Mr. Fire und ich (Band 3)
Gesicht.
„Geht's dir gut meine Süße?“
„Ja Mama, sehr gut, warum?“, fragte ich und spürte, wie ich rot wurde. Ich kann nur schwer etwas vor ihr verbergen. Sie hat unausstehliche Seiten, aber sie war mich immer eine liebende und aufmerksame Mutter, die das nicht Wahrnehmbare wahrnimmt.
„Ich weiß nicht...Du bist wunderhübsch. Noch hübscher als vor sechs Monaten, wenn das überhaupt möglich ist“, fügte sie lächelnd hinzu.
„Mama!...“
„Doch, doch. Aber ich weiß nicht...du wirkst etwas verändert... Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
„Aber ja, Mama, du kannst mir glauben!“ antwortete ich und drehte mein Kinn auf die Seite. „Ich bin müde, das ist alles...“
Mein Vater kam mit einem Champagner zurück und wir stießen auf meine Rückkehr an. Ich erzählte ihnen Details über meine Arbeit, mein Zimmer, meine Kollegen und von meinen Eindrücken von New York, ich erzählte ihnen von Tom.
„Dieser junge Mann sieht charmant aus", stellte meine Mutter mit einem neugierigen und spöttischen Lächeln fest.
„Ja, Tom ist sehr speziell. Es war wirklich Glück, dass ich ihn traf. Er hat mir viel geholfen. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten mit meinem Englisch, dem Papierkram, den Verhaltensregeln im Hotel... Dann hatten wir auch noch dieselben Interessen. Aus diesem Grund sind wir öfter zusammen ausgegangen. Aber du musst dir jetzt kein komisches Zeug vorstellen, Mama. Tom ist ein Freund, ein sehr guter Freund, wie man ihn nur selten findet. Ich hoffe, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren.“
„Mmm, mmm, okay“, sagte meine Mutter starrköpfig, überzeugt, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
„Gut, sollen wir zu Tisch gehen? Tu musst Hunger haben, meine Julia?“
Nein, ich habe keinen Hunger, aber ich werde mich zwingen, zu essen, wie ich mich zwinge zu sprechen und gut gelaunt zu sein... Weil ich glücklich bin, euch glücklich zu sehen, weil mir meine Bemühungen helfen, meine Trauer zu verbergen, sie zu überwinden, nicht zusammenzubrechen.
„Ja Papa, sehr gern.“
Wie gewöhnlich hat meine Mutter so viel eingekauft, dass man eine ganze Armee davon satt bekommen würde, aber sie selbst aß nichts. Sie gehört zu der Sorte Frauen, die seit zwanzig Jahren auf Diät ist und denen man die kulinarischen Entbehrungen ansieht. Nichts macht sie glücklicher, als wenn sie sagen kann:
„Dieses Kleid habe ich meiner Tochter geliehen, da wir dieselbe Größe haben... “
Mein Vater isst unter dem vorwurfsvollen Blick meiner Mutter. Während meiner Abwesenheit musste er nicht jeden Tag einen Grund zum Feiern vortäuschen, man würde sagen, dass er heute Grund hat, etwas nachzuholen...
Habe ich durch meine Abwesenheit von Zuhause für mehr als sechs Monate den Eindruck gewonnen, dass alles überzogen ist? Der unterwürfige Charakter meines Vaters, die Unzufriedenheit meiner Mutter, die Spannung untereinander und ihr Verhältnis zu mir...
Mein Vater ist Mitglied im Regionalrat. Er hätte gesellschaftlich aufsteigen können, aber, wie meine Mutter zu sagen pflegt,
„er hat es vermasselt“
. Und das verübelt sie ihm bis heute. Sie träumte von einem Leben in gehobenen Kreisen und wollte dieses Leben über meinen Vater erreichen. Er wiederum fühlte sich erbärmlich, weil er der Frau, die er liebte, nicht das bieten konnte, was sie sich wünschte. Mein Vater ist ein sanfter, netter, etwas labiler Mann, der Auseinandersetzungen und Wirbel meidet. Um die, die er liebt, nicht zu verlieren, und vielleicht weil er meint, er hätte es verdient, verhält er sich unauffällig, so dass er alles ohne jeglichen Einwand akzeptiert.
Was sie seit mehr als zwanzig Jahren verbindet? Die Gewohnheit und ich, ihre einzige Tochter, ihre kleine Prinzessin, ihr Erfolg. Es ist, als ob sie über mich die ganze Liebe ausgießen, die sie sich nicht mehr gegenseitig geben können. Sie haben mich weder verwöhnt noch verzogen, sie haben mir nicht alle meine Launen durchgehen lassen, aber sie waren (und sind es immer noch) übermäßig beschützend und gaben mir immer das Gefühl, dass sie mich über alles liebten, dass sie durch mich existierten. Eine Kindheit voller Liebe und Ermunterungen ist das schönste, was es gibt, aber im Laufe der Jahre wurden ihre Aktionen überzogen, sogar erdrückend.
Heute Abend tat es mir gut, mich willkommen zu fühlen, in ihren Augen das Glück zu sehen, das ihnen meine Anwesenheit bereitete, sich in einer schützenden Hülle zu finden, umsorgt zu werden. Und
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