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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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die Verhältnisse für sie besonders günstig, denn sowohl der König Georg III., der ein leidenschaftlicher Verehrer Händels war, wie auch die Königin Sophie Charlotte waren im besten Sinne musikalisch und fühlten sich in ihrer deutschen Gesinnung zu deutschen Musikern besonders hingezogen. Das hat später ja auch Haydn erfahren. So gelang es den Mozarts schon am 27. April, sich bei Hofe hören zu lassen, und der Vater berichtet frohlockend: »Die uns von beiden hohen Personen bezeugte Gnade ist unbeschreiblich, ihr freundschaftliches Wesen ließ uns gar nicht denken, daß es der König und die Königin von England wären. Man hat uns an allen Höfen noch außerordentlich höflich begegnet, allein was wir hier erfahren haben, übertrifft alles andere.« Die musikalischen Veranstaltungen bei Hofe wiederholten sich bald, und vor allem der junge Wolfgang versetzte alle Welt in Erstaunen, so daß man ihn bald als »das größte Wunder, dessen sich Europa und die Welt überhaupt rühmen kann«, pries.In der Tat verursachte das Reisen und das vielfache öffentliche Auftreten keinerlei Hemmnis in des Knaben musikalischer Entwicklung. Der Vater selber sagt davon: »Es übersteigt alle Einbildungskraft. Das, was er gewußt hat, als wir Salzburg verließen, ist ein purer Schatten gegen das, was er jetzt weiß.« Bald darauf schreibt er in vollberechtigtem Stolze: »Genug ist es, daß mein Mädel eine der geschicktesten Spielerinnen in Europa ist, wenn sie gleich nur 12 Jahre hat; und daß der großmächtige Wolfgang kurz zu sagen alles in diesem seinem achtjährigen Alter weiß, was man von einem Manne von 40 Jahren fordern kann. Mit kurzem, wer es nicht sieht und hört, kann es nicht glauben. Sie selbst, alle in Salzburg wissen nichts davon, denn die Sache ist nun etwas ganz anderes.«
    Man geht wohl nicht fehl, wenn man die Ursache, daß die Kinder – auch für Marianne gilt es – unter dem Reisen und durch den Aufenthalt in der Fremde nicht litten, vor allem darin sieht, daß die Eltern stets bei ihnen waren und ihnen überall eine Heimat zu bereiten wußten. Freilich werden wir ja bald und später immer wieder von nicht unbedenklichen Erkrankungen der Kinder, zumal Wolfgangs, zu sprechen haben, die doch wohl zumeist auf diese große und rasche Entfaltung der geistigen Kräfte zurückzuführen sind. Aber das wirkt als unabänderliches Schicksal. Denn bei Mozart vollzieht sich das alles so selbstverständlich und natürlich, daß man nicht das Recht hat, die geistige Entwicklung als willkürlich beschleunigt hinzustellen. Der Genius waltet und schaltet eben nach seinem Belieben mit dem Körper, dem er verbunden ist. Man denke doch, daß Franz Schubert, der niemals auf solche Reisen geführt worden ist, der obendrein von der Natur mit einem gewissen körperlichen Phlegma begnadet worden war – denn es war eine Gnade gegenüber seiner unendlich regen Phantasietätigkeit –, ebenso rasch von dem Feuer verzehrt wurde, das in ihm lohte. Wolfgang war schon als Kind nachts nur mit Gewalt vom Klavier zu entfernen, und wenn man den Kranken auch vom körperlichen Musizieren fernhalten konnte, so ließ sich doch sein Geist nicht zwingen.
    Unter den Freunden, die die Künstler in London gewannen.war auch Joh. Seb. Bachs zweitjüngster Sohn, Johann Christian (1735–1782), der sogenannte Mailänder oder englische Bach. Von dem Riesenerbe, das sich die Söhne des die ganze Musik besitzenden Bach teilten, fiel diesem lebenslustigen Manne das leichteste und gefälligste Gebiet zu: er ist ein bedeutender Vertreter der italienischen Oper und verdienter Förderer des leichten, gefälligen Klavierspiels geworden. Dem kleinen Mozart ist er mit väterlichem Wohlwollen entgegengekommen und hat viel mit ihm gemeinsam musiziert. Fleischer (Moz.-Biogr. S. 27) weist mit Recht auf eine gewisse Wesensverwandtschaft zwischen Bach und Mozart hin. Sicher ist, daß der letztere den Londoner Musiker auch als Komponisten sehr hochstellte. »Wer mir den Bach verachtet, der ist ein Narr«, heißt es vierzehn Jahre später in einem Briefe. Die Neigung zum modernen, »galanten« Klavierstil ist freilich noch mehr durch Philipp Emanuel Bach gefördert worden, dessen 1753 erschienenen »Versuch über die wahre Art, das Klavier zu spielen«, der Vater Mozart nicht ohne Nutzen studiert hatte, wie auch seine Violinschule beweist.
    Am 5. Juni, einen Tag nach dem Geburtstag des Königs, gaben die Mozarts ihr erstes öffentliches Konzert, das nicht nur einen

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