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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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weit über das Gewöhnliche erhaben waren, auch ohne Rücksicht auf das Alter des Knaben; und für die künstlerische Veranlagung des Kindes bezeichnend ist, daß es sein Augenmerk vor allem auf die Charakteristik des Ausdrucks verlegte, wobei natürlich diese Charakteristik mehr von den Worten her als etwa aus den Charakteren der sie singenden Personen genommen war.
    Am 24. Juli 1765 verließen Mozarts London, am 1. August England. Wolfgang hat dem Lande und dem Volke, das ihn so gastlich aufgenommen, dauernd die wärmste Sympathie bewahrt. Noch 1782 nennt er sich einen Erz-Engelländer und freut sich des britischen Sieges bei Gibraltar. Als später die Not so schwer auf seinem Hause lastete, dachte er wiederholt an eine neue Kunstreise nach England, die ihm die pekuniäre Erlösung wohl eben so sicher gebracht hätte, wie Haydnund Weber. Aber der als Knabe so leicht die Welt durchzog, hat es als Mann nicht gekonnt. Da fehlte eben für den zeitlebens Kind gebliebenen die so sorgsame und geschickte Hand, mit der der Vater alle Schwierigkeiten des äußeren Lebens aus dem Weg geräumt hatte.
    Das Reiseziel war der Haag , wohin der holländische Hof sie dringend eingeladen. Nach einem unliebsamen, durch Erkrankung von Vater und Sohn veranlaßten Aufenthalt in Lille kamen sie über Gent und Antwerpen gegen Mitte September im Haag an, wo sie in der Ville de Paris, einem geringen Gasthofe, Quartier nahmen. Sie sind über sieben Monate in Holland geblieben, wo sie bei Hof und Volk eine sehr warme Aufnahme fanden, die auch dauerhafter war als anderswo. Leider wurde der Aufenthalt durch die lebensgefährliche Erkrankung erst Mariannens, dann Wolfgangs, zeitweise zu einer sehr schweren Prüfung. Schon am 30. September hatten sie am Hofe des Statthalters gespielt, zehn Tage später war das erste öffentliche Konzert. » De Liefhebbers kunnen na hun plaisir hem Muzick vorleggen, hy zal het zelve voor de vuyst speelen .« Mit diesen Worten rühmt die Anzeige des Knaben Fähigkeit im Vomblattspiel. (Nach Scheuerleer » M.s Verblyf in Nederland « 1883.) Erst am 22. Januar 1766 kam es zum zweiten Konzert; so lange währte die böse Krankheitsperiode. Bemerkenswert ist vor allem, daß der Knabe hier in Holland bereits als vollgültiger Komponist genommen wurde, wie seine Beteiligung an den Feierlichkeiten zur Volljährigkeit des Prinzen von Oranien beweisen.
    Erst Mitte April reisten sie ab und kamen über Antwerpen, Utrecht und Mecheln Ende des Monats in Paris an. Es ist sehr bezeichnend, daß sich die Teilnahme des Publikums, trotzdem der Knabe gerade in geistig musikalischer Hinsicht so außerordentlich gewachsen war, nicht wieder in dem Maße einstellen wollte, wie vorher. Man hatte eben die Sensation gehabt, und das auffällig und äußerlich Wunderbare nahm ja mit jedem Tage ab, den der Knabe älter wurde. Einzelne natürlich bezeugten auch jetzt ihre hohe Teilnahme. So fanden zahlreiche Wettkämpfe mit den ausgezeichnetsten Künstlern auf der Orgel, dem Klavier und in der Improvisation statt, bei denender Knabe zum wenigstens mit großer Ehre bestand. Der Prinz Ferdinand von Braunschweig sprach nur die allgemeine Meinung aus, »daß viele Kapellmeister stürben, ohne das gelernt zu haben, was der Knabe jetzt schon konnte«.
    Von der Rückreise, die über Lyon, Genf, Bern, Zürich, Schaffhausen, Donaueschingen führte, ist nichts Besonderes mehr hervorzuheben. Wo sich der Knabe hören ließ, fand er auch die regste Bewunderung. Mitteilenswert ist noch, daß er in Biberach auf der Orgel einen Wettkampf mit Sixtus Bachmann (geb. am 18. Juli 1754 zu Kettershausen, gest. 1818), einem zwei Jahre älteren Wunderkinde, unternahm, der für beide ehrenvoll ausfiel. Ich erwähne das nur, weil Sixtus Bachmann trotz seiner bewundernswerten Wunderkindschaft, später kein über den Durchschnitt hervorragender Komponist oder Musiker geworden ist und somit, im Gegensatz zu Mozart, das gewöhnliche Schicksal der musikalischen Wunderkinder darstellt, die fast alle später im günstigen Falle tüchtige Durchschnittsmusiker geworden sind.
    Endlich Ende November 1766 traf die Familie Mozart nach fast 3½ jähriger Abwesenheit wieder in Salzburg ein. Vater Mozart hatte alle Ursache, mit dem Erfolg der Reise zufrieden zu sein. Er brachte einen nicht unbeträchtlichen Gewinn nach Hause. Die Ehrenbezeigungen, die man seinen Kindern erwiesen, hätten auch den verwöhntesten erwachsenen Virtuosen vollauf zufriedenstellen müssen; am meisten aber wird

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