papageno wohlbekannt, da er für das Schloß der Königin die Vögel liefert. Sie überreichen ihm aber als Entgelt für die Vögel diesmal statt des Weines Wasser, statt Brot einen Stein und hängen ihm außerdem ein Schloß vor den allzu schwatzhaften Mund. Nun beschränkt sich Papagenos Sprache auf ein »Hm«, für Schikaneder ein bereits erprobtes Wirkungsmittelchen, da er im »Stein der Weisen« einen dahin hatte verzaubern lassen, daß er bloß noch Miau singen konnte. Tamino aber überreichen sie das kleine Bildnis eines Mädchens. »Bezaubernd schön«, entflammt es den Jüngling zur Liebe. Da erscheint ihm die Königin der Nacht. Sie teilt ihm mit, daß dieses Mädchen Pamina sei, ihre Tochter, die ihr ein böser, mächtiger Dämon entrissen hat. Wenn er das Mädchen erlöst, soll dessen Hand seine Belohnung sein. Tamino ist entschlossen zur Tat, da nahen die Damen wieder und überreichen ihm eine Flöte, mit der er der Menschen Leidenschaft verwandeln kann. Papageno soll ihn begleiten. Nur ungern versteht
Weitere Kostenlose Bücher