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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Leopoldstädtischen Theater unter großem Beifall »Das Sonnenfest der Brahminen« gegeben worden, zu dem Kotzebues Schauspiel »Die Sonnenjungfrau« den Stoff gegeben hat. Hier hatte sich ein junger Engländer in ein Indianermädchen verliebt, war mit ihr von den Priestern gefangengenommen worden, soll geopfert werden und wird schließlich durch einen Zufall gerettet. Natürlich fehlt die komische Person nicht; es ist hier einGärtner mit seinem lustigen Weibchen. Aber der Erfolg des Werkes hatte natürlich auf der glänzenden Entfaltung der Tempelszenen und Priesteraufzüge beruht. Und nun wollen wir uns erinnern, daß Mozart zehn Jahre zuvor für Schikaneder die Musik zu »König Thamos« geschrieben hatte. Wir haben früher ausgeführt, welch gewaltige Chöre Mozart in diesem Werke angebracht hat. Vergegenwärtigen wir uns kurz den Inhalt dieses Dramas, so finden wir darin zunächst als Schauplatz den Sonnentempel Heliopolis. In der Gestalt des Oberpriesters Sethos verbirgt sich der vorzeiten vertriebene König Menes. Im Tempel waltet die Jungfrau Tarsis. Sorgsam behütet der Oberpriester ihre Liebe. Ist sie doch, ohne es zu wissen, seine Tochter. Ihre Liebe aber gilt Thamos, dem Sohne jenes Empörers, der einst Menes (also Sethos) vom Throne vertrieben hat. Thamos soll nach seines Vaters Tode König werden. Aber sein Vertrauter Pheron, der selber Tharsis liebt und mit ihrer Hand den Königsthron gewinnen möchte, zettelt eine Verschwörung gegen Thamos an, wozu ihm Mirza, die Vorsteherin der Tempeljungfrauen, ein ränkesüchtiges, böses Weib, beisteht. Im Sonnentempel, als Thamos feierlich zum König bestätigt wird, soll die Verschwörung zum Ausbruch kommen. Aber der Oberpriester enthüllt rechtzeitig die Pläne, gibt sich als den einst vertriebenen König kund und vereint die Liebenden. Die böse Mirza ersticht sich selbst, Pheron wird von einem Blitze vernichtet.
    Man sehe dieses Schauspiel, das doch den beiden Freunden, die einst an ihm gemeinsam gearbeitet hatten, ein vertrauter Gesprächsgegenstand sein mußte, an, und man wird eine Fülle von Keimen für die neue Handlung der »Zauberflöte« erkennen. Im Oberpriester und König steckt die Gestalt Sarastros. Wie Sethos hält dieser die Hand über das reine junge Weib (Tharsis = Pamina). Der Bösewicht Pheron giert nach der Hand des Weibes wie Monostatos. Vor allem aber bot das Werk die gewaltigen Tempelszenen und die große Entfaltung von Chören, in denen sich Mozart als Meister erwiesen hatte. Grund genug für Schikaneder, sich dieses Hilfsmittel für sein Werk zu sichern. Es bliebe dann nur zu erklären, weshalbSarastro das Mädchen seiner Mutter entrissen hat. Natürlich mußte jetzt diese Mutter aus der guten Fee eine böse werden. Der Hohepriester des Lichttempels hat der Königin der Nacht ihre Tochter entführt, um diese vor den verderblichen Einflüssen der Mutter zu schützen. In dem Jüngling, der nach der Tochter auszieht, muß gleichzeitig das Verlangen nach Licht herrschen.
    Wenn wir alle diese stofflichen Bestandteile zusammenhalten und bedenken, daß Mozart und Schikaneder eifrige Freimaurer waren, so wären schon genug Anlässe vorhanden, die die beiden auf den Gedanken bringen konnten, die freimaurerischen Gebräuche mit der Oper zu verbinden. Denn die Handlung war nun zu einer Aufnahme in einen Tempel mit seinen Mysterien geworden; dieser Tempel lag in Ägypten, von wo die Freimaurer ihre Zeremonien herleiteten. Nun kommt aber hinzu, daß die Quelle des Schauspiels »Thamos« – ein französischer Freimaurer-Roman »Sethos« von Terrasson (1731 erschienen, 1777 in deutscher Übersetzung) – sicher in der Bibliothek der Loge war. In ihm wird im dritten und vierten Buche erzählt, wie ein ägyptischer Priester in die Mysterien der Isis eingeführt wird. Er muß eine Feuer-, eine Wasserprobe und eine Probe mit einem rollenden Rad bestehen, dann folgen Fasten und Stillschweigen. An vielen Stellen enthält die Oper wörtliche Entlehnungen aus dem Roman, während dessen Handlung selbst keinen weiteren Einfluß übte. Da aber nach der damaligen Meinung die Mysterien der Ägypter mit denen der Freimaurerei sich deckten, war die ganze Entwicklung gegeben. Sarastro mußte nun das Oberhaupt der »Eingeweihten« werden; Tamino und sein Begleiter Papageno, nachher Tamino und seine Geliebte Pamina, mußten als Neulinge die Reise durch die Elemente machen, ehe sie in das Reich des Lichtes und der Wahrheit aufgenommen wurden. Es mußte aber gerade

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